Der cash Insider ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv. Lesen Sie börsentäglich von weiteren brandaktuellen Beobachtungen am Schweizer Aktienmarkt.

+++

Der langjährige Clariant-Chef Hariolf Kottmann und seine Mitstreiter dürfen aufatmen: Sie sind den aufmüpfigen Grossaktionär White Tale endlich los und haben im neuen Ankeraktionär Sabic einen Verbündeten gefunden.

Doch wer die übernahmehungrigen Saudis kennt, der weiss, dass diese für gewöhnlich keine halben Sachen machen. Wenig überraschend kursiert deshalb das Gerücht, wonach Sabic die ehemaligen Süd-Chemie-Aktionäre auskaufen wolle.

Die 33 Einzelaktionäre zählende Aktionärsgruppe kontrolliert bei Clariant knapp 14 Prozent der Stimmen. Über die Preisvorstellungen der ehemaligen Süd-Chemie-Aktionäre wurde nach dem Einstieg von White Tale kräftig spekuliert. Von 32 bis 36 Franken je Aktie in bar war dabei die Rede.

Seit wenigen Tagen haben die Clariant-Aktien wieder Rückenwind. (Quelle: www.cash.ch)

Allerdings kann Sabic gemäss dem Schweizer Börsengesetz nicht die Süd-Chemie-Aktionäre auskaufen und die übrigen Publikumsaktionäre aussen vor lassen.

Und selbst wenn der Paketverkauf von White Tale an das saudische Partnerunternehmen Sabic etwas Druck von Hariolf Kottmann genommen hat, so bleibt seine Arbeitgeberin Clariant nichtsdestotrotz in der Pflicht, am Tag der Jahresergebnispräsentation mit glaubwürdigen Zukunftsplänen aufzuwarten.

+++

Weniger als 24 Stunden vor der Jahresergebnispräsentation nimmt die mächtige amerikanische Investmentbank Merrill Lynch in einer Unternehmensstudie die Wiederabdeckung der Aktien der Lonza Group mit "Buy" und einem 310 Franken lautenden Kursziel auf.

Der Zeitpunkt für die Kaufempfehlung ist ungewohnt, könnte jedoch geschickt gewählt sein. Es wäre nämlich nicht das erste Mal, dass der Pharmazulieferer aus Basel mit einer positiven Ergebnisüberraschung aufwarten würde.

Denn der Studienautor argumentiert in erster Linie zwar mit den guten langfristigen Aussichten - aber eben nicht ausschliesslich. Zwischen den Zeilen lässt sich lesen, dass er der in den letzten Jahren stets erfolgreichen Lonza Group durchaus ein starkes Jahresergebnis zutraut.

Beeindruckende Kursentwicklung der Lonza-Aktien über die letzten fünf Jahre. (Quelle: www.cash.ch)

Für Überraschungen ist insbesondere die amerikanische Unternehmenssteuerreform gut, könnte diese doch zu einem einmaligen Gewinn auf latenten Steuerverbindlichkeiten führen.

Nach den Kursrekorden der letzten Tage muss die Lonza Group vor allem operativ zu überzeugen wissen. Einmalige Gewinne sind aus Aktionärssicht begrüssenswert - ein allzugrosses Gewicht sollte man ihnen allerdings nicht beimessen.

Vermutlich bedarf der morgige Zahlenkranz deshalb einer etwas näheren Betrachtung als sonst.

+++

Nach monatelangen Nachverhandlungen legte U-blox im Mai letzten Jahres die Pläne für eine Übernahme des Mobilfunkmodulgeschäfts der chinesischen SIMCom wieder in die Schublade. Es sei keine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung gefunden worden, so liess man die Öffentlichkeit damals wissen.

Auf dieses Debakel folgten bei U-blox lange keine substanziellen Firmenkäufe mehr. Umso mehr überrascht, dass dem einzigen reinen Schweizer Vertreter des "Internets der Dinge" in der britischen Presse ein Interesse am Automobilzuliefergeschäft des Rivalen Telit Communications für umgerechnet 200 Millionen Franken nachgesagt wird.

Die U-blox-Aktien (grün) im 12-Monats-Vergleich mit jenen von Telit (rot). (Quelle: www.cash.ch)

Mit einem solchen Vorstoss stiege U-blox quasi über Nacht zum Zulieferer des amerikanischen Elektromobil-Pioniers Tesla auf. Alleine schon deshalb würde dem Unternehmen rund um den Globus Aufmerksamkeit zuteil.

Ob Übernahmen von dieser Grössenordnung an der Börse gut ankommen, ist nicht zuletzt auch von der Attraktivität des Kaufpreises sowie von der Architektur der Finanzierung abhängig.
 

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.