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Schneller, höher, weiter - so lautete zumindest in Analystenkreisen noch bis vor wenigen Monaten die Devise. Dem Höhenflug bei den Aktien kleinerer und mittelgrosser Unternehmen aus der Schweiz schienen keine Grenzen gesetzt. Je aggressiver die Kaufempfehlung und je abenteuerlicher das Kursziel, desto grösser war die Resonanz an der Börse.

Mit dem Kursdebakel vom Oktober verstummten dann allerdings auch die aggressiven Kaufempfehlungen. Viele Aktienanalysten verfielen in eine Art Schockstarre. Aus letzterer erwachen nun erste Vertreter dieser Spezies.

Torsten Sauter von Kepler Cheuvreux setzt bei den einst sehr beliebten Aktien von Logitech den Rotstift an. Der Leiter der Schweizer Aktienanalyse nimmt zwar nur geringfügige Schätzungsrevisionen vor, um den jüngsten Verschiebungen im transatlantischen Währungsgefüge Rechnung zu tragen. Das Kursziel streicht er allerdings auf 39 (zuvor 50) Franken zusammen, was Sauter mit der grundsätzlich tieferen Bewertung von Unternehmen aus der Technologieindustrie begründet.

Dennoch möchte ich dem Chefanalysten ein Kränzchen winden. Ende August stufte er die Aktien des Lausanner Peripheriegeräteherstellers nämlich aus weiser Vorahnung von "Buy" auf "Hold" herunter. Damals kosteten die Papiere noch um die 48 Franken.

Mittlerweile werden am Markt gar Spekulationen wach, wonach Logitech anlässlich der Quartalsergebnisveröffentlichung gar die Zielvorgaben für das Geschäftsjahr 2018/19 reduzieren könnte. Nachdem sich die Vorgaben in der jüngeren Firmengeschichte regelmässig als zu konservativ erwiesen, wäre das die erste Anpassung unter negativen Vorzeichen seit Jahren.

Aufstieg und Fall der eigentlich beliebten Aktien von Logitech über die letzten 12 Monate (Quelle: www.cash.ch)

Bei den Aktien von Geberit blieb es nicht bei einschneidenden Kurszielreduktionen. Nach der UBS und Goldman Sachs sprach zuletzt auch noch die Berenberg Bank eine Verkaufsempfehlung aus. Das Kursziel lautet gerademal noch 300 (zuvor 410) Franken.

Die fetten Jahre seien vorbei, schreibt Analystin Marta Bruska und reduziert die Gewinnschätzungen vorsorglich schon mal um bis zu 14 Prozent. Die enttäuschenden Zielvorgaben für das neue Geschäftsjahr scheinen ihr Recht geben zu wollen.

Doch auch an der Erreichbarkeit der Mittelfristziele hegt Bruska gewisse Zweifel. Sie hält sogar Kurse von 150 bis 190 Franken für möglich, sollte der Sanitärtechnikkonzern seinen Bewertungsaufschlag gegenüber dem europäischen Bausektor verlieren.

Ob diese Ängste gerechtfertigt sind, wird bei Geberit wohl erst das detaillierte Jahresergebnis vom 12. März verraten. Erst dann will das Unternehmen die Katze aus dem Sack lassen und die neuen Wachstums- und Margenvorgaben für das laufende Jahr kommunizieren.

Bei Vifor Pharma buchstabiert hingegen Analyst Christoph Gretler von der Credit Suisse zurück. Im Zuge einer Kürzung seiner Absatzerwartungen für den Kaliumbinder Veltassa fallen die Gewinnschätzungen um durchschnittlich 9 Prozent. Das Kursziel streicht der Analyst sogar auf 165 (zuvor 200) Franken zusammen. An der "Outperform" lautenden Kaufempfehlung für die Aktien des Pharmaherstellers aus Bern hält er allerdings unbeirrt fest.

Für den Kaliumbinder sagt Gretler weiterhin einen Spitzenumsatz von jährlich gut 700 Millionen Dollar vorher. Wenn er damit angesichts der mageren Absatzzahlen im vergangenen Jahr mal nicht zu hoch greift. Allerdings will der milliardenschwere Kaufpreis für Relypsa - den amerikanischen Hersteller von Veltassa - ja auch gerechtfertigt sein.

Vor gut einer Woche reduzierte Analyst James Gordon von J.P. Morgan das Kursziel für die Aktien von Vifor Pharma sogar auf 135 (zuvor 200) Franken. Das ursprüngliche Kursziel geht in den Juli letzten Jahres zurück. Damals empfahl Gordon die Papiere noch mit "Overweight" zum Kauf.

Die Vifor-Aktien hatten in den letzten drei Wochen wieder kräftig Auftrieb (Quelle: www.cash.ch)

Mittlerweile warnt der Analyst sogar vor enttäuschenden Zielvorgaben für das laufende Jahr. Besonders bitter für die Kunden: Ende Juli letzten Jahres wurden Kurse von nahezu 200 Franken bezahlt.

Ob es sich bei den genannten Kurszielkürzungen bloss um die berüchtigte Spitze des Eisbergs handelt, wird die anstehende Unternehmensberichterstattung für das vierte Quartal verraten. Vermutlich werden viele Analysten die Zahlenkränze zur Entschuldigung nehmen, ihre mittlerweile unrealistischen Kursziele zu überarbeiten. Den Veränderungen bei den Gewinnerwartungen dürfte dabei aber eine ungleich höhere Bedeutung als den tieferen Kurszielen zukommen. Letztendlich sind es die Gewinnerwartungen, die zählen.

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