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Eigentlich lässt der von Logitech veröffentlichte Zahlenkranz keine (Aktionärs-)Wünsche offen: Mit 1,31 Milliarden Dollar setzte das Erfolgsunternehmen aus Lausanne im zurückliegenden Quartal knapp 66 Prozent mehr um als im Jahr zuvor. Und das trotz der damals schon hohen Vergleichsbasis. Der operative Gewinn (EBIT) verdoppelte sich sogar auf 234,5 Millionen Dollar. Analysten waren im Vorfeld von einem operativen Gewinn (EBIT) in Höhe von 193,4 Millionen Franken bei einem Umsatz von 1,26 Milliarden Dollar ausgegangen.
Dennoch reagiert die Börse überraschend unterkühlt. In der ersten Handelsstunde schmierte der Kurs der Aktien mal eben schnell auf unter 103 Franken ab. Zur Stunde verlieren die Papiere noch immer knapp 7 Prozent.
Über die Gründe für dieses Kursfiasko lässt sich bestenfalls mutmassen. Fakt ist: Nicht eben wenige Analysten hatten damit gerechnet, dass Logitech die Erwartungen noch deutlicher übertrifft. Einer von ihnen ging gar von einem operativen Gewinn (EBIT) in Höhe von fast 295 Millionen Dollar bei einem Umsatz von 1,46 Millionen Dollar aus. Er wird nun bei seinen Schätzungen wohl oder übel den Rotstift ansetzen müssen.
Der Kurs der Logitech-Aktien stürzt regelrecht ab (Quelle: www.cash.ch)
Auch wer auf eine Erhöhung der diesjährigen Wachstums- und Gewinnvorgaben spekulierte, wird enttäuscht. Die Lausanner streben wie bis anhin einen operativen Gewinn (EBIT) zwischen 800 bis 850 Millionen Dollar bei einem Umsatz in etwa auf Vorjahresniveau an. Spätestens nach dem überzeugenden Abschneiden im zurückliegenden ersten Quartal gelten diese Vorgaben allerdings als ziemlich konservativ.
Die Schätzungen von UBS-Analyst Jörn Iffert sprechen Bände, geht er doch schon heute von einem operativen Jahresgewinn (EBIT) in Höhe von 1,07 Milliarden Dollar aus – und er steht mit dieser Schätzung nicht etwa alleine da.
Ich habe in den letzten Monaten mehrfach geschrieben, dass Logitech-Chef Bracken Darrell nach den überwältigenden Erfolgen der letzten Jahre aufpassen muss, dass der Erwartungsdruck nicht zu gross wird. Genau davon zeugt nun aber die unterkühlte Börsenreaktion – auch wenn ich letztere als ziemlich übertrieben einstufe.
Dasselbe gilt übrigens für den Aufschrei einiger Analysten, was die im vergangenen Quartal beobachtete Barmittelverbrennung anbetrifft. Zum einen scheint Logitech in der Schweiz gleich die Steuern fürs ganze Jahr im Voraus bezahlt zu haben und zum anderen hat das Unternehmen aus Angst vor Lieferengpässen kurzum die Komponentenbestände aufgestockt. Dadurch wird – zumindest kurzfristig – mehr Kapital gebunden.
So viel unternehmerische Weitsicht gehört belohnt und nicht bestraft.
Was die schmerzhaften Kursverluste der ersten Handelsstunde anbetrifft, so vermute ich, dass da Anlagekunden der Credit Suisse die Reissleine gezogen haben. Erst vor wenigen Tagen sprach die Grossbank eine kurzfristige Handelsempfehlung für die Logitech-Aktien mit einem Kursziel von 121 Franken und einer Stop-Loss-Limite bei 104 Franken aus. Mit dem Unterschreiten der 104 Franken dürften einige Titelbestände auf den Markt gespült worden sein...
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18 Prozent – bei dieser Zahl dürften den Aktionärinnen und Aktionären der Credit Suisse schier Tränen der Verzweiflung in die Augen schiessen. Denn genau um so viel haben die Aktien der Grossbank seit Jahresbeginn an Wert verloren – was diese zum diesjährigen SMI-Schlusslicht macht.
Dass es die Valoren von Erzrivalin UBS auf ein Plus von 19 Prozent bringen und jene von Julius Bär immerhin fast 16 Prozent mehr kosten, macht die Sache auch nicht eben besser. Diese Differenz kommt nicht von ungefähr, setzte die Credit Suisse beim Kollaps des umstrittenen Investmentvehikels Archegos doch 5 Milliarden Franken in den Sand.
Bei Kursen über 13 Franken wollten alle die Credit-Suisse-Aktien, jetzt unter 10 Franken hingegen kaum noch jemand (Quelle: www.cash.ch)
Am Donnerstag nun legt die Grossbank ihren Zahlenkranz vor. Dann zeigt sich, wie sie sich im zweiten Quartal geschlagen hat und ob es zu weiteren unangenehmen Überraschungen gekommen ist. Wenn sich im Vorfeld etwas mit verlässlicher Sicherheit sagen lässt, dann nur, dass die Gewinnerwartungen der Analysten weit auseinandergehen – sehr weit sogar.
Sollten weitere Hiobsbotschaften ausbleiben, könnten die ach so arg vernachlässigten Aktien der Credit Suisse durchaus zu einer Aufholjagd auf jene von UBS und Julius Bär ansetzen. Schliesslich fand selbst die Deutsche Bank irgendwie wieder in die Spur zurück. Die Valoren des einstigen "Sorgenkinds" kosten mittlerweile wieder mehr als das Doppelte als noch vor etwas mehr als einem Jahr.
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