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Am 14. Juli läutet der Risikokapitalspezialist Partners Group hierzulande die Quartalsberichterstattung mit den Angaben zu den verwalteten Kundenvermögen ein, gefolgt vom Luxusgüterhersteller Richemont tags darauf mit den Quartalsumsatzzahlen. Die Liste derjenigen Unternehmen, welche die Erwartungen im Vorfeld zu dämpfen versuchen, wird immer länger. Gestern Dienstag sah sich auch Coltene gezwungen, die Jahresziele unter negativen Vorzeichen zu überarbeiten. Die Börse reagierte ungehalten und strafte die Aktien des Anbieters von Verbrauchszubehör für Zahnarztpraxen mit schmerzhaften Kursverlusten ab.

Darf man dem für Julius Bär tätigen Chefstrategen Mathieu Racheter Glauben schenken, dann stehen uns turbulente Sommermonate bevor – und das nicht nur an der Schweizer Börse, sondern rund um den Globus. Seine Warnung ist genauso eindringlich wie unmissverständlich: Bei einigen Unternehmen sind Zahlenenttäuschungen so gut wie sicher.

Interview: «Der Aktienmarkt hat ein Worst-Case-Szenario erst zu 70 Prozent eingepreist»

Er rechnet nicht nur bei den Aktien der enttäuschenden Unternehmen mit Kursverlusten. Vielmehr sieht der Stratege die Stimmung an den Aktienmärkten darunter leiden – was angesichts des momentanen Stimmungstiefs kaum vorstellbar scheint.

Seines Erachtens werden nicht eben wenige Analysten ihre Gewinnschätzungen noch einmal mit dem Rotstift überarbeiten müssen. Gerade die Margenerwartungen dürften sich wohl als zu optimistisch herausstellen. Er rät Anlegern deshalb zu defensiven Aktien, etwa zu solchen aus der Nahrungsmittel- oder der Pharmaindustrie.

Kürzlich lud der amerikanische Broker Stifel zur Swiss Equity Conference ins malerische Interlaken. Im Grand Hotel Victoria Jungfrau standen während mehreren Tagen 115 Führungspersönlichkeiten von nicht weniger als 55 Publikumsgesellschaften aus der Schweiz rund 130 geladenen Gästen Rede und Antwort.

Grundsätzlich sei die Stimmung bei den Unternehmen um einiges besser als bei den Investoren, so lautete im Anschluss daran die wohl wichtigste Erkenntnis von Stifel-Chefanalyst Christian Arnold. Seinen Aussagen zufolge hätten sich nur die Abgesandten des Stromzählerherstellers Landis+Gyr sowie jene des Spitalkommunikationsanbieters Ascom eher pessimistisch in Sachen Geschäftsentwicklung geäussert. Ich berichtete zeitnah in meiner Kolumne zum Thema. Prädikat: Erleuchtend.

Ergebnisängste setzten den Ascom-Aktien in den letzten Wochen ziemlich zu (Quelle: www.cash.ch)

Ob es sich bei der ausgelassenen Stimmung an der Swiss Equity Conference bloss um Zweckoptimismus handelt, wird sich spätestens dann zeigen, wenn die hiesigen Unternehmen ab Mitte Juli ihre Zahlenkränze veröffentlichen. Dann zeigt sich auch, welche Unternehmen der heimtückischen Kombination von steigenden Kosten und den sich eintrübenden Wirtschaftsaussichten trotzen konnten. Bisweilen war es vielen von ihnen zwar möglich, den Kostenschub über Preiserhöhungen an die Abnehmer weiterzugeben. Die Akzeptanz war zumindest zwischen Januar und März verblüffend gross, wie sich zeigte. Doch wie verhielt es sich seither...?

Fast noch wichtiger als der Blick in den Rückspiegel – sprich zurück aufs zweite Quartal – dürfte jener durch die Windschutzscheibe sein. Vermutlich werden es letztendlich aber die zukunftsgerichteten Aussagen sein, die darüber entscheiden, ob die Börse nun unterkühlt oder doch eher erleichtert reagiert.

Kommt eine weitere Schwierigkeit hinzu: An der Börse ist alles immer eine Frage der Erwartungen. Es soll schon vorgekommen sein, dass eine Aktie ganz anders reagierte, als eigentlich anzunehmen wäre. Bleibt uns "Normalsterblichen" wohl nicht viel anderes übrig, als weiterhin "im Trüben zu fischen"...

 

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