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Als Börsenkolumnist erachte ich es geradezu als meine Aufgabe, den Banken und ihren Aktienanalysten auf den Zahn zu fühlen – und die Empfehlungen falls nötig mit der spitzen Feder zu kommentieren. In den letzten Tagen trafen nicht weniger als drei Empfehlungen ein, die es ein bisschen genauer unter die Lupe zu nehmen gilt.

Da wäre zuerst einmal die Herunterstufung der Aktien von Medmix von "Outperform" auf "Neutral" bei einem Kursziel von 30 (zuvor 46) Franken durch die Credit Suisse. Analyst Christoph Gretler zückt den dicken Rotstift und kürzte seine Gewinnerwartungen für die ehemalige Sulzer-Tochter um durchschnittlich 26 Prozent. Er trägt damit den Sanktionen gegen das Medizinaltechnikunternehmen in Polen Rechnung.

So schneiden die «heissen» Aktien-Tipps der Banken für 2022 nach fünf Monaten ab

So weit, so gut – wäre es neben der UBS nicht die Credit Suisse gewesen, welche die ehemalige Sulzer-Tochter im Oktober letzten Jahres an die Börse begleitete. Als die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken nur wenige Wochen später im Rahmen einer Erstabdeckung eine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von sogar 50 Franken aussprach, kosteten diese gut 42 Franken. Rund um die jetzige Abstufung herum keine 27 Franken mehr.

Ich bin nun neugierig, ob und wann sich sein Berufskollege Patrick Rafaisz von der UBS zu Wort meldet. Die letzte Wortmeldung geht auf Mitte Mai zurück. Damals stufte auch er die Aktien von Medmix noch mit "Buy" und einem 12-Monats-Kursziel von 52 Franken ein. Da fragt sich doch, ob auch der UBS-Analyst die Reissleine ziehen wird.

Merkwürdiges spielte sich zuletzt bei Straumann ab. Am vergangenen Mittwochnachmittag richtete sich die bekannte Medizinaltechnikanalystin Lisa Bedell Clive von Bernstein Research in einem Kommentar an ihre Anlagekunden. Die Angst vor wachstumsseitigen Bremsspuren sei übertrieben und die Absatzsituation im bisherigen zweiten Quartal weiterhin stark. Der Dentalimplantatehersteller aus Basel sei zwar nicht völlig immun gegen einen wirtschaftlichen Abschwung, sei jedoch besser gerüstet als in früheren Jahren, so die Analystin. Bei dieser Gelegenheit wiederholte sie auch gleich ihre "Outperform" lautende Kaufempfehlung sowie das Kursziel von 150 Franken für die Aktien.

Dass die Papiere an diesem Tag dennoch um 5 Prozent tiefer aus dem Handel gingen, überraschte mich dann doch ziemlich. Noch überraschter war ich aber, als Bernstein Research keine 24 Stunden später die Abdeckung von Straumann vorübergehend aussetze. Der Grund: Bedell Clive habe das Unternehmen verlassen.

Wer ab wann ihre Nachfolge antritt, ist noch nicht bekannt – genausowenig wie ob ihre Nachfolgerin oder ihr Nachfolger dem Dentalimplantatehersteller und seinen Aktien gegenüber ebenfalls wohlgesonnen sein wird.

Der Hamburger Privatbank Hauck Aufhäuser gelang es am Donnerstag, bei den Aktien von Asmallworld ein Kursfeuerwerk zu zünden. Eine Bestätigung der bisherigen Kaufempfehlung und ein etwas höheres Kursziel von 7,20 (zuvor 6,40) Franken reichten aus, um die Kurse im Laufe des Morgens von 2,70 auf etwas mehr als 3,10 Franken ansteigen zu lassen. Aus dem Handel gingen die Papiere dann "nur" noch bei 2,90 Franken.

Lässt ein Analyst die Aktien des diesjährigen Börsenschlusslichts fallen?

Zum einen begründet Analystin Marie-Therese Gruebner das höhere Kursziel mit dem besser als erwartet ausgefallenen Ergebnis für das vergangene Jahr, zum anderen aber auch mit der Rückkehr zur Normalität nach der Pandemie. In diesem Zusammenhang kommuniziert sie erstmals ihre Gewinnerwartungen für 2024. Nach einer Aufwärtsrevision um 21 Prozent sieht sie das soziale Netzwerk im besagten Jahr einen Gewinn von 21 Rappen je Aktie erzielen.

Kurzes Aufbäumen bei den Aktien von Asmallworld (Quelle: www.cash.ch)

Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass Hauck Aufhäuser und Asmallworld eine gemeinsame Vergangenheit haben. Als die Hamburger Privatbank im Juni 2018 die Abdeckung der Aktien mit einer Kaufempfehlung und einem Kursziel von 12 Franken aufnahm, bezeichnete ich diese als eine Fragwürdige Kaufempfehlung für einen "schlecht handelbaren Schweizer Börsendebütanten".

Ich hielt damals folgendes fest:

...und...

Im Wissen, dass bei Asmallworld an einem gewöhnlichen Tag bloss um die 1000 Aktien im Gegenwert von wenigen tausend Franken gehandelt werden, liesse sich die jüngste Kurszielerhöhung passender kaum kommentieren - selbst wenn meine Aussagen schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben. Am Donnerstag wechselte mit etwas mehr als 22'500 Titel übrigens ein Vielfaches die Hand.

 

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