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Die schlechte Nachricht für die Aktionäre von Dufry zuerst: Der Detailhandelskonzern aus Basel nimmt mit 500 Millionen Franken mehr neues Eigenkapital auf als gedacht. Die gute Nachricht: Es gelingt ihm, mit Advent International einen finanzkräftigen neuen Investor an Bord zu holen.
Der Aktionäre Freud' ist bekanntlich der Leerverkäufer Leid. Denn Advent International ist nicht einfach irgendein dahergelaufener Investor. Vielmehr blicken die beiden Unternehmen auf eine gemeinsame Vergangenheit zurück. Der Finanzinvestor galt lange als Ankeraktionär von Dufry mit einem Aktienpaket von mehr als 20 Prozent, bevor er sich in mehreren Schritten zurückzog. Das letzte Teilpaket kam im Frühjahr 2013 zu Kursen von 114 Franken je Aktie zum Verkauf.
Noch ist nicht klar, ob Advent International überhaupt von den neu auszugebenden Aktien angedient werden. Die Verpflichtung des Finanzinvestors, im Umfang von 415 Millionen Franken nicht gezeichnete Titel zu 28,50 Franken das Stück übernehmen zu wollen, ist eher als ein Auffangnetz im Falle einer nur geringen Investorennachfrage zu verstehen.
Das haben sich die Leerverkäufer vermutlich anders vorgestellt: Der Kurs der Dufry-Aktien steigt (Quelle: www.cash.ch)
In den letzten Wochen hatten die Leerverkäufer bei Dufry leichtes Spiel, wird den Baslern doch die wenig ruhmreiche Rolle des diesjährigen Börsenschlusslichts zuteil. Im Vergleich zu Ende Dezember errechnet sich selbst jetzt noch ein sattes Minus von fast 70 Prozent.
Entgegen den anders lautenden Erwartungen erweist sich die 500 Millionen Franken schwere Kapitalerhöhung nun nicht als das I-Tüpfelchen auf den Wetten der Leerverkäufer gegen das diesjährige Börsenschlusslicht. Nachdem der Mist geführt ist, wäre ich nicht überrascht, wenn die Leerverkäufer ihre Wetten – im Handel ist hinter vorgehaltener Hand die Rede von gut 9 Prozent aller ausstehenden Aktien – vermehrt schliessen würden.
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Was wurde in den letzten Tagen in den Medien nicht alles über die japanische Beteiligungsgesellschaft Softbank und ihre milliardenschweren Derivat-Wette auf amerikanische Tech-Giganten wie Microsoft oder Amazon geschrieben. Und überall war dasselbe zu lesen: Die Japaner und ihre Wette seien die treibende Kraft hinter der geradezu beeindruckenden Rekordjagd in New York gewesen.
Doch so richtig überzeugt mich das allerdings nicht. Denn wie wir mittlerweile wissen, setzte Softbank auf Derivate mit einer Laufzeit von mehreren Monaten. Vielmehr dürften Kleinstanleger den Aktien von Microsoft, Amazon und Co. mit dem Kauf von sehr kurz laufenden Derivaten kräftig eingeheizt haben. Statistiken der amerikanischen Behörde OCC zufolge sprechen wir von Derivatkäufen mit einem Prämienvolumen von nicht weniger als 40 Milliarden Dollar alleine im August.
Eine nachvollziehbare Erklärung, weshalb gerade das die Aktienkurse kräftig steigen liess, liefert Benn Eifert. Er ist bei der Beratungsfirma QVR Advisors in San Francisco tätig.
Wie Eifert schreibt, waren im August verfallende Call-Optionen auf die Aktien von Amazon mit einem Ausübungspreis von 3250 Dollar eine Woche vor Verfalltermin für 15 Dollar zu haben. Ein Kontrakt à 100 Optionen kostete demnach 1500 Dollar. Um den Kontrakt mit einem sogenannten "Delta-Hedge" abzusichern, musste die Gegenpartei damals 21 Aktien des Online-Riesen im Gegenwert von gut 66'000 Dollar über den offenen Markt kaufen.
Wie bei anderen Tech-Giganten sind auch die Aktien von Amazon vom Rekordhoch zurückgefallen (Quelle: www.cash.ch)
Als die Aktien tags darauf um gut 1 Prozent höher notierten, stieg das Delta von 21 auf 26 Prozent. Folglich war die Gegenpartei des Optionshalters gezwungen, fünf weitere Aktien für knapp 16'000 Dollar zuzukaufen. Doch ungemütlich wurde es für die Gegenpartei erst, als der Aktienkurs am darauffolgenden Tag um gut vier Prozent empor schoss und das Delta auf 73 Prozent kletterte. An diesem Tag musste er weitere 47 Aktien zukaufen. Letztendlich lag den Optionen mit einem Prämienvolumen von ursprünglich 1500 Dollar so eine Aktienposition von 230'000 Dollar zugrunde, so rechnet Eifert vor.
Nun muss man sich vorstellen, was da bei einem Prämienvolumen in Höhe von 40 Milliarden Dollar alles zusammenkommt. Anleger seien an dieser Stelle jedoch gewarnt: Die Spirale dreht nicht nur nach oben – sie kann auch nach unten drehen.
Ein grosses Kompliment an dieser Stelle an Benn Eifert für diese wirklich gut nachvollziehbaren und ziemlich interessanten Berechnungen.
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