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Als am vergangenen Dienstag in aller Herrgottsfrüh die Meldung über den Einstieg einer Kirkbi AG aus Baar über den Nachrichtenticker flimmerte, war kaum jemandem bewusst: Die Erbenfamilie des weltweit grössten Spielzeugherstellers Lego hatte sich bei Landis+Gyr eingekauft.
Der dänischen Milliardärsfamilie gelang damit, was den mit dem Börsengang betrauten Banken partout nicht gelingen wollte – den monatelangen Kurszerfall beim Stromzählerspezialisten endlich zu stoppen (siehe Kolumne vom 7. November).
Seit Dienstag konnten die Aktien von Landis+Gyr fast 8 Prozent an Boden gutmachen. Trittbrettfahrer würden auf den rollenden Zug aufspringen, so berichten mir Händler.
Schon seit Tagen erholen sich die Aktien von Landis+Gyr (Quelle: www.cash.ch)
Der Einstieg der Lego-Erben beim traditionsreichen Unternehmen aus Zug ist bei weitem nicht die einzige Rochade mit Signalwirkung für die Mitaktionäre.
Wie einer Offenlegungsmeldung an die Schweizer Börse SIX vom Freitag entnommen werden kann, befindet sich Mark N. Lampert bei Idorsia auf dem Rückzug aus dem Aktionariat. Als Gründer des BVF Biotechnology Value Fund ist Lampert kein unbeschriebenes Blatt. Der heutige Fondsmanager war zwischen 1984 und 1990 gar in der Biotechnologieindustrie tätig.
Der Zeitpunkt für einen Rückzug scheint gut, schossen die Aktien des Pharmaherstellers aus dem Baselbiet vorübergehend doch auf 21 Franken hoch. Treibende Kraft waren vermutlich haltlose Spekulationen rund um eine Beteiligungserhöhung durch die beiden Firmengründer Jean-Paul und Martine Clozel (siehe Kolumne vom 3. November).
Klartext sprach am Freitag die für die Berenberg Bank tätige Klara Fernandes. Sie bezeichnete die Valoren von Idorsia einmal mehr als überbewertet und bekräftigte deshalb ihre Verkaufsempfehlung. Das neu 13,60 (zuvor 13,40) Franken lautende Kursziel lässt jedenfalls keinen Interpretationsspielraum offen.
Etwas merkwürdig mutet die Beteiligungsnahme von Patrick Schmitz-Morkramer und Patrick Bierbaum bei Ascom an. Gemeinsam halten die beiden 3,04 Prozent am Telekommunikationskonzern aus Bern.
Hinter den beiden neuen Grossaktionären verbirgt sich der eigenen Angaben zufolge auf Spezialsituationen spezialisierte Vermögensverwalter PSquared - was auch immer die Zürcher unter einer Spezialsituation verstehen mögen.
Denn weder wird Ascom von Finanzinvestoren belagert, noch zeichnet sich ein Verkauf ins Ausland ab. Darüber hinaus haftet dem Unternehmen schon seit Jahren der Ruf der "ewig währenden Baustelle" an.
Im laufenden Jahr will der Telekommunikationskonzern den Umsatz bei einer operativen Marge von 14 bis 15 Prozent um 3 bis 6 Prozent steigern, so liess er vergangene Woche anlässlich des Investorentages durchblicken. Nach einer durchwachsenen ersten Jahreshälfte hat Ascom allerdings bereits einen nicht unbeträchtlichen Rückstand auf diese Zielvorgaben.
Seit Freitag ist bekannt, dass T. Rowe Price mit 3,13 Prozent bei der Versandapotheke Zur Rose eingestiegen ist. Der amerikanische Vermögensverwalter spielt in einer anderen Liga als PSquared und ist eigenen Angaben zufolge Herr über 800 Milliarden Dollar.
Zwar konnten sich die Aktien des Börsendebütanten nach dem Kurstaucher vom September wieder fangen. Für eine Rückkehr über den Ausgabepreis von 140 Franken scheint ihnen die Kraft jedoch zu fehlen.
Sollte die amerikanische Amazon - wie es die Spatzen schon seit Wochen von den Dächern pfeifen - tatsächlich in den Medikamentenvertrieb vorstossen, könnte das die ambitionierten Wachstumspläne von Zur Rose kräftig durcheinander wirbeln. Was bliebe, wäre die Hoffnung, dass sich der mächtige Onlinehändler die Versandapotheke früher oder später einverleibt.
Interessant ist die Beteiligungsreduktion des UBS Fund Management auf unter 3 Prozent bei Clariant. Vermutlich ahnten die Fondsmanager der grösseren der beiden Schweizer Grossbanken bereits, dass der fürs Aktien-Research tätige Patrick Rafaisz die Valoren des Spezialitätenchemieherstellers wenige Tage später von "Buy" auf "Neutral" herunterstufen würde - selbst wenn die Herunterstufung eher halbherzig daherkommt (siehe Kolumne vom 9. November).
Die Clariant-Aktien (rot) lassen den SPI (grün) im 12-Monats-Vergleich weit hinter sich zurück (Quelle: www.cash.ch)
Andere Gründe hat das kurze Gastspiel der Credit Suisse bei Leonteq und der VAT Group. Beim Anbieter von strukturierten Produkten hielt die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken vorübergehend 7,59 Prozent der Stimmrechte, am Vakuumventilehersteller war sie kurzerhand mit 6,33 Prozent beteiligt. Sowohl bei Leonteq als auch bei der VAT Group fungierte die Credit Suisse als Drehscheibe für eine Platzierung von Aktien eines Grossaktionärs.
Ebenfalls nur auf den ersten Blick Signalwirkung hat der jüngste Beteiligungsausbau von Dan Och bei Meyer Burger. Der amerikanische Milliardär und Hedgefonds-Pionier hält 3,37 Prozent in Form von Erwerbspositionen und 3,16 Prozent über Veräusserungspositionen. Das Ganze sieht nach einem Derivatkonstrukt aus.
Seit der Kapitalerhöhung vom letzten Dezember machte Och beim Solarzulieferunternehmen aus dem bernischen Gwatt immer wieder durch grössere Beteiligungsveränderungen von sich reden.
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