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Wer das Privileg hatte und im April vor zwei Jahren Aktien der VAT Group zugeteilt erhielt, verdiente sich eine goldene Nase. Auf den Ausgabepreis von 45 Franken bezogen ist der Vakuumventilehersteller aus dem Rheintal heute mehr als dreimal soviel wert wie zum Zeitpunkt des Börsengangs.

Nur unwesentlich schlechter fuhr, wer sich in den ersten Handelstagen zu Kursen zwischen 50 und 53 Franken einkaufte. Und das, obwohl sich die die beiden Finanzinvestoren Partners Group und Capvis seither sukzessive aus dem Aktionariat zurückzogen.

Doch nicht immer, wenn sich ein Unternehmen dem Publikum öffnet, sind dessen Aktien ein blinder Kauf. Denn Finanzinvestoren vom Schlag der Partners Group machen selten Geschenke - selbst wenn das genannte Beispiel durchaus den Eindruck erwecken könnte.

Langjährige Aktionäre des Reiseportals Lastminute.com oder der Versandapotheke Zur Rose dürften wissen, wovon ich spreche. Selbst die Rückkehr des traditionsreichen Stromzählerherstellers Landis+Gyr brachte den Anlegern noch nicht den erhofften Geldsegen. Kostspielige Garantiefälle in Nordamerika lassen darauf schliessen, dass das Unternehmen wohl zu früh an die Börse gebracht wurde. Bei Zur Rose hingegen liess zuletzt die deutsche Politik Zweifel am Geschäftsmodell aufkommen.

Was ich bisweilen nicht wusste: Die Zürcher Kantonalbank führt einen sogenannten IPO-Index. Dieser Index steht stellvertretend für die Kursentwicklung von Schweizer Börsendebütanten während den ersten drei Jahren seit der Publikumsöffnung. Dabei werden Dividendenabgänge aufgerechnet, wie es sich für einen Performance-Index ziert.

Der IPO-Index stieg alleine in den ersten drei Monaten dieses Jahres um gut 5 Prozent. Zum Vergleich: Der breit gefasste Swiss Performance Index (SPI) verlor im selben Zeitraum etwas mehr als 5 Prozent.

Treibende Kraft hinter diesem starken Abschneiden waren - neben den Aktien der VAT Group (+ 11 Prozent) - auch jene des Sensorenherstellers Sensirion (+ 26 Prozent) sowie des Medizinaltechnikkonzerns Medartis (+ 47 Prozent).

Seit Anfang 2012 hat sich der von der Zürcher Kantonalbank berechnete IPO-Index nahezu vervierfacht, was doch ziemlich beeindruckend ist.

Entwicklung des IPO-Index (glau) seit Januar 2012 (Quelle: ZKB)

Als der wohl erfolgreichste Börsengang der letzten Jahre geht die Publikumsöffnung der Partners Group in die Geschichte ein. Die Aktien des Risikokapitalspezialisten haben sich mehr als vervierzehnfacht. Auf Platz zwei und drei folgen der Elektroinstallateur Burkhalter (+ 653 Prozent) und der Pharmahersteller Cosmo Pharmaceuticals (+ 580 Prozent).

Noch hat sich das Fenster für Unternehmen in der Schweiz nicht geschlossen - auch wenn der chinesische Mischkonzern HNA mit seinen Börsenplänen für die einstigen Swissair-Töchter Swissport und Gategroup fürs erste scheiterte.

Mit dem PharmaentwicklerPolyphor und dem Transporteur Ceva Logistics stehen bereits die nächsten Kandidaten in den Startlöchern. Die Zürcher Kantonalbank nennt zudem den Bankensoftwarehersteller Avaloq, den Verpackungsspezialisten SIG Combibloc (siehe "Kehrt ein weiteres «Schweizer Urgestein» an die Börse zurück?" vom 1. September), die einstige Valora-Tochter Selecta sowie das Dienstleistungsunternehmen Global Blue als Börsenaspiranten.

In den vergangenen vier Jahrzehnten stand an den Aktienmärkten stets eine augenfällige Häufung von Börsengängen am Anfang einer Trendwende nach unten. In diese Statistik reiht sich das Jahr 1987 genauso wie der Höhepunkt der Technologieblase von 2000 oder die Finanzkrise der Jahre 2007/08.

Anzahl Börsengänge (blau) im Vergleich mit dem SPI (rot) (Quelle: ZKB)

Sollten sich deshalb alle diese Unternehmen noch in diesem Jahr dem Publikum öffnen wollen, wäre das womöglich ein schlechtes Omen...

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