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Die Preise für Öl und Gas haben in den letzten Tagen deutlich nachgegeben. Wenn das mal keine gute Nachricht ist. Was die Teuerungsentwicklung anbetrifft, dürfte sich die Situation allerdings erst noch einmal verschlimmern, bevor sie besser wird. Zumindest aus Sicht von uns Konsumentinnen und Konsumenten.
Denn die Produzentenpreisindizes – sie stehen für die Entwicklung der Herstellkosten – sind zuletzt im Jahresvergleich prozentual zweistellig gestiegen. Schuld waren die höheren Preise für Öl und Gas, aber eben nicht nur. Für gewöhnlich dauert es drei bis sechs Monate, bis Unternehmen steigende Herstellkosten über Preiserhöhungen an die Abnehmer weitergeben können. Sofern sie denn über die dafür notwendige Preisgestaltungsmacht verfügen.
Mit anderen Worten: Den Teuerungsschub bei den Produzentenpreisen werden wir Konsumentinnen und Konsumenten erst noch zu spüren bekommen. Kommt hinzu, dass die Globalisierung nach der Covid-19-Pandemie und dem Ukraine-Feldzug Russlands grundlegend überdenkt werden muss. Meine Vermutung ist, dass die Auslagerung der Produktion in den Osten erstmals seit mehreren Jahrzehnten zum Erliegen kommt – und mit ihr der preisdämpfende Effekt. Eventuell schlägt das Pendel nun sogar zurück. Und auch die Reduktion der Abhängigkeit von russischem Öl und Gas dürfte ihren Preis haben. Auch diese Rechnung bezahlen letztendlich die Konsumenten.
In der Nacht von gestern Mittwoch auf heute Donnerstag hat mit der amerikanischen Notenbank nun erstmals eine führende Zentralbank die Leitzinsen erhöht. Mit moderaten 25 Basispunkten bewegt sich der Zinsschritt im Rahmen der Erwartungen.
Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen weicht im Vergleich mit der dortigen Kernteuerung immer weiter von der historischen Norm ab (Quelle: Longview Economics, Macrobond)
Darf man den Ökonomen der amerikanischen Investmentbank Citigroup Glauben schenken, dann werden bis Mitte dieses Jahres allerdings zwei weitere Zinsschritte von jeweils 50 Basispunkten folgen – entgegen den Beteuerungen der amerikanischen Notenbank. Nicht auszudenken, was das für die Finanzmärkte bedeuten würde...
Klare Worte findet auch der für Kepler Cheuvreux tätige Chefdenker Chris Potts. Lange Jahre sei die Preisstabilität in den wichtigsten Wirtschaftsräumen sozusagen ein Selbstläufer gewesen. Damit sei nun aber Schluss, wie der Stratege schreibt. Er wähnt die Zentralbanken führender Wirtschaftsnationen deshalb mit dem Rücken zur Wand. Erhöhen sie die Leitzinsen zu ruppig, drohen sie damit die sowieso angezählte Wirtschaft abzuwürgen. Zaudern sie, könnte die Teuerung aus dem Ruder laufen.
Potts geht deshalb davon aus, dass die Zentralbanken den Finanzmärkten die Illusion zu verkaufen versuchen, dem Teuerungsschub Herr werden zu können, ohne die Wirtschaft in eine Rezession zu stürzen. Er selber hält das bloss für Augenwischerei.
Und um auf Worte auch Taten folgen zu lassen, rät der Stratege seiner Anlagekundschaft zum Kauf von Aktien strategisch wichtiger und vor allem sicherer Rohstoffunternehmen. Er schafft in diesem Zusammenhang sogar die neue Titelkategorie "SSCP" ("Strategically secure Commodity Producers").
Ich warnte schon in den ersten Dezember-Tagen vor der Gefahr einer Stagflation und schrieb damals folgendes:
...und...
Langjährige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass ich Negativzinsen für ein Unding halte. Es widerstrebt jeglichem kaufmännischem Grundverständnis, wenn Schuldner fürs Schuldenmachen noch bezahlt werden. Oder wie mein früherer Geschäftspartner stets zu sagen pflegte: Was nichts kostet, ist nichts wert. Das gilt im übertragenen Sinn auch fürs Geld, wenn der Preis für Geld bei Null oder unter Null liegt.
Die Zentralbanken führender Wirtschaftsnationen setzen in diesen Tagen ihr wohl wichtigstes Gut aufs Spiel: Die eigene Glaubwürdigkeit. Damit einher geht der Glaube der Bürgerinnen und Bürger an die Werthaltigkeit des (Papier-)Geldes. Geht dieser Glaube verloren – und danach sieht es immer mehr aus – dann haben wir den Salat.
Selbst der Europäischen Zentralbank (EZB) mit Christine Lagarde an ihrer Spitze scheint mittlerweile nicht mehr wohl zu sein. Und ganz unter uns gesagt: Ich möchte angesichts der schier unlösbaren Aufgabe, die auf die EZB-Präsidentin wartet, nicht mit ihr tauschen wollen...
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