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Der Schweizer Aktienmarkt konnte zuletzt zwar Boden gutmachen. Dennoch zeigt sich das hiesige Börsengeschehen auch weiterhin von seiner launischen Seite. Das hält einen beliebten deutschen Investorenbrief, auch als "Düsseldorfer" bekannt, nicht davon ab, seiner Leserschaft neuerdings gleich mehrere Aktien aus der Schweiz zum Kauf anzupreisen.
Sichtlich angetan haben es den Autoren vor allem die Valoren von Richemont. Sie lassen keinen Zweifel daran, dass sie den jüngsten Kursknick beim Mutterhaus des Schmuckspezialisten Cartier als übertrieben erachten und raten bei Kursen zwischen 85 und 92 Franken gestaffelt zum Einstieg. Was bis vor wenigen Tagen noch durchaus realistisch erschien, grenzt mittlerweile an Wunschdenken. Denn schliesslich kosten die Aktien bereits wieder 108 Franken und mehr. Den Kursknick erklären sich die Autoren übrigens - nicht wie ich eigentlich erwartet hätte - mit dem enttäuschenden Jahresgewinn, sondern vielmehr mit den eher vorsichtigen Aussagen des Unternehmens zum Tagesgeschäft.
Die Richemont-Aktien haben ihre Kursdelle bereits wieder wettgemacht (Quelle: www.cash.ch)
Konkreter fällt die Kaufempfehlung für die Partizipationsscheine von Schindler aus. Während die Autoren einräumen, dass die Absatzentwicklung im wichtigen chinesischen Markt kaum abschätzbar ist, sehen sie im Kursrückgang von 246 auf 178 Franken eine seltene Gelegenheit, sich in die Valoren einzukaufen. Ihres Erachtens könnte der Aufzug- und Rolltreppenhersteller als Unternehmen aus der Schweiz zudem Kapital aus den geopolitischen Spannungen zwischen West und Ost schlagen. Mit anderen Worten: Schindler könnte in China künftig etwa dem amerikanischen Rivalen Otis das Wasser abgraben.
Ich wage mich vage daran zurückzuerinnern, dass Schindler im besagten Investorenbrief vor wenigen Monaten schon einmal kurz ein Thema war. Damals lachte sich ein nicht namentlich bekannter Verwaltungsrat innerhalb weniger Wochen Partizipationsscheine im Gesamtwert von mehr als 58 Millionen Franken an. Dass die Transaktionen über eine dem Verwaltungsrat nahestehende juristische Person – sprich einer Beteiligungsgesellschaft – abgewickelt wurden, lässt auf die Familienaktionäre als Käufer schliessen. Auch ich berichtete damals zeitnah darüber.
Bei der dritten Kaufempfehlung für eine Aktie aus der Schweiz handelt es sich eigentlich um ein Unternehmen aus Österreich – besser gesagt: Um den Sensorenhersteller AMS Osram aus Unterpremstätten. AMS stehe für Chips und Osram für hochwertige Elektrik und Steuerung über Elektronik in der Rolle als Zulieferer für Industrie genauso wie für Autobau. Die nicht ganz unumstrittene Verschmelzung der beiden Unternehmen sei nun bewältigt, wie die Autoren weiter schreiben.
Einmal mehr scheinen sich die Autoren nicht richtig informiert zu haben, behaupten sie doch, dass der Architekt der milliardenschweren Osram-Übernahme, Alexander Everke, das Unternehmen in Richtung AMSL verlassen werde. Das stimmt so nicht, bleibt er AMS Osram doch auch in seiner Rolle als künftiger AMSL-Aufsichtsrat als Firmenchef erhalten.
Schon Ende März verfielen die Autoren bei Aktien aus der Schweiz fast in so etwas wie in einen Kaufrausch. Damals rieten sie bei den Valoren der Pharmazulieferer Siegfried, PolyPeptide und Bachem genauso wie bei jenen von Kardex, Medmix, Medacta, Kardex und Georg Fischer zum Einstieg. Mit Kursverlusten von bis zu 26 Prozent gegenüber dem seinerzeitigen Einstandspreis stehen diese Empfehlungen bisweilen unter keinem allzu guten Stern.
Die SNB-Aktien fallen seit dem Frühsommer 2017 immer wieder durch Kurskapriolen auf (Quelle: www.cash.ch)
Bekanntheit erlangte der deutsche Investorenbrief bei uns übrigens mit seinen Kaufempfehlungen für die schlecht handelbaren Aktien der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Dabei bedienten sich die Autoren geradezu an Halbwahrheiten, Vermutungen und abenteuerlichen Vorwürfen.
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