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Wer eine klare Meinung vertritt, läuft Gefahr, auch mal kräftig daneben zu liegen. Das gilt auch für mich als Börsenkolumnist.
Langjährige Leserinnen und Leser mögen sich bestimmt an die eine oder andere Aktie erinnern, bei der ich mit meiner Einschätzung kräftig daneben lag. Schliesslich schreibe ich diese Kolumne auch schon seit rund 12 Jahren – was mich noch immer mit Stolz erfüllt und mir viel Freude bereitet.
Tag für Tag werden unzählige Gerüchte, Spekulationen sowie Stimmen von Analysten und Strategen an mich herangetragen. Meine nicht einfache Aufgabe ist es, die Spreu vom Weizen zu trennen. Denn ein Börsenkolumnist muss stets auf der Hut sein, will er nicht von vermeintlich vertrauenswürdigen Quellen für eigene Zwecke missbraucht, geschweige denn instrumentalisiert werden.
Bei offensichtlichen Missständen nehme ich gerne auch mal die etwas spitzere Feder zur Hand – beispielsweise, wenn Banken, Strategen und Analysten ein undurchsichtiges Spiel spielen.
In den vergangenen Wochen war das gleich mehrmals der Fall (siehe "Credit Suisse gegen Credit Suisse" vom 18. Juni, "Sind Bankaktien eine fiese Falle für Anleger?" vom 13. Juni oder "Straumann lässt die wohl mächtigste Investmentbank der Welt ziemlich alt aussehen" vom 8. Juni).
Heute nun muss ich zwei Aktienanalysten für eine "Unterlassungssünde" anprangern. Im Zentrum stehen dabei die zuletzt überraschend schwachen Aktien von Meyer Burger.
Ende Oktober letzten Jahres stufte der für Vontobel tätige Analyst die Valoren des Solarzulieferunternehmens von "Neutral" auf "Buy" herauf, nachdem bei diesem zwei Grossaufträge aus Italien eingegangen waren. Um seiner Kaufempfehlung den nötigen Nachdruck zu verleihen, hob er das Kursziel kräftig an. Alleine an diesem Tag schoss der Kurs der Aktie um fast 20 Prozent nach oben.
Der Kurszerfall bei den Meyer-Burger-Aktien nimmt ein bedenkliches Ausmass an (Quelle: www.cash.ch)
Als sein Berufskollege von Research Partners Mitte Februar nachzog und die Valoren anlässlich einer Erstabdeckung mit einem Kursziel von 2,40 Franken zum Kauf anpries, wurden etwa ähnlich hohe Kurse bezahlt.
Wer den beiden Kaufempfehlungen damals Folge leistete, verlor bis und mit gestern rund die Hälfte des ursprünglichen Einsatzes. Und die beiden Analysten - sie sitzen die Sache aus und lassen so die eigene Anlagekundschaft sträflich im Stich.
Wer im Glashaus sitzt, der sollte nicht mit Steinen werfen, dessen bin ich mir sehr wohl bewusst. Ich war etwas voreilig, als auch ich jüngst zum Kauf der Aktien riet (siehe "Steigt Panasonic bei Meyer Burger ein" vom 29. Mai). Schon damals notierten diese allerdings gerademal noch 1,12 Franken. Bei 0,98 Franken auf der kleinen Titelposition ausgestoppt, kam ich rückblickend mit einem "blauen Auge" davon.
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Die letzten Wochen haben den Leerverkäufern in New York teils substanzielle Verluste beschert. Vermutlich suchen sie deshalb vermehrt wieder auf dem "alten Kontinent" ihr Glück.
Aus London berichten mir gleich zwei Quellen von einem orchestrierten Angriff amerikanischer Leerverkäufer auf die Aktien von LafargeHolcim. Mit seinen hausgemachten Problemen gibt der Zementhersteller ein gar einfaches Ziel ab. Weitere Argumente liefert den Leerverkäufern der hohe Gewinnbeitrag aus den Schwellenländern. Die Kombination aus steigenden Zinsen und einem höheren Dollar bringen gerade kleinere Länder finanziell an ihre Grenzen - mit Folgen für die dortigen Infrastrukturausgaben.
Selbst der beeindruckende Leistungsausweis von Konzernchef Jan Jenisch aus seiner Zeit bei Sika hält die Leerverkäufer nicht länger von Wetten gegen LafargeHolcim ab.
Schon seit Wochen fällt der Kurs der LafargeHolcim-Aktien (Quelle: www.cash.ch)
Welches Motiv die Leerverkäufer mit ihrem orchestrierten Angriff verfolgen, darüber lässt sich bloss spekulieren. Da bei Kursen knapp unter 49,60 Franken einige grössere limitierte Verkaufsaufträge vermutet werden, stehen womöglich diese im Zentrum des Angriffs. Gelingt es den Leerverkäufern nämlich diese Verkaufsaufträge loszutreten, wäre ein kurzer aber heftiger Kursrutsch die Folge.
Den Aktionären von LafargeHolcim sei allerdings davon abzuraten, sich deswegen zu einer Verzweiflungstat hinreissen zu lassen und sich von ihren Aktien zu trennen. Denn genau darauf sind die Leerverkäufer angewiesen, wollen sie ihre Wetten in den provozierten Kursrutsch hinein wieder schliessen...
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