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Mit 2018 neigt sich am Schweizer Aktienmarkt das schlechteste Börsenjahr seit Ausbruch der Finanzkrise von 2007/08 dem Ende entgegen. Nicht wenige Einzelaktien haben noch viel deutlicher an Kurswert verloren und den Anlegern teilweise hohe prozentual zweistellige Verluste beschert.
Nichts desto trotz wünsche ich allen meinen Leserinnen und Lesern jetzt schon einen guten Rutsch und für 2019 gute Gesundheit, Wohlergehen und immer das nötige Quäntchen Glück an der Börse.
Die nächste Kolumne erscheint am Donnerstag, den 3. Januar 2019, wie gewohnt um 12.30 Uhr.
Herzlichst, der cash Insider
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Wenn Anleger in den nächsten Tagen den alljährlichen Briefumschlag ihrer Bank mit dem Depotauszug im Briefkasten vorfinden, dürfte ihnen vermutlich schon vor dem Öffnen der Atem stocken. Die Frage ist nicht ob auf dem Depotauszug ein Minus steht, sondern vielmehr wie hoch dieses ausfallen wird. Kaum eine Anlageklasse, mit der sich in den vergangenen 12 Monaten Geld verdienen liess.
Mit einem Rückgang um knapp 9 Prozent ist der Swiss Performance Index (SPI) im europäischen Vergleich noch gut bedient. Nach einem ersten Vorgeschmack im Oktober, folgte im Dezember der Absturz. Der viel beachtete Stoxx Europe 600 Index verlor 14 Prozent. Aus Sicht eines in Franken rechnenden Anlegers beträgt das Minus sogar satte 17 Prozent.
Nur wer seine Risiken im Aktienbereich breit abstützte, kam mit einem blauen Auge davon. Wer auf Einzelaktien setzte, musste schon eine sehr glückliche Hand haben. Ansonsten bezahlte er ein hohes Lehrgeld – wie ein Blick auf die diesjährige Verliererliste verrät. Die Aktien des Backwarenherstellers Aryzta fielen um 87 Prozent, die des Vermögensverwalters GAM um 76 Prozent und selbst die beiden Gewinner aus dem Vorjahr blieben nicht verschont. Die Papiere des Sensorenherstellers AMS büssten 74 Prozent, jene des Solarzulieferers Meyer Burger immerhin noch 65 Prozent ein.
Die paar Gewinner hatte hingegen kaum jemand auf dem Radar. Mit anderen Worten: 2018 war ein Börsenjahr zum Vergessen.
Dasselbe gilt für die Entwicklung meiner vor gut einem Jahr kommunizierten Schweizer Aktienfavoriten für das Börsenjahr 2018. Trotz einer taktischen Barmittelquote von zeitweise mehr als 30 Prozent und den beiden Schwergewichten Roche und Nestlé fällt die Schlussbilanz gelinde gesagt ernüchternd aus. Dabei wurde ich einst gar für diese beiden Titel belächelt. Zu gross, zu träge und sowieso viel zu langweilig, so lautete damals das niederschmetternde Urteil.
Nicht ausschliesslich auf Aktien aus der zweiten oder gar der dritten Linie zu setzen, erwies sich rückblickend zwar als richtig. Allerdings hätte ich auf meine Zurückhaltung für die spätestens ab dem Frühsommer überhitzten Nebenwerte halt auch Taten folgen lassen müssen. Sich Ende Januar zu Kursen um 364 Franken von den Aktien von Burckhardt Compression (diesjähriger Schlusskurs: 230,40 Franken) oder bei 70 Franken von jenen von AMS (diesjähriger Schlusskurs: 23,56 Franken) zu trennen, reichte nicht aus.
