Die Inflationsrate in der Schweiz ist im März auf 1.0 prozent gesunken. Sie liegt komfortabel im Band zwischen 0 prozent und 2 prozent, welches die SNB mit Preisstabilität gleichsetzt. Das gab der SNB den geldpolitischen Spielraum, ihren Leitzins zu senken. In den USA ist die Inflationsrate im März wieder auf 3.5 prozent gestiegen und liegt deutlich über dem Zielwert von 2 prozent. Die Fed will die weitere Inflationsentwicklung abwarten, bevor sie entscheidet, ob und wann sie ihren Leitzins senken will. Obwohl die Inflationslage in der Schweiz und in den USA unterschiedlich ist, sind die Treiber hinter der Inflation die gleichen.

Die Inflationsrate wird von den teurer werdenden Dienstleistungen getrieben, während die Güterpreise kaum noch steigen, in der Schweiz sogar fallen. Im Dienstleistungssektor sind die Personalkosten die wichtigste Kostenkomponente. Entsprechend wichtig ist die Entwicklung bei den Löhnen. Da die Arbeitslosenraten tief sind und gutes Personal gesucht ist, steigen die Löhne stärker an als in der Vergangenheit üblich. Die Schweiz ist diesbezüglich eine Ausnahme, was auch die tiefere Inflationsrate zumindest zum Teil erklärt. Dank den höheren Einkommen erfreuen sich Dienstleistungen wie Reisen oder Restaurantbesuche einer regen Nachfrage, was es erlaubt, die höheren Personalkosten über höhere Preise auf die Kundschaft abzuwälzen.

Von einer gefährlichen Lohn-Preis-Spirale zu sprechen, wäre übertrieben. Ansätze dazu sind aber da und machen es gerade in den USA schwierig, die Inflationsrate rasch weiter nach unten zu drücken. Im Unterschied zu den Benzin- oder Nahrungsmittelpreisen, die praktisch täglich neu bestimmt werden, sind Lohnprozesse träge. Löhne werden selten gesenkt, solange der Arbeitsmarkt eng ist.

Diese Konstellation ist für die Fed nicht einfach. Sind die Zinsen bereits hoch genug, damit auf mittlere Frist der Lohndruck und damit die Inflation abnimmt? Sind sie schon zu hoch und die Grundlage für einen starken Konjunktureinbruch? Wissen wird man das erst in einem oder zwei Jahren, da Zinsentscheide sich erst mit einer langen Verzögerung auf die Wirtschaft auswirken. Wir tendieren in die zweite Richtung, weshalb auch in den USA Zinssenkungen angebracht sind.