Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.
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Zwei Schritte vor – und einen wieder zurück. Passender liesse sich das Börsengeschehen der letzten Tage kaum umschreiben. Am Swiss Performance Index (SPI) gemessen ist der Schweizer Aktienmarkt zwar unter das Zwischenhoch vom Freitag bei 14'390 Punkten zurückgefallen. Allerdings trennen das breit gefasste Börsenbarometer noch immer etwas mehr als 1000 Punkte von den Jahrestiefstständen vom Oktober.
Wer denn nun genau in all den Wochen als Käufer in Erscheinung getreten ist, will sich mir nicht so recht erschliessen. Zumindest eines weiss ich aber mit ziemlicher Gewissheit: Käufer aus dem amerikanischen Raum waren es jedenfalls nicht.
Schweizer Aktienfavoriten: Profis sind bei Aktien sträflich unterinvestiert |
Erhebungen der Bank of America zeigen nämlich, dass auch vergangene Woche wieder Gelder aus Fonds auf europäische Aktien abgezogen wurden – und das im grossen Stil. Aktiv verwaltete Fonds hatten unter dem Strich einen Abfluss von umgerechnet 800 Millionen Dollar, indexnahe Fonds sogar einen Abfluss in der Höhe von 1,9 Milliarden Dollar zu beklagen. Macht gesamthaft 2,7 Milliarden Dollar.
Wie die amerikanische Investmentbank festhält, ist es bereits die 39. Woche in Folge mit einem Nettoabfluss aus diesen Fonds. Es sei damit schon heute der am längsten andauernde Abfluss amerikanischer Gelder aus europäischen Aktien seit Beginn der Aufzeichnungen, und ein Ende ist noch immer nicht absehbar.
Mittlerweile türmen sich seit Jahresbeginn Nettoabflüsse in der Höhe von gut 100 Milliarden Dollar auf. Als Verlierer gehen vor allem aktiv verwaltete Fonds hervor, gehen doch fast 74 Milliarden Dollar zu ihren Lasten. Aus passiv verwalteten – sprich indexnahen – Fonds wurden hingegen "nur" 26 Milliarden Dollar abgezogen. Aber auch das ist allerhand.
Entwicklung des EuroStoxx 600 Index seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)
Zugegeben: Für Unternehmen ist die Situation in Europa momentan alles andere als gemütlich. Während die wirtschaftlichen Vorlaufindikatoren einen scharfen Abschwung ankündigen, sorgen die hartnäckig hohen Kosten für Druck auf die Margen.
Womöglich ist es diese unheilvolle Kombination, welche amerikanische Marktakteure dazu veranlasst, in Europa parkierte Gelder nach Hause zu holen. Auch dort ist eine wirtschaftliche Wachstumsverlangsamung zu spüren. Dank dem starken Dollar bewegt sich der Margendruck hingegen in einem für viele Unternehmen gerade noch verkraftbaren Rahmen. Unter den Blinden ist der Einäugige - sprich Amerika - eben immer noch König.
Was mir aus den Handelsräumen hiesiger Banken berichtet wird, scheint die Erhebungen der Bank of America bestätigen zu wollen. Angeblich wurden in den vergangenen 48 Stunden hierzulande nämlich vorwiegend Gelder aus Nebenwertefonds abgezogen. Unternehmen aus diesem Titelsegment ächzen ja bekanntlich am stärksten unter einem Wirtschaftsabschwung.
Verhält es sich bei den von der Bank of America mitverfolgten Fonds auf europäische Aktien wie bei den hiesigen, dürfte die amerikanische Investmentbank kommende Woche dann sogar von der 40. aufeinanderfolgenden Woche mit einem Nettoabfluss von Geldern berichten. Bleibt mir nichts anderes übrig als zu hoffen, dass dieser rekordhohe Abfluss endlich versiegt. Überhastetes Handeln zahlt sich an der Börse nämlich eher selten aus.
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In einem mir zugespielten Kommentar aus der Feder von Stifel-Analyst Tobias Wörner wird Holcim-Chef Jan Jenisch regelrecht mit Lob überschüttet. Nach einer gemeinsamen Road-Show vor Investoren erhöht Wörner sein Kursziel für die Aktien des Baustoffproduzenten auf 52,50 (zuvor 50) Franken. An seiner Kaufempfehlung hält er indes fest.
Der Analyst räumt zwar ein, dass er nicht sämtliche Ansichten Jenischs teile. Dennoch glaubt er, dass das Unternehmen unter seinem Firmenchef vielversprechende Pläne verfolgt. Er hält die Neuausrichtung auf wachstumsträchtige und weniger umweltschädliche Geschäftsfelder jedenfalls für sehr glaubwürdig.
Die Aktien von Holcim verspüren seit vier Wochen Auftrieb (Quelle: www.cash.ch)
Allerdings strotzt die Kaufempfehlung nicht gerade vor Überzeugung, geht Wörner doch von einem schwierigen 2023 für Holcim aus. Er befürchtet, dass sich die Gewinnerwartungen vieler seiner Berufskollegen fürs kommende Jahr als zu hoch erweisen könnten. Dabei spielt der Analyst einerseits auf Anhaltspunkte für eine rasante Abkühlung der Baukonjunktur und andererseits auf den momentan sehr tiefen Wasserstand am Mississippi an.
Die Stunde der Wahrheit schlägt wohl erst am 24. Februar nächsten Jahres, wenn der Baustoffproduzent neben dem Zahlenkranz für dieses Jahr auch mit den Vorgaben fürs neue Jahr aufwartet. Etwas ketzerisch gesagt, war die Road-Show Jenischs wohl vergebene Liebesmüh.
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1 Kommentar
"Der unmittelbare Zusammenhang zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit ist nur für einen Politiker schnell zu erkennen."
Dr. Hermann Josef Abs
Bankier, 1957 - 1967 Vorstandsvorsitzender der "Deutschen Bank", zählte in den Nachkriegsjahren zu den engsten Beratern von Bundeskanzler Konrad Adenauer (Deutschland, 1901 - 1994).
Dr. Hermann Josef Abs · Geburtsdatum · Sterbedatum
Dr. Hermann Josef Abs wäre heute 121 Jahre, 1 Monat, 2 Tage oder 44.228 Tage alt.
Geboren am 15.10.1901 in Bonn
Gestorben am 05.02.1994 in Bad Soden am Taunus
Sternzeichen: ♎ Waage