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Seit Tagen wird am Schweizer Aktienmarkt rege umgeschichtet. Nach der starken Kursentwicklung seit Jahresbeginn nehmen mächtige ausländische Grossinvestoren bei den hiesigen Indexschwergewichten Nestlé, Roche und Novartis erste Gewinne mit. Was vom Verkaufserlös nicht ins benachbarte Ausland abfliesst, sorgt hierzulande bei anderen Titelsegmenten - unter anderem auch bei den arg gebeutelten Bankaktien - für steigende Kurse.

Das dürfte auch die Autoren einer 32 Seiten starken Branchenstudie aus dem Hause Citigroup freuen. Die Studie liest sich wie eine Liebeserklärung an die Schweizer Bankaktien. Letztere seien übertrieben stark abgestraft worden und seien jetzt so günstig wie seit Jahren nicht mehr, so schreiben die in London stationierten Autoren um den bekannten Bankenanalysten Andrew Coombs. Sie erachten die jüngsten Ergebnisängste als übertrieben und versprechen sich aufgrund der freundlicheren Finanzmärkte höhere verwaltete Kundenvermögen und damit steigende Gewinne. Die Bankenanalysten sind sich deshalb sicher: Die Schweizer Banken werden sich aus eigener Kraft aus der Ertragsflaute befreien können.

Alleine auf der ersten Seite der Branchenstudie stolpert man ganze acht Mal über das Wort "Kaufen". Die Aktien von Vontobel - neuerdings ein Kauf mit einem Kursziel von 64,50 (zuvor 61) Franken. Die Papiere der Rivalin Julius Bär - ein klarer Kauf in Schwächen mit einem Kursziel von 50,50 (zuvor 48) Franken. Und selbst die Aktien von EFG International werden von den Autoren als aussichtsreicher Turnaround-Kandidat angepriesen - wenn auch mit einem leicht tieferen Kursziel von 8,30 (zuvor 8,50) Franken.

Kursentwicklung der Aktien der Credit Suisse (rot) im Zwölf-Monate-Vergleich mit jenen der UBS (grün) und Julius Bär (gelb). (Quelle: cash.ch)

Die Studie liest sich wie ein Freibrief zum Kauf von Schweizer Bankaktien und die "Einkaufsliste" der Autoren wie das "Wer ist wer" der hiesigen Bankenlandschaft: Favorisiert werden die Valoren der Credit Suisse, gefolgt von jenen von EFG International, Vontobel, Julius Bär und der UBS.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass Coombs und seine Abteilungskollegen schon seit einer gefühlten Ewigkeit zum Kauf von Schweizer Bankaktien raten. Gerade den langjährigen Aktionären einiger der genannten Banken - unter ihnen wohl auch Kunden der Citigroup - dürften beim Blick auf die Kursentwicklung allerdings die Tränen der Verzweiflung in die Augen schiessen.

Ich will zwar nicht behaupten, dass die Kurserholung bei den hiesigen Bankaktien nicht noch weiterlaufen könnte. Zu mehr als einem vorübergehenden Aufbäumen fehlt mir allerdings noch immer der Glaube, scheint mir die Hoffnung der Citigroup auf ein baldiges Ende der Ertragsflaute doch etwas gar verfrüht.

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Vor gut einem Jahr galt Richemont als das wohl beliebteste Unternehmen aus dem 20 Namen starken Swiss Market Index (SMI). Kaum ein Analyst, der die Aktien des in Genf beheimateten Luxusgüterkonzerns nicht wärmstens zum Kauf empfahl. Kursziele von 100 Franken oder mehr waren damals keine Seltenheit.

Allerdings sollte alles ganz anders kommen: Auf einen Vorstoss bis auf 99 Franken setzte in der zweiten Hälfte letzten Jahres eine geradezu zermürbende Rutschpartie ein. Davon haben sich die Papiere nie mehr richtig erholt.

Trotz oder gerade wegen dieser Kursflaute stufte die für Julius Bär tätige Analystin Gabriella Abderhalden die Aktien von Richemont am gestrigen Montag mit einem Kursziel von 75 (zuvor 77,50) Franken von "Buy" auf "Hold" herunter. Abderhalden warnt einerseits vor einer Wachstumsverlangsamung im Geschäft mit teuren Luxusuhren, andererseits aber auch vor hohen Investitionen in den Ausbau des Online-Vertriebs. Gerade Letzteres spiegelt sich bei anderen Analysten noch immer nicht vollumfänglich in den zukünftigen Gewinnschätzungen wider.

Berg- und Talfahrt der Richemont-Aktien in den vergangenen zwölf Monaten. (Quelle: cash.ch)

Zumindest den Berufskollegen bei Merrill Lynch und bei der Credit Suisse kann man diesen Vorwurf nicht machen. Während der Luxusgüteranalyst der Schweizer Grossbank sein Anlageurteil von "Neutral" auf "Underperform" zurücknahm, senkte die für Merrill Lynch tätige Analystin ihres sogar von "Buy" auf "Underperform" und das Kursziel auf 65 (zuvor 80) Franken. Die Gründe aber sind dieselben wie bei Julius Bär gestern: Hohe Vorabinvestitionen in den Online-Vertrieb und struktureller Gegenwind im Uhrengeschäft.

Ich will den Entscheidungsträgern am Hauptsitz von Richemont in Genf keinen Vorwurf machen. Sie scheinen die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. Denn auch die Luxusgüterindustrie steht vor einem grundlegenden Wandel. Für gewöhnlich gehen diejenigen Unternehmen als Gewinner aus diesem Wandel hervor, die rechtzeitig die Flucht nach vorn ergreifen - selbst wenn diese Flucht nach vorn im Fall von Richemont mit hohen Vorausinvestitionen verbunden ist. Geduld könnte sich hier bezahlt machen.
 

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