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Kürzlich verbannte die UBS den Schweizer Aktienmarkt im europäischen Attraktivitäts-Ranking auf den undankbaren letzten Platz. Dabei argumentierten die Strategen um Nick Nelson mit der überdurchschnittlich stolzen Bewertung, dem nachlassenden Gewinnmomentum sowie mit der geradezu erdrückenden Dominanz der drei konjunkturresistenten Indexschwergewichte Nestlé, Roche und Novartis.

Keine 24 Stunden später liess mit der Credit Suisse auch die zweitgrösste Schweizer Bank verlauten, dass sie heimischen Aktien in ihren Kundendepots nur ein unterdurchschnittliches Gewicht einräumt. Auch Chefstratege Andrew Garthwaite begründet seine Abneigung gegen Aktien aus der Schweiz mit denselben Argumenten wie sein Berufskollege bei der UBS. Darüber hinaus verweist er auf die negative Korrelation gegenüber den wirtschaftlichen Vorlaufindikatoren und der Renditeentwicklung deutscher Staatsanleihen.

Wenn schon die beiden grössten Banken des Landes nichts vom Schweizer Aktienmarkt wissen wollen - wer dann? Die Antwort auf diese Frage überrascht: Mit der Citigroup setzt ausgerechnet eine amerikanische Investmentbank auf Aktien aus der Schweiz.

Dem SMI mit Dividenden-Korrektur fehlt nicht viel zu einem neuen Rekordhoch (Quelle: www.cash.ch)

Aus Sicht von Stratege Robert Buckland und seinen Mitautoren bieten die verhalteneren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und das gedrückte Zinsniveau in der Schweiz den idealen Nährboden für einen florierenden Aktienmarkt wie nirgendwo sonst in Europa.

Dass die Strategen die hiesigen Indexschwergewichte als Wachstumsaktien anpreisen, kommt einem Ritterschlag gleich. Eigentlich haftet den Valoren von Nestlé, Roche und Novartis nämlich eher der Ruf des Trägen und Langweiligen an.

Mit den Aktien von Nestlé und Novartis sind denn auch zwei von drei Indexschwergewichten auf der Liste der 20 Schlüsselkaufempfehlungen der Citigroup zu finden. Dritte im Bunde sind aus Schweizer Sicht die dividendenstarken Papiere der Zurich Insurance Group.

Das ist die logische Schlussfolgerung, steuern die von der amerikanischen Investmentbank favorisierten Sektoren Nahrungsmittel, Gesundheit und Finanzen beim Swiss Market Index (SMI) doch nicht weniger als 80 Prozent zur Gesamtkapitalisierung bei.

Diese unmissverständliche Kaufempfehlung kommt zu einem Zeitpunkt, in dem die hiesigen Indexschwergewichte erstmals in diesem Jahr Ermüdungserscheinungen zeigen. Bei Roche reichten selbst die deutlich besser als erwartet ausgefallenen Neunmonatsumsatzzahlen und die dritte Erhöhung der diesjährigen Zielvorgaben nicht aus, um Gewinnmitnahmen zu verhindern. Und auch die noch immer als sehr beliebt geltenden Aktien von Nestlé hatten in der zweiten Hälfte der letzten Woche einen schweren Stand.

Ich bin gespannt, ob die Citigroup dem Schweizer Aktienmarkt neues Leben einzuhauchen vermag - oder ob zumindest Novartis ihm am morgigen Dienstag mit einem überzeugenden Zahlenkranz und der von einigen Analysten erhofften Erhöhung der diesjährigen Zielvorgaben Impulse verleihen kann.

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Logitech gilt als eine Erfolgsgeschichte, die hierzulande ihresgleichen sucht. Den Geschicken von Firmenchef Bracken Darrell ist es zu verdanken, dass sich der Lausanner Peripheriegerätehersteller innerhalb nur weniger Jahre vom hässlichen Entlein zum stolzen Schwan mauserte.

Allerdings ist das Vorzeigeunternehmen an einem Punkt angelangt, an dem es höllisch aufpassen muss, will es nicht dem eigenen Erfolg zum Opfer fallen. Denn die Börse hat sich in all den Jahren an die positiven Ergebnisüberraschungen und Erhöhungen der Zielvorgaben gewöhnt - und erachtet diese mittlerweile quasi als eine Selbstverständlichkeit.

Seit wenigen Tagen leiden die Logitech-Aktien unter einer hartnäckigen Kursschwäche (Quelle: www.cash.ch)

So überrascht es nicht, dass die Aktien von Logitech trotz Traumergebnissen weit vom Rekordhoch von Ende August 2018 bei knapp 49 Franken zurückgefallen sind. Am Freitagnachmittag brach eine Verkaufswelle über die in New York gehandelten Titel herein. Dabei wechselte fast das Fünffache der üblichen Tagesvolumina die Hand.

Die naheliegendste Erklärung ist der Derivatverfall vom Freitag. Allerdings könnte auch die am morgigen Dienstag anstehende Quartalsergebnisveröffentlichung ihren Schatten vorausgeworfen haben - womit wir wieder bei den ambitioniert hohen Markterwartungen wären...

 

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