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Ende November berichtete ich erstmals von Vontobel-Analyst Stefan Schneider, nachdem dieser bei den Valoren von Roche und Novartis innerhalb von gerade einmal elf Monaten nicht weniger als 28 Kurszielanpassungen vorgenommen hatte.

Ich kürte ihn damals zum "unangefochtenen König der Aktienkursziele" und schrieb:

Selbst in der letzten Dezember-Woche 2020, als sich viele seiner Berufskollegen bei anderen Banken längst in die Berge verabschiedet hatten, griff er noch einmal beherzt zum Korrekturstift.

Das wiederum veranlasste mich zu folgender Aussage:

Allerdings wusste ich Ende Dezember noch nicht, wie falsch ich mit dieser Aussage liegen sollte. Während die letzte Kurszielanpassung für die Genussscheine von Roche auf die zweite Hälfte März zurückgeht, nahm Schneider bei den Aktien von Novartis seither nur noch am 28. April sowie am 22. Juli Kurszieländerungen vor.

Das heisst nicht, dass er die Neuigkeiten aus den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der beiden Pharmahersteller in dieser Zeit nicht fleissig kommentiert hätte. Bloss übte sich der Vontobel-Analyst mit Kurszielanpassungen in Franken-Schritten diesmal in vornehmer Zurückhaltung, was sehr lobenswert ist. Nicht selten ist weniger eben mehr.

Nun meldet sich Schneider erstmals seit längerem wieder zu Wort. Während in den letzten Tagen mehrere seiner Berufskollegen bei anderen Banken dem SMI-Schwergewicht Novartis die Liebe kündigten, stuft er die Aktien des Pharmakonzerns aus Basel von "Hold" auf "Buy" herauf – natürlich nicht ohne das Kursziel anzutasten. Dieses lautet neuerdings 89 (zuvor 87) Franken.

Noch scheint der Kurs-Turbo bei den Aktien von Novartis nicht zu zünden (Quelle: www.cash.ch)

Novartis könne zwar noch keine überzeugende Pipeline an Wirkstoffen im späten Entwicklungsstadium vorweisen, wie der Analyst einräumt. Er gehe aber davon aus, dass das Unternehmen die erforderlichen Voraussetzungen erfülle, um das zu ändern. Damit spielt Schneider auf die 45 Milliarden Dollar schwere Kriegskasse nach dem Verkauf des Roche-Pakets an. Mit anderen Worten: Er rechnet insbesondere im Bereich der RNA-Technologie oder in der Onkologie mit Zukäufen.

Die tiefe Bewertung alleine macht eine Aktie zwar noch nicht zum blinden Kauf. Auf dem momentanen Kurs- und Bewertungsniveau scheint jedoch auch mir bereits viel Negatives eingepreist. Novartis wäre bei weitem nicht die erste Aktie, bei der der Mund der Anleger erst mit steigenden Kursen wässrig wird...

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Ziemlich genau eine Woche ist es nun her, dass sich bei den Aktien von Vifor schon im vorbörslichen Handel teils dramatische Szenen abspielten. Zeitweise wurden bis zu 17 Prozent höhere Kurse für die Valoren gestellt – begleitet von Spekulationen, wonach sich der Spezialist für Eisenpräparate an die australische CSL verkaufen wolle.

Auslöser für die Spekulationen war ein Bericht in der dortigen Wirtschaftspresse. Darin war von fortgeschrittenen Gesprächen zwischen den beiden Unternehmen zu lesen. Einzig der Übernahmepreis von umgerechnet etwas mehr als 6,5 Milliarden Franken sorgte in den Handelsräumen hiesiger Banken vereinzelt für Stirnrunzeln. Nie und nimmer seien Grossaktionäre wie der bekannte Financier Martin Ebner und seine Gattin Rosmarie bereit zu diesem Preis zu verkaufen, so der Tenor. Dennoch schoss der Aktienkurs an diesem Tag kräftig nach oben. Gemeinsam kontrollieren sie immerhin 20 Prozent der Stimmen.

Seit gestern Mittwoch sind erneut spekulative Käufe zu beobachten, unter anderem über gut handelbare Call-Warrants wie VIFAHZ, VIFAEZ, VYIF8U, WVIABV oder VZIFAU.

Spekulationsbedingtes Kursfeuerwerk bei den Vifor-Aktien (Quelle: www.cash.ch)

Mich überrascht das nicht, giesst das Wirtschaftsblatt "The Australian" doch erneut kräftig Öl ins lodernde Spekulationsfeuer. In einem Folgeartikel zum Thema Vifor lässt der Autor durchblicken, dass die Übernahme voraussichtlich im kommenden Februar spruchreif werde. Woher er diese Information hat, schreibt er allerdings nicht.

Vifor stand schon im November letzten Jahres im Zentrum von Übernahmespekulationen. Anders als heute wurde damals Finanzinvestoren und nicht einem industriellen Käufer ein Interesse am Pharmahersteller nachgesagt. Konkret wurde das Ganze nie. Nicht selten bleiben Spekulationen eben Spekulationen.

 

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