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Über Monate hinweg buhlte Johnson & Johnson um die Gunst von Actelion. Mit Erfolg: Bei 280 Dollar je Aktie in bar konnten die Firmenvertreter um das Gründerehepaar Jean-Paul und Martine Clozel nicht mehr länger widerstehen.
Dass sich die Amerikaner nicht wie zuvor schon Amgen oder Shire die Zähne am Pharmahersteller aus dem Baselbiet ausgebissen haben, hat allerdings einen weiteren Grund: Über die Barzahlung hinaus erhalten die Aktionäre Titel der in eine eigenständige Publikumsgesellschaft ausgelagerten Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten zugeteilt. Damit können die Clozels dort weiterfahren, wo sie ursprünglich begonnen haben – bei der Erforschung neuer Therapien.
In Expertenkreisen wird schon heiss über den zukünftigen Börsenwert dieses Unternehmens diskutiert. Die mit Abstand höchste Schätzung von 14 Franken je Aktie steht seitens von Jefferies im Raum. Unter gewissen Umständen rechnet die amerikanische Investmentbank über einen Anlagehorizont von 12 bis 18 Monaten sogar mit einem Kursanstieg auf 19 Franken. Andere und möglicherweise realistischere Annahmen liegen in der Region von 7 Franken je Aktie.
Zählt man diese 7 Franken zu den 280 Dollar hinzu, müsste der Aktienkurs von Actelion eigentlich bei 284 Franken notieren. Aktuell werden die Papiere des Pharmaherstellers aus Allschwil jedoch mit einem Abschlag von rund 10 Prozent zu dieser rechnerischen Summe gehandelt.
Der Kurs der Actelion-Aktien ist zuletzt wieder unter das Barangebot gefallen; Quelle: www.cash.ch
Eine mögliche Erklärung liefert eine Offenlegungsmeldung an die Schweizer Börse SIX. Wie dieser entnommen werden kann, hat sich Dan Och in den vergangenen zwei Wochen von Aktien getrennt. Als Multimilliardär und Gründer der Hedgefonds-Boutique Och-Ziff ist der Amerikaner auch in der Schweiz kein unbeschriebenes Blatt. Wo immer sich auch kurzfristige Gelegenheiten eröffnen: Och ist mit dabei.
Zuletzt mischte er hierzulande um die Bezugsrechtsemission bei Meyer Burger kräftig mit (siehe Kolumne vom 28. Dezember).
Wenn sich jemand wie Dan Och bei Kursen unter dem rechnerischen Übernahmeangebot von Aktien eines Unternehmens trennt, hat er entweder bereits wieder ein attraktiveres Ziel im Auge - oder aber er befürchtet quasi in letzter Minute ein Scheitern der Transaktion. Wie dem auch immer sein möge - die der SIX gemeldete Beteiligungsreduktion könnte Signalwirkung haben.
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Wer Ende November den Mut aufbrachte, beim Vermögensverwalter GAM einzusteigen, wurde fürstlich entlöhnt. Innerhalb von gerade mal vier Wochen schossen die Kursnotierungen um 30 Prozent nach oben.
Wie gewonnen, so zerronnen. Denn genauso schnell ging es für die Aktien der ehemaligen Tochtergesellschaft von Julius Bär auch wieder nach unten, wird GAM in Analystenkreisen doch eine weitere Ergebnisenttäuschung nachgesagt (siehe Kolumne vom 16. Januar).
Dass die Kursnotierungen in den letzten Tagen immer wieder in den einstelligen Frankenbereich tauchten, könnte aber noch einen weiteren Grund haben. Aus London ist gerüchteweise nämlich von einem orchestrierten Angriff angelsächsischer Hedgefonds zu hören. Ziel könnte es sein, in der Region von 9,80 Franken vermutete limitierte Verkaufsaufträge auszulösen und eine Abgabewelle loszutreten.
Wie Erhebungen des Beratungsunternehmens Markit verraten, sind GAM zuletzt in die Liste der zehn am meisten leerverkauften Aktien aus der Schweiz aufgestiegen. Ende Januar liefen Wetten im Umfang von 6,7 Prozent aller ausstehenden Titel gegen den Vermögensverwalter - Tendenz steigend. Weshalb sollte an den Londoner Gerüchten also nicht doch etwas Wahres sein?
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So köstlich die Brötli und Gipfeli von Aryzta am Sonntagmorgen auch schmecken mögen - den Aktionären dürften sie in Anbetracht des jüngsten Kursdebakels wortwörtlich im Halse steckenbleiben.
Seit der genauso überraschenden wie auch einschneidenden Gewinnwarnung von vor zwei Wochen ging beim Backwarenhersteller aus Zürich mehr als ein Drittel des Börsenwerts in Rauch auf.
Am Freitagnachmittag konnten sich die Aktien erstmals wieder fangen und zu einer Gegenbewegung ansetzen. Ohne Neuigkeiten notierten die Kursnotierungen im späten Handel vorübergehend um mehr als 8 Prozent über dem Schlussstand vom Vortag. Insgesamt wechselten nicht weniger als 1,85 Millionen Aktien den Besitzer. Auffällig waren insbesondere die aggressiven Käufe im Call-Warrant ARYBBZ. Den 4,87 Millionen Warrants liegen weitere knapp 500'000 Aktien zugrunde.
Die aggressiven Käufe könnten ein Indiz dafür sein, dass sich ein Finanzinvestor bei Aryzta einkauft und für radikale Veränderungen sorgt. Denn so wie in den letzten Jahren kann es beim Backwarenhersteller beim besten Willen nicht weitergehen.
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