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In den vergangenen Tagen war am Schweizer Aktienmarkt für jeden (Anleger-)Geschmack etwas dabei – seien es nun neue Indexrekorde, Investorentage wie etwa bei ABB, Übernahmespekulationen wie bei Vifor und Temenos, Personalrochaden wie bei Sulzer oder aber Aktienplatzierungen wie bei Zur Rose. Ausserdem hielten die Analysten uns Wirtschaftsjournalisten und Börsenkolumnisten mit Aktienumstufungen ganz schön auf Trab. Von wegen ruhige und besinnliche Adventszeit...
Insbesondere der Montag hatte es ganz schön in sich, zählte ich an diesem Tag doch nicht weniger als fünf Umstufungen und eine Erstabdeckung. Gleich zwei Umstufungen stammten dabei aus der Feder von Daniele Brupbacher von der UBS. In Zuge eines Favoritenwechsels watschte der bekannte Bankenanalyst das SMI-Schlusslicht Credit Suisse mit einem 12-Monats-Kursziel von 9,30 (zuvor 10,80) Franken von "Buy" auf "Neutral" ab. Und das in der Nähe der Jahrestiefstkurse. Einmal mehr setzte er bei seinen Gewinnschätzungen den dicken Rotstift an und kürzte diese um bis zu 19 Prozent. Die neuen Annahmen liegen um bis zu 25 Prozent unter den durchschnittlichen Schätzungen anderer Berufskollegen. Gut möglich, dass andere Analysten ihre Prognosen ebenfalls unter negativen Vorzeichen überdenken müssen.
Aktienkursentwicklung von Julius Bär (rot) im 12-Monats-Vergleich mit jener der Credit Suisse (grün) (Quelle: www.cash.ch)
Im Gegenzug stufte Brupbacher die Aktien von Julius Bär von "Neutral" auf "Buy" herauf. Seines Erachtens wird die Zürcher Bank momentan mit einem nicht gerechtfertigten Abschlag von mehr als 20 Prozent gegenüber der langjährigen Bewertung gehandelt. Sein neues 12-Monats-Kursziel lautet deshalb 71 (zuvor 63) Franken. Wer auf grosszügige Dividenden und Aktienrückkäufe stehe, sei in den Valoren von Julius Bär bestens aufgehoben, schrieb der UBS-Analyst weiter.
Nur im frühen Handel für Abgaben sorgte zu Wochenbeginn eine Abstufung der Aktien von Stadler Rail von "Buy" auf "Neutral" bei einem Kursziel von 44 (zuvor 56) Franken durch die Citigroup. Notwendig machte diesen Schritt ein Zuständigkeitswechsel. War Analyst Ed Maravanyika stets optimistisch für den Zugbauer aus dem thurgauischen Bussnang, will sein Nachfolger Vivek Midha diesen Optimismus nicht länger teilen. Trotz randvollen Auftragsbüchern warte in Sachen Margenentwicklung und Kapitalbindung noch immer viel Arbeit auf Firmenpatron Peter Spuhler, so lässt der neuerdings zuständige Midha durchblicken. Unter uns gesagt, unterscheiden sich seine Gewinnschätzungen für das Unternehmen nur unwesentlich von jenen seines Vorgängers.
Eine Umstufung unter positiven Vorzeichen ging hingegen von Stifel aus. Analyst Andreas Heine hält den jüngsten Kurszerfall bei den Aktien von Ems Chemie für übertrieben. Er geht bei den Valoren des Spezialitätenchemieherstellers folglich von "Hold" auf "Buy", wobei er am Kursziel von 1020 Franken fürs Erste festhält.
Gar für einen prozentual zweistelligen Kurssprung sorgten die Analysten der Bank of America, als sie im Zuge einer Erstabdeckung eine Kaufempfehlung für die Aktien des Börsendebütanten Montana Aerospace mit einem Kursziel von 52 Franken aussprachen und diese auch gleich noch auf die Favoritenliste für europäische Nebenwerte setzten. Die Analysten heben einerseits die branchenweit guten Wachstumsaussichten, andererseits aber auch die vertikal integrierte Unternehmensstruktur hervor. Zusätzliches Aufwärtspotenzial sehen sie von ergänzenden Firmenübernahmen ausgehen.
