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Nicht selten wird an den Aktienmärkten den Erwartungen ein grösseres Gewicht beigemessen als den harten Fakten. Als alte Faustregel gilt: Die Aktienkurse nehmen die nächsten sechs bis acht Monate schon heute vorweg.
Das macht die Börse selbst zu einem Vorlaufindikator - auch wenn die Banken und ihre Aktienstrategen gerne mit wirtschaftlichen Vorlaufindikatoren für oder gegen den Kauf von Aktien argumentieren.
Eine weitere oft gehörte Börsenweisheit besagt, dass die Aktienmärkte zwischen Mai und September in eine von unterdurchschnittlichen Kursgewinnen geprägte Phase übergehen. "Sell in May and go away, but remember to come back in September" - so lautet die aus dem angelsächsischen Raum stammende Überlieferung.
Wie die für Julius Bär tätigen Autoren eines Strategiepapiers schreiben, lag im 2017 ziemlich schief, wer dieser Börsenweisheit Folge leistete.
Erhebungen der traditionsreichen Zürcher Bank zufolge legte der breit gefasste S&P-500-Index zwischen Januar und April letzten Jahres um 7,16 Prozent zu, gefolgt von 6,61 Prozent zwischen Mai und September sowie 6,64 Prozent zwischen Oktober und Dezember. Damit verteilten sich die Kursgewinne beim amerikanischen Leitindex über alle drei Betrachtungszeitspannen hinweg.
Anders beim dividendenbereinigten Swiss Market Index (SMIC): Dieser gewann zwischen Januar und April satte 10,13 Prozent, gefolgt von 4,48 Prozent zwischen Mai und September und eher mageren 2,45 Prozent zwischen Oktober und Dezember.
Im Hinblick auf den bevorstehenden Monatswechsel raten die Autoren auch in diesem Jahr in Aktien investiert zu bleiben. Mit mehrjährigen Statistiken warten sie allerdings nur für den S&P-500-Index auf. An der Börse in New York sei die Faustregel in den vergangenen 25 Jahren nur gerade sechsmal aufgegangen, so schreiben sie.
Ich habe mich deshalb selbst ein bisschen schlau gemacht und mich intensiv mit der Entwicklung des SMIC seit Anfang 2007 auseinandergesetzt.
Entwicklung des SMI mit Dividendenkorrektur über die letzten 10 Jahre (Quelle: www.cash.ch)
Anders als der amerikanische S&P-500-Index ging die Faustregel hierzulande in den vergangenen zehn Jahren in der Hälfte aller Fälle auf. Die verlustreichsten Monate Mai bis September gehen ins Jahr 2011 zurück, als Rezessionsängste den SMIC mal eben schnell 15 Prozent kosteten. Rückblickend erwiesen sich diese Ängste glücklicherweise als unbegründet, was die Gesamtjahresbilanz letztendlich noch rettete.
Nur drei Jahre zuvor kostete die Finanzkrise das Börsenbarometer knapp 11 Prozent. Wer im darauffolgenden Jahr die Nerven verlor und sich von Schweizer Aktien trennte, verpasste hingegen 21,3 Prozent und damit einen Grossteil der Erholungsbewegung.
Die Jahre 2007, 2010 und 2015 schlugen hingegen mit einem Minus von jeweils um die 5 Prozent zu Buche.
Zieht man beim SMIC den Durchschnitt der letzten 11 Jahre, errechnet sich für die Betrachtungszeitspanne zwischen Anfang Mai und Ende September gerademal ein Anstieg um 0,14 Prozent.
Das wiederum zeigt: Saisonale Verhaltensmuster haben an den Aktienmärkten durchaus eine gewisse Daseinsberechtigung.
Die eindrücklichste Statistik ist übrigens immer noch jene, die von der ersten Januar-Woche auf das gesamte Börsenjahr schliessen lässt.
In den vergangenen 16 Jahren liess sich beim breit gefassten Swiss Performance Index (SPI) mit Ausnahme zweier Jahre tatsächlich aufgrund der ersten Januar-Woche das ganze Börsenjahr vorhersagen. Mit anderen Worten: Waren die Vorzeichen in den ersten Tagen des Jahres positiv, waren sie das auch knapp 12 Monate später - und umgekehrt (siehe "Was sagt die erste Januar-Woche über das Börsenjahr aus?" vom 3. Januar 2017). Aus heutiger Sicht droht das Börsenjahr 2018 allerdings zu einer weiteren Ausnahme zu werden...
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