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Was wurde der Pharmazulieferer PolyPeptide im Vorfeld seines Gangs an die Schweizer Börse SIX nicht in den Himmel gelobt: Den Wachstumsaussichten schienen kaum Grenzen gesetzt. Zudem gelobte das Unternehmen mit schwedischen Wurzeln, man wolle bei den operativen Margen (EBITDA) innerhalb weniger Jahr endlich zur Konkurrenz aufschliessen.

Dementsprechend gross war das Interesse – nicht nur aus dem In- sondern auch aus dem Ausland. Wie damals aus Bankenkreisen verlautete, waren die 12 Millionen angebotenen Aktien innerhalb kürzester Zeit mehrfach überzeichnet. Und auch die zusätzlichen Titel aus der Mehrzuteilungsoption waren schnell vergriffen. So überraschte nicht, dass der Ausgabepreis mit 64 Franken am oberen Ende der ursprünglichen Preisspanne von 57 bis 68 Franken zu liegen kam.

Der Kurs der PolyPeptide-Aktien schmierte in den letzten Tagen regelrecht ab (Quelle: www.cash.ch)

Wer zum Zug kam und eine vernünftige Zuteilung erhielt, durfte sich über schnelle Kursgewinne freuen: Gingen die Aktien des Börsendebütanten bei gut 80 Franken aus dem ersten Handelstag hervor, mussten Anlegerinnen und Anleger gerade einmal vier Monate später in der Spitze fast 150 Franken hinblättern. Als Brandbeschleuniger erwiesen sich dabei Kaufempfehlungen seitens Morgan Stanley, Bank of America und der Credit Suisse. Die drei Hauptverantwortlichen des Börsengangs priesen die Valoren des Pharmazulieferers von Beginn weg zum Kauf an – Morgan Stanley zwischenzeitlich sogar mit einem Kursziel von 155 Franken.

Bei Schweizer Wachstumsaktien greift die schiere Kaufpanik um sich


Und so kam es, wie es kommen musste: Die Aktien von PolyPeptide gingen mit einer Kursverdoppelung als einer der hiesigen Überflieger aus dem Börsenjahr 2021 hervor. Wer nun aber denkt, dass die Valoren im laufenden Jahr an die Erfolg aus dem Vorjahr anknüpfen können, der irrt gewaltig. Am vergangenen Donnerstagabend kosteten die Aktien ziemlich genau 70 Prozent weniger als noch im Januar.

Tags darauf ging es für die Papiere gleich noch einmal rasant nach unten, nachdem der Pharmazulieferer mit dem Halbjahresergebnis selbst nach einer Gewinnwarnung im Juli an den Analystenschätzungen vorbeischrammte. Zeitweise wurden am Freitag Kurse von weniger als 35 Franken bezahlt. Damit verkommt der einstige Börsenüberflieger zum Sorgenkind.

Schwer im Magen dürften den Anlegerinnen und Anlegern einerseits die erneut nach unten angepassten Jahresziele liegen. Neu geht das Unternehmen von einem Umsatzwachstum von 8 bis 10 Prozent (zuvor 12 bis 14 Prozent) bei einer operativen Marge (EBITDA) zwischen 22 und 25 Prozent (zuvor rund 30 Prozent) aus. Ausserdem könnte es länger dauern, bis die operative Marge in die Nähe der mittelfristig angestrebten 30 Prozent steigt.

Aktienkursentwicklung von PolyPeptide seit dem Börsengang vom April 2021 (Quelle: www.cash.ch)

Das Tagesgeschäft läuft keine zwei Jahre nach dem Börsengang um einiges schlechter als erhofft – während es bei anderen Rivalen wie Lonza oder Siegfried brummt. Beide legten in dieser Zeit eindrucksvolle Zahlenkränze vor. Am kommenden Donnerstag zeigt sich dann, wie sich Bachem so geschlagen hat.

Ich bin neugierig, wie die mit dem Börsengang betrauten Banken auf die Neuigkeiten vom Freitag reagieren werden. Womöglich werden sie bei ihren Gewinnschätzungen für PolyPeptide erneut den dicken Rotstift zücken müssen. Und das keine fünf Wochen nach der letzten Gewinnwarnung. Kein Wunder also, wurden die Aktien am Freitag mit einem Tagesverlust von 20 Prozent abgestraft. Seit Jahresbeginn errechnet sich nun sogar ein Minus von mehr als 75 Prozent.

Von den drei hauptverantwortlichen Banken für den seinerzeitigen Börsengang haben mit der Bank of America ("Buy" mit einem Kursziel 78 Franken) und Morgan Stanley ("Overweight") mit einem Kursziel von 125 Franken) noch immer deren zwei eine Kaufempfehlung für die Valoren des Pharmazulieferers ausstehend. Gut steht die Credit Suisse da. Sie zog bereits Mitte September die Reissleine. Mal schauen, wie sich die Situation gestaltet, wenn die beiden amerikanischen Banken ihre Schätzungen überarbeitet haben. Ich erhoffe mich davon jedenfalls wichtige Anhaltspunkte in Bezug auf die momentane Bewertung der Aktien. Vermutlich werden die Schätzungen der Credit Suisse dabei das wohl zuverlässigste Bild abgeben. Erst dann lässt sich abschätzen, ob das jetzt auch wirklich Kaufkurse sind.

 

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