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Alle Jahre wieder beglücken uns die Banken und ihre Anlagestrategen ab Mitte November mit Ideen fürs kommende Börsenjahr. Und wie schon im vergangenen Jahr meldet sich auch heuer die UBS als eine der ersten zu Wort. Die Grossbank will es wissen und wartet mit einem nicht weniger als 314 Seiten starken Strategiepapier auf.
Nicht nur vom Umfang her hat es dieses Strategiepapier in sich, warten die Autoren darin doch gleich mit mehreren nicht gerade gängigen Prognosen auf. Sie gehen im nächsten Jahr etwa von einer hartnäckigen Wachstumsflaute aus und erwarten, dass die amerikanische Notenbank ihre Leitzinsen von zuletzt 4 wieder auf 1,25 Prozent zu reduziert.
Schweizer Aktienfavoriten: Profis sind bei Aktien sträflich unterinvestiert |
Lange Rede, kurzer Sinn: Die Aktienmärkte dürften die Talsohle noch nicht durchschritten haben. Den amerikanischen S&P 500 Index sehen die Experten aus heutiger Sicht um 15 Prozent auf 3200 Punkte, den breit gefassten Stoxx Europe 600 Index sogar um mehr als 20 Prozent auf 330 Punkte zurückfallen.
Eine der wichtigsten Ideen der UBS für das kommende Jahr lautet deshalb, den Deutschen Aktienindex Deutschen Aktienindex (DAX) gegen den defensiv aufgestellten Swiss Market Index (SMI) leer zu verkaufen.
Die Autoren des Strategiepapiers zeigen sich überrascht, dass die beiden Börsenbarometer in diesem Jahr mehr oder weniger im Gleichschritt unterwegs waren. Sie erklären sich dieses Phänomen mit dem unerwartet starken Gewinnwachstum der im DAX vertretenen Unternehmen. Dass dieses mit durchschnittlich 14 Prozent weit über jenem der SMI-Firmen von gerade mal 4 Prozent liegt, dürfte mitunter eine Folge des schwachen Euros sein.
Entwicklung des SMI mit Dividenden-Korrektur seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)
Angesichts des sich abzeichnenden Wirtschaftsabschwungs in Übersee, der anhaltenden konjunkturellen Schwäche in China und der Rezessionsgefahr in Europa sei diese Widerstandsfähigkeit bei den Unternehmensgewinnen in Deutschland nicht länger gegeben, wie die Autoren weiter schreiben. Sie sehen den DAX über weite Strecken des kommenden Jahres daher deutlich schlechter als den SMI abschneiden. Gerade diese Empfehlung lässt tief blicken.
Ums Thema "Disinflation" dreht sich auch alles bei den Einzelempfehlungen der Grossbank. Bei den europäischen Aktien, welche überdurchschnittlich stark vom nächstjährigen Börsenumfeld profitieren sollten, ist die Ausbeute aus Schweizer Sicht überraschend mager. Auf der 35 Titel starken Liste sind mit jenen von Logitech und AMS Osram nur gerade mal deren zwei zu finden – wobei es sich bei AMS Osram ja eigentlich sogar um ein österreichisches Unternehmen handelt.
Ähnlich verhält es sich mit der Liste derjenigen europäischen Aktien, um welche Anleger im kommenden Jahr besser einen grossen Bogen machen sollten. Mit Richemont, Swatch Group und Sonova umfasst diese Liste drei Aktien aus der Schweiz.
Ich bin neugierig, wie es sich verhält, wenn in den kommenden Wochen weitere Banken ihre Prognosen und Aktienempfehlungen für das Börsenjahr 2023 vorlegen. Noch vor einem Jahr konnten die Meinungen und Empfehlungen unterschiedlicher kaum sein...
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Analyst Reto Huber von Research Partners stufte die Aktien von Temenos am späten Freitag von "Halten" auf "Kaufen" herauf. Und obwohl er seine Gewinnschätzungen für die Bankensoftware-Schmiede aus Genf um bis zu 39 Prozent zusammenstrich, hob er das Kursziel auf 85 (zuvor 65) Franken an.
Interessant finde ich vor allem die Aussage Hubers, wonach die fundamentale Bewertung des Unternehmens eigentlich für eine Verdreifachung des heutigen Börsenwerts spricht. Das überrascht insofern, als dass der Analyst fürs kommende Jahr neuerdings von einem weiteren Gewinnrückgang ausgeht.
Kursentwicklung der Temenos-Aktien in den letzten vier Wochen (Quelle: www.cash.ch)
Womöglich ist eine Verdreifachung der Börsenkapitalisierung selbst dann bloss Wunschdenken, wenn endlich ein Übernahmeangebot für Temenos eintreffen sollte. Spekuliert wird ja schon lange. Auf eine konkrete Offerte warten die Aktionärinnen und Aktionäre bis heute. Auch bei den Warrants auf die Aktien des Genfer Unternehmens sind die Umsätze zuletzt wieder eingeschlafen – was immer das auch zu bedeuten hat.
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