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Während der breitgefasste Swiss Performance Index (SPI) auch diese Woche wieder von einem Rekordhoch zum nächsten kletterte, waren die Gewinnerwartungen für die darin berücksichtigten Unternehmen erneut rückläufig. Damit koppeln sich die Aktienkurse immer weiter von der Unternehmensgewinnentwicklung ab - was auf Dauer nicht eben ungefährlich ist.
Mittlerweile scheint auch hiesigen Firmenlenkern nicht mehr ganz wohl bei diesem Phänomen zu sein. In den letzten Tagen trennten sie sich gleich bei mehreren Unternehmen von Aktien des eigenen Arbeitgebers. Insbesondere jene des Basler Pharma- und Diagnostikkonzerns Roche warfen Titel mit einem Verkehrswert von mehr als 11 Millionen Franken auf den Markt.
Lädt zu Gewinnmitnahmen ein: Die Kursentwicklung der Valoren von Roche (Quelle: www.cash.ch)
Damit befinden sie sich in guter Gesellschaft. Denn beim Schokoladehersteller Barry Callebaut trennte sich ein namentlich nicht näher bekannter Verwaltungsrat von Aktien und löste für diese knapp 8 Millionen Franken. Und auch der Unterhaltungselektronikhersteller Logitech sowie Julius Bär meldeten der Schweizer Börse SIX Titelverkäufe in Millionenhöhe.
Die @Logitech-Geschäftsleitung machte rückblickend genau im richtigen Zeitpunkt Kasse - und das beileibe nicht zum ersten Mal. $LOGN $LOGI
— cashInsider (@cashInsider) February 13, 2020
Bei der Credit Suisse stehen die Zeichen auf Veränderung. Tidjane Thiam dürfte seinem Nachfolger Thomas Gottstein in diesen Minuten die letzten Pendenzen übergeben und sich dann in eine längere Auszeit verabschieden – bevor er sich neuen Herausforderungen stellt. Gegen aussen gab der Firmenchef seine Abschlussvorstellung schon am gestrigen Donnerstag, als er der Weltöffentlichkeit den Zahlenkranz für das Schlussquartal präsentierte.
Nur dank einer buchhalterischen Aufwertung der SIX-Beteiligung in Höhe von 500 Millionen Franken sowie eines 150 Millionen Franken schweren Liegenschaftsverkaufs fiel der den Aktionären zurechenbare Quartalsgewinn dreimal höher aus als noch vor einem Jahr. Diese einmaligen Erträge hatten die Analysten auf dem Radar – nicht aber die schmerzhafte Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten in Höhe von 330 Millionen Franken.
Dass die Aktien ihre frühen Kursverluste im Tagesverlauf einzugrenzen vermochten, dürfte vor allem den optimistischen Aussagen zum Tagesgeschäft sowie dem seit Tagen zu beobachtenden Kaufinteresse aus dem angelsächsischen Raum zu verdanken gewesen sein.
Meine Vermutung: Da bauen mächtige Marktakteure eine grössere Wette auf strategische Veränderungen unter dem zukünftigen Firmenchef auf. Zur Erinnerung: Thiam war vor viereinhalb Jahren mit dem Vorsatz angetreten, der Credit Suisse eine vorwärts gerichtete Wachstumsstrategie zu verpassen.
Wie schwierig es ist, hohe Erwartungen mit der Realität in Einklang zu bringen, musste auch Nestlé-Chef Mark Schneider erfahren. Auf den ersten Blick verfehlte der Nahrungsmittelkonzern aus Vevey die Erwartungen an das organische Umsatzwachstum mit 3 Prozent zwar nur knapp. Allerdings hatten einige wenige Analysten gegenüber dem vorangegangenen dritten Quartal mit einer Wachstumsbeschleunigung auf bis zu 4 Prozent gerechnet.
Kommt hinzu, dass Schneider den Coronavirus-Ausbruch als günstige Gelegenheit nutzt, um das Ziel eines jährlichen organischen Umsatzwachstums zwischen 4 und 6 Prozent um ein bis zwei Jahre in die Zukunft zu verschieben. Der Versuch, die Aktionäre zwischenzeitlich mit einer grosszügigen Dividendenerhöhung bei Laune zu halten, scheint nicht die erhoffte Wirkung zu entfalten.
Die Börse verzeiht momentan fast alles. Ob sie nach den jüngsten Hiobsbotschaften auch Nestlé vergibt? Zumindest Analyst Patrik Schwendimann von der Zürcher Kantonalbank geht jedenfalls davon aus. Er stuft das SMI-Schwergewicht am heutigen Freitag von "Marktgewichten" auf "Übergewichten" herauf, nachdem dieses seit dem Rekordhoch vom letzten September rund 16 Prozent schlechter als der breite Markt abgeschnitten hat.
Ungemütlich werden könnte es für Stadler Rail. Noch vor einer Woche waren es bloss Spekulationen - jetzt verdichten sie sich: Alstom will für rund 7 Milliarden Euro die Zugsparte der kanadischen Bombardier kaufen. Mit dieser Übernahme würden weltweit mehr als 40'000 Mitarbeiter einen neuen Arbeitgeber.
Während Alstom erst einmal mit sich selbst beschäftigt sein dürfte, könnte längerfristig ein übermächtiger Rivale aus dieser Übernahme hervorgehen - wobei Stadler Rail momentan mit hausgemachten Problemen zu kämpfen hat. Mich nähme echt wunder, wie Peter Spuhler als profunder Branchenkenner die Konsequenzen der sich abzeichnenden Konsolidierungswelle einschätzt.
Und wenn wir schon bei Peter Spuhler sind: In den letzten Tagen musste er bei Autoneum erneut als finanzkräftiger Käufer von Titeln herhalten. Gerüchte, wonach der Ankeraktionär beherzt zugreife, verlieh den Aktien des Automobilzulieferers kräftig Auftrieb.
Die Kursentwicklung der Autoneum-Aktien zeigt seit knapp zwei Wochen wieder klar nach oben (Quelle: www.cash.ch)
Angesichts der hausgemachten Probleme und der Flaute in den Absatzmärkten scheinen mir Kurse um 128 Franken doch etwas überzogen. Allerdings flossen Spuhler aus dem Börsengang von Stadler Rail bekanntlich um die 1,4 Milliarden Franken zu – und diese wollen angelegt sein.
Als Käufer zu erkennen geben muss er sich übrigens erst, wenn die Stimmkraft seiner Beteiligungsgesellschaft PCS Holding den meldepflichtigen Schwellenwert von 20 Prozent überschreitet.
Lassen wir uns mal überraschen. Vielleicht wissen wir ja schon kommenden Freitag mehr, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.
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