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Seit dem frühen Dienstagmorgen werden die Aktien von Novartis ex einer Dividende in Höhe von 3,10 Franken je Stück gehandelt. Das kostete den renommierten Swiss Market Index (SMI) an diesem Tag mal eben schnell 70 Punkte. Als nächstes Grossunternehmen aus der Schweiz öffnet mit Roche in gut einer Woche ein weiteres Schwergewicht sein Portemonnaie – womöglich mit ähnlichen Folgen für den SMI. Die Schlusslaterne im diesjährigen "Dividendenumzug" hält Logitech. Die Lausanner entrichten ihre Dividende immer erst im September.

In einem neun Seiten starken Strategiepapier aus dem Hause Vontobel nehmen sich die Autoren um den Chefanalysten Peter Romanzina dem Thema Dividenden an. Wie Romanzina und seine Mitautoren schreiben, schütteten die Unternehmen aus dem breiter gefassten Swiss Performance Index (SPI) ihren Aktionärinnen und Aktionären im Laufe letzten Jahres die rekordhohe Dividendensumme von 50 Milliarden Franken aus.

Bei den von der Zürcher Bank mitverfolgten Unternehmen – sie repräsentieren immerhin 95 Prozent der SPI-Gesamtkapitalisierung – dürfte die in diesem Jahr zur Ausschüttung kommende Dividendensumme nochmals um knapp 9 Prozent angewachsen sein. Auch das ist wieder ein neuer Rekord.

Aus Sicht eines Privatanlegers nicht eben unwichtig ist der steuerliche Aspekt. So liess es das Schweizer Unternehmenssteuergesetz den hiesigen Unternehmen bis Ende 2019 noch zu, steuerbefreite Ausschüttungen aus den Kapitaleinlagereserven zu entrichten – sofern solche denn vorhanden waren.

Diese Tür hat sich nach der letzten Unternehmenssteuerreform zumindest zur Hälfte geschlossen. Seit Anfang 2020 dürfen Unternehmen nur noch maximal die Hälfte der Dividende in Form einer steuerbefreiten Ausschüttung aus den Kapitaleinlagereserven ausbezahlen. Immerhin – besser als nichts.

Kursentwicklung der Aktien der UBS (rot) im 12-Monats-Vergleich mit jenen der Credit Suisse (grün) (Quelle: www.cash.ch)

Zu diesem Anlass haben die Vontobel-Analysten eine Liste von SMI-Unternehmen zusammengestellt, die überhaupt noch über Kapitaleinlagereserven verfügen. Waren es früher einige mehr, sind es heute nur noch: Credit Suisse, Holcim, Lonza sowie die UBS. Alle diese Unternehmen können sich noch für viele Jahre an den Kapitaleinlagereserven bedienen. Jene der Credit Suisse reichen aus heutiger Sicht sogar für nicht weniger als 190 Jahre (!), wie die Autoren vorrechnen. Ein schwacher Trost für die nicht eben erfolgsverwöhnten Aktionärinnen und Aktionäre der Grossbank.

Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass die Dividendenkomponente – je nach Betrachtungszeitraum – für bis zu zwei Drittel der Gesamtrendite bei Aktien verantwortlich ist. Gleichzeitig geht von der Dividendenkomponente ein willkommener Nebeneffekt aus: Sie verringert die Schwankungsanfälligkeit der Gesamtrendite...

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Die Aktien von Meyer Burger haben einen Lauf: Am heutigen Donnerstag steigt ihr Kurs mal eben schnell auf über 47 Rappen. Damit errechnet sich alleine seit Freitagabend ein sattes Plus von fast 30 Prozent.

Sehr zum Missfallen der Leerverkäufer. Als sich eine Eskalation im Ukraine-Konflikt abzuzeichnen begann, war es ihnen ein Leichtes, die Kurse in die Nähe von 25 Rappen zu drücken. Dabei drehte sich alles um die Besitzverhältnisse – besser gesagt um den in Wien lebenden russischen Grossaktionär Peter Kondrashev. Dieser hält über seine Beteiligungsgesellschaft Sentis Capital PCC (Cell 3) bekanntlich etwas mehr als 10 Prozent am Solarunternehmen.

Wirtschaftssanktionen des Westens gegen Russland könnten gegebenenfalls auch Meyer Burger in Mitleidenschaft ziehen, so die Hoffnung der Leerverkäufer. Dementsprechend fest wähnten sie sich im Sattel. Wenn das mal nicht etwas gar voreilig war.

Mittlerweile ist das Narrativ nämlich ein ganz anderes: Gerade in Deutschland sehen nicht eben wenige Beobachter in der zügigen Erschliessung erneuerbarer Energiequellen den einzigen Ausweg aus der geradezu erdrückenden Abhängigkeit Europas vom russischen Öl und Gas.

Nunmehr schon seit drei Wochen zeigt die Kursentwicklung bei den Meyer-Burger-Aktien steil nach oben (Quelle: www.cash.ch)

Es werden bei unserem nördlichen Nachbarn sogar Forderungen laut, die Bundesregierung solle sich an Meyer Burger und anderen Solarunternehmen beteiligen und umgehend Milliarden aus der Staatskasse zum Ausbau der Produktionskapazitäten bereitstellen.

Verständlicherweise sorgen diese Forderungen bei den Leerverkäufern für Nervosität. Liefen Ende Februar der Beratungsfirma IHS Markit zufolge noch Wetten im Umfang von fast 20 Prozent aller ausstehenden Aktien gegen Meyer Burger, seien diese Wetten seither ziemlich ausgedünnt worden. Das zumindest berichtet man mir aus dem hiesigen Handel. Dadurch verstärkt sich der Druck auf die noch verbleibenden Leerverkäufer, ebenfalls das Handtuch zu werfen. Eine gesunde Portion Schadenfreude sei mir an dieser Stelle erlaubt.

 

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