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Noch bis vor wenigen Wochen war den Aktionären von Vifor Pharma, Sonova oder Straumann der Neid anderer Anleger sicher. Denn während der breite Schweizer Aktienmarkt an Ort und Stelle trat, schrieben die Aktien dieser Unternehmen einen Kursrekord nach dem anderen.

Gerade bei Sonova scheint damit nun aber Schluss. Innerhalb von gerade mal drei Handelstagen ging es für die Papiere des Hörgeräteherstellers aus Stäfa um mehr als 15 Prozent nach unten.

Schuld sind Befürchtungen, wonach sich die diesjährigen Zielvorgaben als zu hoch erweisen könnten. Der Weltmarktführer strebt ein organisches Umsatzwachstum von 3 bis 5 Prozent vor Nettodevestitionen sowie eine Steigerung des operativen Gewinns (EBITA) von 6 bis 9 Prozent an - beides in Lokalwährungen.

Auch dass die amerikanische Gesundheitsbehörde bei der Marktzulassung von nicht-verschreibungspflichtigen Hörgeräten vorwärts macht, dürfte den Aktien nicht helfen.

Londoner Quellen zufolge sind seit Freitag zudem charttechnisch motivierte Titelverkäufe zu beobachten, was die stark anschwellenden Handelsaktivitäten erklären würde.

Die Aktionäre von Sonova müssen sich noch bis zum 20. November in Geduld üben. Erst dann wird sich zeigen, ob das Unternehmen die sich selbst gesteckten Zielvorgaben auch tatsächlich erfüllen konnte.

Jäher Absturz: Kursentwicklung der Sonova-Aktien über die letzten drei Wochen. (Quelle: www.cash.ch)

Nachdem eine Firmenpräsentation an der Bernstein Strategic Decisions Conference von Ende September keine neuen Erkenntnisse zum Tagesgeschäft lieferte (siehe Der Höhenflug von Sonova ist auch Analysten nicht mehr geheuer vom 17. September), erhoffe ich mir solche vom diesjährigen Investorentag. Sollte das Unternehmen am 16. Oktober - nur wenige Wochen vor der Jahresergebnisveröffentlichung - bei den Zielvorgaben zurückkrebsen, verhiesse das für die Aktien bestimmt nichts Gutes.

Auch Vifor Pharma wusste vergangene Woche anlässlich des Investorentages nicht so recht zu punkten. Zwar trauen die Firmenvertreter dem Kaliumbinder Veltassa weiterhin einen Spitzenumsatz von jährlich einer Milliarde Dollar zu. Allerdings sagt die bisherige Absatzentwicklung des mit der milliardenschweren Übernahme von Relypsa teuer erstandenen Präparats etwas ganz anderes.

Die Angst, dass Vifor Pharma den Firmenkauf überzahlt haben könnte (siehe Bezahlte Vifor Pharma zuviel für die amerikanische Relypsa vom 21. September), setzte dem Kurs der Aktien des Mutterhauses aus Bern sichtlich zu. Auf den Schlussstand vom Mittwochabend errechnet sich ein Minus von gut 10 Prozent, auf das Rekordhoch von Ende Juli bezogen gar eines von mehr als 20 Prozent.

Auch die Valoren von Straumann stehen seit der zweiten Hälfte letzter Woche unter Verkaufsdruck und sind erstmals wieder zu Kursen unter 700 Franken zu haben.

Das überrascht, wusste Finanzchef Peter Hackel seinen Arbeitgeber anlässlich einer Firmenpräsentation an der Morgan Stanley Global Healthcare Conference doch gut zu verkaufen. Hackel zufolge sind die Tage zweistelliger Wachstumsraten noch eine ganze Weile nicht gezählt (siehe Liebeserklärung an eine Schweizer Wachstumsperle vom 18. September).

Wie gewonnen, so zerronnen: Die Kursentwicklung der Aktien von Straumann im bisherigen Jahresverlauf. (Quelle: www.cash.ch)

Nachdem die Aktien des Dentalimplantateherstellers seit dem Rekordhoch von Mitte August bei 814 Franken um 15 Prozent zurückgefallen sind, errechnet sich für sie im bisherigen Jahresverlauf nur noch eine leicht positive Bilanz.

Interessant ist, dass der geheimnisvolle Kursschwund mit Vifor Pharma, Sonova und Straumann gleich drei weitestgehend von der wirtschaftlichen Entwicklung unabhängige Wachstumsaktien trifft.

Bis vor wenigen Wochen wurde angelsächsischen Grossinvestoren nachgesagt, sich hierzulande mangels aussichtsreicher Technologiewerte in diesen drei Wachstumsaktien zu tummeln und diese als "sichere Häfen" zu nutzen. Damals schrieb ich: "Im Wissen um den beeindruckenden Leistungsausweis und die auf lange Sicht intakten Wachstumsaussichten von Straumann und Co. bleibe ich dabei: Auch für diese Unternehmen ist die Börse keine Einbahnstrasse nach oben. Ausserdem fallen solche Firmen irgendwann ihrem eigenen Erfolg zum Opfer. Dann nämlich, wenn die Erwartungen so hoch sind, dass diese sich kaum noch erfüllen lassen."

Londoner Quellen zufolge sind es genau diese Hände, die sich nun wieder von diesen Titeln trennen. Wie sich herausstellt, bieten die "sicheren Häfen" wohl doch nicht den erhofften Schutz vor Kursverlusten...
 

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