Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

+++

Die Aktien von PolyPeptide konnten in den letzten Tagen zwar etwas Boden gutmachen. Allerdings zählen die Valoren des Pharmazulieferers mit einem satten Minus von mehr als 70 Prozent auch weiterhin zu den diesjährigen Börsenschlusslichtern.

Nun folgt ein weiterer Schlag für die nicht gerade erfolgsverwöhnten Aktionärinnen und Aktionäre: Die UBS nimmt die Erstabdeckung der Aktien mit "Sell" und einem 12-Monats-Kursziel von gerade mal 26,50 Franken auf – was an der Börse eine weitere Verkaufswelle über den Pharmazulieferer hereinbrechen lässt. Die Papiere verlieren zur Stunde weitere 10 Prozent.

Die zuständige Analystin Barbora Blaha findet denn auch klare Worte. Zum einen sieht sie das margenstarke Impfstoffgeschäft wegfallen und zum anderen warnt sie davor, dass der hohe Investitionsbedarf auf Jahre hinaus auf die Gewinnentwicklung drücken wird. Auf Basis ihrer nächstjährigen Schätzungen errechnet sich selbst nach dem Kursdebakel der letzten Monate noch immer ein eher stolzes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von fast 40. Geht es nach Blaha, müssen viele ihrer Berufskollegen noch einmal den dicken Rotstift zücken.

Die Verkaufsempfehlung bremst die Aktien von PolyPeptide aus (Quelle: www.cash.ch)

Federführende Bank für den Börsengang von PolyPeptide war seinerzeit die Credit Suisse. Gemeinsam mit Morgan Stanley, Bank of America und der Berenberg Bank brachte sie den Pharmazulieferer Ende April 2021 an die Schweizer Börse SIX. Mittlerweile notieren die Aktien weit unter dem einstigen Ausgabepreis von 64 Franken.

Pharmazulieferaktie: Letztjähriger Schweizer Börsenüberflieger muss erneut Federn lassen


Wüsste man es nicht besser, würde man hinter der Verkaufsempfehlung der UBS wohl einen Tritt ans Schienbein der Rivalin Credit Suisse vermuten – zumal die UBS-Analystin noch bis November letzten Jahres für die Credit Suisse tätig war. Ihre Nachfolgerin bei der früheren Arbeitgeberin, Tanya Hansalik, kommt ihrerseits neuerdings auf ein Kursziel von 44 (zuvor 66) Franken für die von ihr mit Neutral eingestuften Papiere.

Ich selber warte noch immer darauf, dass die ebenfalls in den Börsengang involvierte Morgan Stanley ihr Bewertungsmodell für PolyPeptide endlich überarbeitet. Die amerikanische Investmentbank preist die Aktien nämlich schon eine ganze Weile mit "Overweight" und einem Kursziel von 85 Franken an...

+++

In den letzten Jahren übertraf Logitech regelmässig selbst die optimistischsten Analystenerwartungen. Doch damit scheint nun Schluss zu sein. Als das Vorzeigeunternehmen aus Lausanne Ende Juli den Zahlenkranz für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2022/23 veröffentlichte, dämpfte es auch gleich die Erwartungen.

So soll der Umsatz währungsbereinigt nicht mehr um 2 bis 4 Prozent steigen, sondern zwischen 4 und 8 Prozent unter dem Vorjahr zu liegen kommen. Auch beim operativen Gewinn (EBIT) machen die Lausanner Abstriche. Mit 650 bis 750 Millionen Dollar liegt die neue Bandbreite nicht unwesentlich unter den noch im Mai genannten 875 bis 925 Millionen Dollar.

Will man dem für die UBS tätigen Analysten Jörn Iffert Glauben schenken, dann sind selbst diese Ziele bereits wieder überholt. Wie er in einem mir zugespielten Kommentar schreibt, geht er neuerdings von einem operativen Jahresgewinn (EBIT) von 590 Millionen Dollar bei einem um 16 Prozent rückläufigen Umsatz von 4,6 Milliarden Dollar aus.

Der Kurs der Logitech-Aktien hat sich in den letzten 12 Monaten mehr als halbiert (Quelle: www.cash.ch)

Die überarbeiteten Gewinnerwartungen liegen damit um bis zu 20 Prozent unter den Annahmen seiner Berufskollegen. Mit anderen Worten: Womöglich müssen auch diese bei ihren Schätzungen noch einmal den dicken Rotstift ansetzen. Ob das für Logitech dann auch so glimpflich ausgeht wie im Bewertungsmodell Ifferts, wird sich zeigen müssen. Denn trotz den einschneidenden Abwärtsrevisionen verringert sich das 12-Monats-Kursziel für die Aktien des Unterhaltungselektronikherstellers bloss auf 68 (zuvor 70) Franken. Und auch an der Kaufempfehlung hält man bei der UBS unbeirrt fest.

Ich schrieb kürzlich:

...und...

Von daher überraschen mich die Anpassungen aus dem Hause UBS eigentlich nicht. Im Wissen, dass die Aktien von Logitech seit Ende Dezember fast 40 Prozent eingebüsst haben und auf dem tiefsten Stand seit Mai 2020 notieren, bin ich damit womöglich nicht alleine.

 

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.