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Kürzlich berichtete ich im Insider-Briefing von einer Kapitulation der Leerverkäufer an der New Yorker Börse. Ich stützte mich dabei auf Erhebungen der Deutschen Bank ab, wonach die Wetten gegen die im breit gefassten amerikanischen Russell 3000 Index berücksichtigten Aktien bei 2,2 Prozent der Gesamtkapitalisierung angekommen seien. Das wiederum entspricht dem tiefsten je gemessenen Wert.

Das gebrannte Kind scheut eben auch an der Börse das Feuer. Und das gilt nicht nur für die Aktien amerikanischer Unternehmen. Auch gegen die in New York gehandelten Vertreter aus dem Swiss Market Index (SMI) laufen momentan ziemlich ausgedünnte Wetten.

Bei den American Deposit Receipts (ADRs) der UBS wird nur noch mit 6,5 Millionen Titeln auf rückläufige Kurse spekuliert. Das sind nur noch etwa ein Drittel so viele wie im Dezember vor einem Jahr. Mitunter ein Grund für diese Veränderung dürfte die substanziell reduzierte Busse gegen die Grossbank in Frankreich sein.

Ähnliches lässt sich über die dortigen Spekulationen gegen ABB sagen. Liefen vor Jahresfrist noch solche im Umfang von 5,4 Millionen ADRs gegen den schweizerisch-schwedischen Industriekonzern, waren es jüngst bloss noch 1,9 Millionen Titel.

Nicht so beim letztjährigen SMI-Schlusslicht Credit Suisse oder bei Novartis. Mit fast 10 Millionen leerverkauften ADRs haben sich die Marktakteure in New York auf die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken ziemlich eingeschworen. Das sind dreimal so viele wie im Jahr zuvor. Allem Anschein nach haben die milliardenschweren Verluste rund um den Kollaps des Investmentvehikels Archegos nicht nur bei der Aktienkursentwicklung ihre Spuren hinterlassen.

Ziemlich ernüchternd: Kursentwicklung der Valoren der Credit Suisse (rot) im 12-Monats-Vergleich mit jenen der UBS (grün) (Quelle: www.cash.ch)

Novartis bleibt ebenfalls ein Prügelknabe. Daran ändert auch das mit 15 Milliarden Dollar dotierte Aktienrückkaufprogramm aus dem Verkaufserlös des Roche-Pakets bislang nichts. Noch will man auf der zweiten Handelslinie nicht so richtig die Handbremse lösen. In den letzten zwei Wochen erwarb der Pharmakonzern aus Basel täglich eigene Aktien im Umfang von 20 bis 40 Millionen Franken. Bei gleichbleibender Geschwindigkeit reicht der verbleibende Betrag noch für weitere 446 Tage.

Mal schauen, ob sich die Leerverkäufer davon ins Bockshorn jagen lassen. Noch sieht es nicht danach aus, wird in New York doch mit 5,3 Millionen ADRs auf rückläufige Kurse spekuliert. Vor Jahresfrist waren es erst 4,4 Millionen Titel.

Wer die Rückkaufaktivitäten der Basler im Auge behalten will, der kann das übrigens auf der zweiten Handelslinie (Valorennummer 3845941, Ticker NOVNEE) tun.

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Für die Aktionärinnen und Aktionäre von Zurich Insurance beginnt das Jahr mit einem verspäteten Weihnachtsgeschenk: Die Versicherungsgruppe tritt in Italien ein geschlossenes Lebensversicherungsportfolio an die britische GamaLife ab. Das spült nicht nur rund 200 Millionen Dollar in die Kasse, sondern verringert auch gleich noch die Kapitalbindung um 1,2 Milliarden Dollar.

Angeblich befindet sich das Unternehmen auch in anderen Ländern - unter anderem bei unserem nördlichen Nachbarn Deutschland - in Verhandlungen über vergleichbare Schritte.

Wie der früher für J. P. Morgan und heute für die Berenberg Bank tätige Versicherungsanalyst Michael Huttner schreibt, liesse sich die Kapitalbindung insgesamt sogar um mehr als 7 Milliarden Dollar reduzieren. Gelder, die früher oder später über eine Sonderdividende oder wertmässig ein Aktienrückkaufprogramm an die Anteilseigner zurückgeführt werden könnten.

Die Zurich-Aktien verspüren nunmehr schon seit Wochen Rückenwind (Quelle: www.cash.ch)

Huttner vergleicht die Situation von Zurich Insurance mit jener der Allianz von 2017, als die deutsche Rivalin ein 3 Milliarden Euro schweres Aktienrückkaufprogramm ins Leben rief, oder mit jener des Lebensversicherers Swiss Life unmittelbar vor der Bekanntgabe einer mit einer Milliarde Franken dotierten Rückkaufaktion. Der Aktienkurs der Allianz legte damals innerhalb von 12 Monaten um 22 Prozent zu, die Valoren von Swiss Life gewannen gar 32 Prozent.

Ganz uneigennützig sind diese Aussagen nicht, preist die Berenberg Bank die Aktien von Zurich Insurance doch seit einer gefühlten Ewigkeit mit einem Kursziel von 491,40 Franken zum Kauf an.

Mit 7,5 Milliarden Dollar liessen sich bei der Versicherungsgruppe zu aktuellen Kursen übrigens mehr als 11 Prozent aller ausstehenden Aktien zurückkaufen und eine Gewinnverdichtung in ähnlichem Umfang erzielen.

Der cash Insider nennt seine Aktienfavoriten: Wird 2022 das Jahr der zurückgebliebenen Aktien?

Nach dem Befreiungsschlag in Italien gilt es nun auf ähnliche Schritte in Deutschland und weiteren Ländern zu warten. Und mit jedem weiteren Schritt steigt die Wahrscheinlichkeit einer milliardenschweren Kapitalrückführung an die Aktionäre – über die bereits grosszügige Dividende hinaus, versteht sich.

Ich bin jedenfalls nicht unglücklich, zählen die Aktien von Zurich Insurance zu meinen Schweizer Aktienfavoriten für 2022.

 

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