Das Rezept ist wie immer denkbar einfach: Man nehme eine Aktie mit einem engen Markt und...
Die Kursavancen bei den Aktien von Montana Aerospace erweisen sich rückblickend als ein Strohfeuer (Quelle: www.cash.ch)
Über die letzte Aktienumstufung berichtete ich vor wenigen Tagen bereits ausführlich: In einer Studie von BNP Paribas zur Pharmaindustrie zogen die Autoren um Richard Parkes bei den Valoren von Novartis in unmittelbarer Nähe zu den Jahrestiefstkursen die Reissleine. Neuerdings lautet das Anlageurteil "Neutral" nach zuvor "Outperform". Das Kursziel geben sie neuerdings mit 85 (zuvor 91) Franken an.
Dem hält Vontobel-Analyst Stefan Schneider mit einer Heraufstufung von "Hold" auf "Buy" entgegen. Im Jahr 2020 noch der unangefochtene "König der Kursziele", lässt Schneider es sich nicht nehmen, das Kursziel für die Aktien von Novartis auf 89 (zuvor 87) Franken anzupassen.
Dass der Swiss Market Index (SMI) zur Wochenmitte bei knapp 12'688 Punkten ein neues Rekordhoch erklimmen konnte, war allerdings weniger den Valoren von Novartis, als vielmehr den beiden anderen Schwergewichten Roche und Nestlé zu verdanken.
Während die Genussscheine von Roche knapp an ihrem Rekordhoch von Anfang November vorbeischrammten, schrieben die Aktien von Nestlé neue Höchstkurse. Firmenchef Mark Schneider gibt den Forderungen aus dem Aktionariat nach und reduziert die am französischen Kosmetikhersteller L'Oréal gehaltene Beteiligung von 23 auf etwas mehr als 20 Prozent. Den Verkaufserlös in Höhe von rund 9 Milliarden Franken fliesst beim Nahrungsmittelkonzern aus Vevey in ein 20 Milliarden Franken schweres Aktienrückkaufprogramm.
Analyst Patrick Schwendimann von der Zürcher Kantonalbank forderte schon Mitte April eine Reduktion des L'Oréal-Pakets. Nun wurde er erhört. Ich schlug meinerseits damals folgendes vor:
Sulzer gab hingegen eine Rochade an der Firmenspitze bekannt, die sich gewaschen hat. Frédéric Lalanne tritt ab Mitte Februar in die Fussstapfen des zurücktretenden Firmenchefs Greg Poux-Guillaumes und Suzanne Thoma wechselt wenige Monate später an die Spitze des Verwaltungsrats. Dort löst sie Peter Löscher ab.
Für den Lacher der Woche sorgte Tesla-Gründer Elon Musk. Von Mittwoch auf Donnerstag kritisierte er die amerikanische Regierung in einem Tweet wie folgt: Die Regierung ist das grösste Unternehmen mit dem alleinigen Gewaltmonopol und ohne Widerspruch.
“Government is simply the biggest corporation, with the sole monopoly on violence.”-@elonmusk
— Natalie F Danelishen (@Chesschick01) December 7, 2021
pic.twitter.com/IjH26ZdXEg
Nun ja – wer im Glashaus sitzt und sein milliardenschweres Vermögen staatlichen Start-up-Hilfen und Subventionen zu verdanken hat, sollte besser nicht mit Steinen werfen...
Kommen wir bei dieser Gelegenheit noch einmal aufs Thema Credit Suisse zu sprechen. Die Enthüllungen meiner Kollegen beim Blick, wonach der Verwaltungsratspräsident António Horta-Osório nach seiner Einreise in die Schweiz eine zehntägige Quarantänepflicht missachtet hat, gingen wie ein Lauffeuer um die Welt. Auch damit, dass er im bankeigenen Privatjet unterwegs war, dürfte sich der Verwaltungsratspräsident nicht gerade (ESG-)Punkte geholt haben.
Wie ein Sprecher der Bank gegenüber Journalisten bestätigte, hat Horta-Osório mittlerweile Selbstanzeige erstattet. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) ermittelt, wie die Nachrichtenagentur Reuters erfahren haben will. Peinlich, peinlich.
Mal schauen, in welches Fettnäpfchen die Credit Suisse als nächstes tritt. Vielleicht wissen wir es kommenden Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.
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