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Auch am Schweizer Aktienmarkt ziehen die Leerverkäufer auf breiter Front den Rückzug an. Verständlich, fliegt ihnen doch nahezu täglich wieder eine neue Aktie um die Ohren.

Nachdem schon die beiden Luxusgüterhersteller Swatch Group und Richemont die Leerverkäufer in die Knie gezwungen hatten, gaben diese gestern nun auch bei AMS entnervt Forfait. Aus London eintreffende Deckungskäufe liessen die Kursnotierungen beim Sensorenhersteller aus Unterpremstätten kräftig steigen. Bei Börsenschluss resultierte ein sattes Plus von 22 Prozent. Umgesetzt wurden nicht weniger als 8 Prozent aller ausstehenden Aktien (siehe Kolumne von Vorgestern).

Unter welch gewaltigem Druck die Leerverkäufer stehen, lässt eine Berechnung der Zürcher Kantonalbank vermuten. Selbst nach einer Anhebung der Umsatzschätzungen um bis zu 10 Prozent leitet sich von ihrem Discounted-Cash-Flow-Modell ein fairer Wert von gerade mal 32,40 Franken ab. Zum Vergleich: Im Zuge aggressiver Deckungskäufe wurden zuletzt sogar Kurse über 44 Franken bezahlt.

Im Windschatten der Aktien von AMS erholten sich in den letzten Tagen zwischenzeitig auch jene von Leonteq, einem einst aufstrebenden Anbieter von strukturierten Produkten. Etwas haben diese Unternehmen nämlich gemeinsam: Noch Ende Januar liefen gegen beide grössere Wetten, wie Erhebungen des Beratungsunternehmens Markit verraten.

Selbst Spekulationen, wonach die Raiffeisen Gruppe die anderen Aktionäre bei Leonteq aus nicht ganz uneigennützigen Motiven auskaufen könnte, dürften die Nadel bisweilen nicht gross bewegt haben (siehe Kolumne vom 23. Januar). Denn spätestens nach der einschneidenden Gewinnwarnung von Mitte Dezember ist aus dem einstigen Wachstumsunternehmen ein Restrukturierungsfall geworden. Stummer Zeuge ist der hartnäckig in der Nähe der Mehrjahrestiefststände vom Dezember verharrende Aktienkurs.

Gerade am Beispiel von AMS zeigt sich allerdings eindrücklich, dass sich die Leerverkäufer nie ganz auf der sicheren Seite wähnen dürfen. Der Sensorenhersteller aus Unterpremstätten muss nämlich nicht nur auf ein durchwachsenes Schlussquartal zurückblicken. Auch sein Margenausblick für das laufende Quartal weiss nicht so recht zu überzeugen. Und trotzdem erwiesen sich Wetten gegen diese Aktien als ein kostspieliges Abenteuer.

Nicht zuletzt auch deshalb wird im hiesigen Handel schon seit Tagen regelrecht Jagd auf die nächsten Kandidaten für ein Kursfeuerwerk gemacht. Inspirieren lässt man sich dabei von der Liste des Beratungsunternehmens Markit mit den zehn am meisten leerverkauften Aktien aus der Schweiz.

Sehr vielversprechend gestaltet sich die Situation bei Burckhardt Compression. Ende Januar wurde mit nicht weniger als 20 Prozent der ausstehenden Aktien gegen den Hersteller von Kolbenprozessoren spekuliert. Ein Sprung über den charttechnischen Schlüsselwiderstand bei 300 Franken könnte die Leerverkäufer dazu zwingen, ihre Wetten grundlegend zu überdenken.

Werden die Aktien von Burckhardt Compression für die Leerverkäufer zum nächsten "Waterloo"? Quelle: www.cash.ch

Ich nutze deshalb bei meinen Schweizer Aktienfavoriten für das Börsenjahr 2017 die verbleibende taktische Liquidität zum Kauf dieser Aktien. Mit den Papieren von Meyer Burger befindet sich ein weiterer verheissungsvoller Kandidat für aggressive Deckungskäufe unter den Favoriten.

Beim Solarzulieferer aus dem bernischen Gwatt gingen alleine seit Jahresbeginn Aufträge im Gesamtwert von 65 Millionen Franken ein. Sollten über die nächsten Wochen weitere Bestellungen eingehen, kämen die Leerverkäufer womöglich in Argumentationsnot (siehe Kolumne vom 26. Januar). Nach der Bilanzsanierung vom Dezember steht einer Rückzahlung der im Mai fällig werdenden Obligationsanleihe nichts mehr im Wege.

Als Kandidaten für eine scharfe Kurserholung werden im hiesigen Berufshandel auch die Aktien von Aryzta und GAM genannt.

Bei GAM ist es den Leerverkäufern bis heute nicht gelungen, die bei Kursen unter 9,80 Franken vermuteten limitierten Verkaufsaufträge loszutreten. Nachdem der Börsenwert des Vermögensverwalters in den letzten Wochen um gut einen Viertel geschmolzen ist, scheint eine weitere Ergebnisenttäuschung weitestgehend eskomptiert.

Nach der genauso überraschenden wie einschneidenden Gewinnwarnung ging es für die Valoren von Aryzta sogar noch rasanter nach unten. Aggressive Käufe im Call-Warrant ARYBBZ weckten jüngst Spekulationen, wonach ein Finanzinvestor beim Backwarenhersteller einsteigen könnte (siehe Kolumne vom 6. Februar).
 

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