Die um 47 Prozent tieferen Aktien von Basilea schnitten am schwächsten ab. Hier rissen weniger firmenspezifische Gegebenheiten, als vielmehr die Flucht der Anleger aus kleinen Schweizer Pharmaunternehmen ein tiefes Loch in die Kursentwicklung. Im Zuge mehrerer Ergebnisenttäuschungen und einer Reduktion der diesjährigen Wachstumsvorgaben wurden die Papiere von Dufry mit einem Minus von fast 36 Prozent abgestraft. OC Oerlikon konnten sich den Kursverlusten bei den hiesigen Automobilzulieferaktien nicht entziehen und verloren rund 35 Prozent. Ebenfalls schwach schnitten Clariant, ABB und LafargeHolcim ab. Einzig die Valoren von Roche und Nestlé wussten sich zu behaupten. Rückblickend hätte ich den beiden Schwergewichten ein grösseres Gewicht einräumen sollen. Im Nachhinein ist man immer schlauer...
Geld kostete die Wette auf den diesjährigen Investorentag der Credit Suisse. Die Handelsposition wurde just an dem Tag bei 11,30 Franken ausgestoppt. Es resultierte ein Verlust von rund 12 Prozent. Ich muss mir - wohl oder übel - den Vorwurf gefallen, dass ich mich aufgrund optisch tiefer Kurse zu diesem eigentlich unnötigen Abenteuer hinreissen liess. Regelmässige Leserinnen und Leser wissen ja von meiner grundsätzlichen Abneigung gegen Schweizer Bankaktien als Langfristanlage.
Mit einem durchschnittlichen Minus von 19,1 Prozent schnitten meine Schweizer Aktienfavoriten für das Börsenjahr 2018 deutlich schlechter ab als der um 8,8 Prozent schwächere SPI. Die letzten 12 Monate haben die solide Bilanz von 2017 einfach mal schnell ausradiert.
Bilanz der letzten Jahre
Jahr | Aktienfavoriten | SPI |
2013 | +40,1 Prozent | +23,9 Prozent |
2014 | +11,4 Prozent | +15,2 Prozent |
2015 | +4,1 Prozent | +2,4 Prozent |
2016 | -3,7 Prozent | -1,7 Prozent |
2017 | +23,6 Prozent | +20,1 Prozent |
2018* | -19,1 Prozent | -8,8 Prozent |
* Schlusskurse vom 28. Dezember 2018
Deutlich besser hielten sich die dividendenstarken Dogs of the SMI. Sie verloren gerademal 3,5 Prozent und entwickelten sich damit deutlich besser als der SPI. Ohne die schwachen Aktien von LafargeHolcim sähe die Schlussbilanz sogar noch besser aus. Allen Unkenrufen zum Trotz taugt eine hohe Dividendenrendite also doch als Schutz vor Börsenturbulenzen.
Im Zuge der Kursverluste der letzten Wochen und Monate gibt es im Hinblick auf 2019 auch bei den Dogs of the SMI grössere Veränderungen. Dividendenkönig bleibt die Zurich Insurance Group (6,1 Prozent), gefolgt von Swiss Re (5,6 Prozent) auf dem zweiten und Adecco (5,5 Prozent) neu auf dem dritten Rang. Erstmals rentieren UBS (5,4 Prozent) und LafargeHolcim (5,1 Prozent) besser als Swisscom (4,7 Prozent). Ich setze dennoch alle sechs auf die Liste.
Neue Dogs of the SMI:
Titel | Anzahl | Einstand | akt. Kurswert* |
Barmittel | 261,68 Franken | ||
Adecco N | 220 | 45,93 Franken | 10'104,60 Franken |
LafargeHolcim N | 245 | 40,50 Franken | 9'922,50 Franken |
Swisscom N | 20 | 469,70 Franken | 9'394,00 Franken |
Swiss Re N | 110 | 90,12 Franken | 9'913,20 Franken |
UBS Group N | 815 | 12,24 Franken | 9'971,52 Franken |
Zurich N | 35 | 293,10 Franken | 10'258,50 Franken |
Total | 59'826,00 Franken |
* = Schlusskurse vom 28. Dezember 2018
Interessant ist, dass es keines der drei Schwergewichte mehr auf die Liste der Dogs of the SMI schafft. Bei letzteren dominieren mit Zurich Insurance Group, Swiss Re und UBS neuerdings die Finanzwerte.
Ich wäre nicht überrascht, sollten die sechs Dogs of the SMI den breiten Markt in den nächsten 12 Monaten abermals hinter sich zurücklassen.
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