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Wer denkt, dass in amerikanischen Privathaushalten während der pandemiebedingten Ausgangssperre Daumendrehen angesagt war, der irrt ganz gewaltig. "Joe Mainstreet" – wie der Ottonormalanleger in New Yorker Bankenkreisen despektierlich genannt wird – hat den heimischen Aktienmarkt wiederentdeckt und erobert seither die Wallstreet. Angeblich geht nicht nur der Anstieg der Aktien des Elektroautomobilpioniers Tesla auf über 1000 Dollar auf sein Konto, sondern auch die Kursexzesse beim finanziell angeschlagenen Autovermieter Hertz. Und als ob das nicht schon genug wäre, wird "Joe Mainstreet" in New York für eine Vielzahl weiterer Kursexzesse (mit-)verantwortlich gemacht.

Dass diese Anschuldigungen nicht völlig an den Haaren herbeigezogen sind, scheinen Erhebungen von Merrill Lynch bestätigen zu wollen. Wie die mächtige amerikanische Investmentbank schreibt, hat ihre Anlagekundschaft vergangene Woche unter dem Strich für 2,1 Milliarden Dollar Aktien verkauft. Dabei seien einzig kleinere Privatkunden im grossen Stil bei Aktien eingestiegen, so lässt sie durchblicken.

Meines Erachtens ist die Frage nicht ob, sondern vielmehr wann diese Spekulationswelle auch auf Europa überschwappt und damit das Handelsgeschehen in der Schweiz bestimmt. Denn auch hierzulande gibt es zahlreiche Aktien mit Kursen unter einem Franken, die nur darauf warten, wiederentdeckt zu werden.

Ich denke da etwa an die Papiere des Solarzulieferers Meyer Burger, des Nahrungsmittelergänzungsherstellers Evolva oder des Edelstahlspezialisten Schmolz + Bickenbach – nur um die prominentesten Vertreter dieses Titelsegments zu nennen.

Kursentwicklung der Aktien von Meyer Burger (rot), Evolva (grün) und Schmolz + Bickenbach (gelb) über die letzten 12 Monate (Quelle: www.cash.ch)

Alle diese Aktien haben sich über die letzten Wochen und Monate bereits wieder von ihren langjährigen Tiefstkursen von Mitte März nach oben gelöst. Anhaltspunkte für spekulative Exzesse sucht man bisweilen jedoch vergeblich.

Die drei genannten Unternehmen befinden sich in einer Selbstfindungsphase, welche möglicherweise zu einem zusätzlichen Kapitalbedarf führen könnte.

Im Wissen, dass sich "Joe Mainstreet" – ich bitte diesen Begriff zu entschuldigen – vor allem aufgrund der starken Kursschwankungen in sogenannten "Penny Stocks" tummelt, sind die Zukunftsaussichten eines Unternehmens vermutlich nur von untergeordneter Bedeutung.

Auch an der Börse beissen den Letzten bekanntlich die Hunde. Vor Risiken und Nebenwirkungen sei deshalb gewarnt.

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In meiner Kolumne vom gestrigen Dienstag berichtete ich von einer Heraufstufung der Aktien von Novartis von "Neutral" auf "Buy" durch die mächtige Citigroup. Für gewöhnlich hätte alleine schon das 103 Franken lautende Kursziel aggressive Käufe nach sich gezogen. Doch es sollte alles ganz anders kommen: Die Börse reagierte überraschend unterkühlt.

Allerdings rennt der bekannte Pharmaanalyst Andrew Baum wenigstens bei seinesgleichen offene Türen ein. Mit Graham Parry von Merrill Lynch meldet sich ein weiterer profunder Branchenkenner zu Wort. Er bekräftigt sowohl seine Kaufempfehlung als auch das Kursziel von 100 Franken.

Zuspruch erhalten die beiden in London beheimateten Analysten von Berufskollege Eric Le Berrigaud bei Bryan Garnier & Co. Er errechnet gar einen fairen Wert von 105 Franken. Unnötig zu erwähnen, dass auch Le Berrigaud eine Kaufempfehlung ausstehend hat.

Die Aktien von Novartis nehmen jetzt doch Fahrt auf (Quelle: www.cash.ch)

Und in den Handelsräumen der Credit Suisse in Zürich werden die Papiere tradinghalber angepriesen, wobei ihnen auf kurze Sicht Kurse von bis zu 89 Franken zugetraut werden.

Mit vereinten Kräften schaffen die Analysten, was dem für die Citigroup tätigen Andrew Baum im Alleingang verwehrt blieb: Die Aktien von Novartis nehmen endlich Fahrt auf.

Und dennoch zeigt sich einmal mehr, dass die Marktakteure nach vielversprechenden Geschichten und einer Portion Nervenkitzel gelüstet. Da reicht nicht aus, wenn eine Aktie empfohlen wird, bloss weil sie im Kurs zurückgeblieben ist.

 

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