Haben Sie sich schon einmal bei jungen Menschen in unserem Land erkundigt, wie sie über unser Vorsorgesystem denken? Sie werden teils erschreckende Aussagen hören, wie: “Wir zahlen heute ein und werden dereinst nichts mehr davon bekommen”.
Solche Aussagen zeugen von einem erheblichen Vertrauensverlust in die Zukunft der Ersten und Zweiten Säule. Viele Umfragen in den westlichen Industrieländern unterstreichen diese Haltung der jungen Generation bezüglich der Vorsorgesysteme. Das ist fatal. Und es ist wahrscheinlich das grösste Problem, mit dem sich unser Vorsorgesystem konfrontiert sieht.
Die Sozialpartnerschaft zwischen Jung und Alt, auf dem die AHV mit ihrem Umlageverfahren beruht, ist in der Schweiz einer zunehmenden Belastungsprobe ausgesetzt. Die Initiative des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, über die wir am 3. März abstimmen und die eine 13. Monatsrente für alle AHV-Bezügerinnen und Bezüger bringen soll, leistet dieser Entwicklung Vorschub. Dass dabei die Gutbetuchten und auch etwas weniger Gutbetuchten mehr Rente erhalten sollen, wirkt bizarr.
Doch es geht um viel Grundsätzlicheres: Die Initiative ähnelt in ihrer Denk- und Vorgehensweise vielen Reform-Bestrebungen im Vorsorgesystem der letzten Jahre: Heute Geld ausgeben und morgen schauen, wie das Ganze finanziert werden soll. So lautet jeweils das Motto.
Diese grundlegende Sorglosigkeit zeigt sich schon beim Initiativtext. Man sucht vergebens nach konkreten Vorschlägen, wie die Zusatz-Milliarden für die 13. AHV-Rente generiert werden sollen. Das soll dann gefälligst das Parlament aushandeln.
Um eine 13. AHV-Rente zu finanzieren, müsste zu den üblichen Mitteln gegriffen werden: Erhöhung der Mehrwertsteuer oder eine Erhöhung der Lohnabzüge. Wahrscheinlich aber beides. Über die volkswirtschaftlichen Schäden dieser Massnahmen wird jeweils grosszügig hinweg gesehen. Für die effektiv entstehenden Mehrkosten hat aber hauptsächlich die aktive Bevölkerung geradezustehen, vor allem die jüngere Generation - einmal mehr bei so genannten Reformen im Vorsorgesystem.
Auch in der Zweiten Säule leidet die aktive Bevölkerung unter einer Umverteilung von Jung zu Alt, obwohl dies nicht sein sollte. Bei den Pensionskassen sparen die Erwerbstätigen eigentlich direkt für sich selber - nicht wie bei der AHV, wo die Aktiven die Rentner im Umlageverfahren finanzieren. Aber wegen zu hoher Umwandlungssätze und falscher Annahmen bei der Lebenserwartung haben in der Vergangenheit viele aktiv Versicherten die laufenden Renten mit Milliarden Franken querfinanziert.
Dabei ist das grundlegende Problem der Vorsorge allen klar: Es ist die alternde Bevölkerung, damit einhergehend die sinkende Zahl der Erwerbstätigen und die steigende Zahl der Rentner. Die Angleichung des Rentenalters an die steigende Lebenserwartung ist die notwendige und zukunftsfähigste Lösung.
Höhere oder zusätzliche Renten sind natürlich weitaus verlockender als ein höheres Rentenalter. Aber auch kurzsichtiger, unsolidarischer, egoistischer.
76 Kommentare
Tja das ist mal ein Artikel oder besser ein Tritt in den Hintern all derer die jahrelang schuften oder geschuftet haben und deren Altersrenten von Jahr zu Jahr kleiner wird. Nun die AHV wird in den nächsten Jahren nicht zugrunde gehen nur weil wir eine 13. AHV kriegen - in jedem Falle wird unser 3 Säulen System auch in Zukunft Bestand haben resp. wir das Volk und die Politik wird dafür sorgen - also sorry ich für meinen Teil habe lieber etwas mehr Abzüge als dass ich länger arbeiten muss und so by the way ist es halt schon so, dass wir einerseits kaum Teuerungsausgleiche auf der AHV haben und die 2. Säule auch darbt, mein Vater hatte noch 7.8% Umwandlungssatz auf dem obligatorischen Teil und 6% auf dem überobligatorischen Teil und die Zinsen auf dem Kapital waren früher auch höher, bald werden wir auf dem obligatorischen Teil noch 6% anstatt heute 6.8% kriegen; die Idee der AHV und PK war doch mal, dass man mind. 60% des letzten Gehalts erhält aber wer erreicht dies heute schon, also ich gehöre wohl zum sogenannten Mittelstand und habe ein gutes Gehalt aber erreiche knapp 50% meines letzten Gehaltes mit der 1. und 2. Säule also ohne Sparen resp. 3. Säule könnte ich wohl meinen heutigen Lebensstandard zumindest in der CH nicht halten und ich zusammen mit meinem Arbeitgeber habe sicherlich mehr in die AHV einbezahlt als ich dann in meinen Lebensjahren nach der Pension noch erhalten werde. Also ich denke unser AHV System wird an der 13. AHV nicht zugrunde gehen und vielen Leuten wie auch mir wird dies ein willkomener Zustupf sein.
Wenn Ihre Zahlen und Aussagen stimmen sollte Altersarmut für Sie absolut kein Thema sein und für Sie eine 13. AHV in keinster Weise notwendig. Sich in so einer Situation zulasten der Arbeitenden Bevölkerung eine "Lohnerhöhung" von 8.3% zu genehmigen finde ich unsozial.
Bin damit einverstanden
“Wir zahlen heute ein und werden dereinst nichts mehr davon bekommen”. Dieses Schlagwortargument besteht schon seit den Sechzigerjahren, es ist nicht neu. Der Generationenvertrag zwischen Jung und Alt stellt den Ausgleich sicher. Die Hauptlast der AHV bestreiten die 40 bis 65 Jährigen, ihre Arbeitseinkommen sind das Fundament der AHV. Die Jungen tragen noch nicht die grossen Löhne nach Hause und werden deshalb von zusätzlichen Lohnprozenten und einer Mehrwertsteuererhöhung geringer belastet, ausser sie sind nicht in der Lage ihr persönliches Budget unter Kontrolle zu halten, was gar oft vorkommt.
Die heutigen Rentner haben selbst, oft gar überdurchschnittlich zur AHV beigetragen, dank ihren guten Löhnen. Nicht alle Rentner werden 95 Jahre alt., davon profitiert gar die AHV. Werden aber Ehepaare zusammen alt, so werden sie jedes Jahr mit bis zu 1225 Franken monatlich diskriminiert, mit den Ehepaarrentenplafonierung pro Jahr mit 14700 Franken. Nur um aufzuzeigen, dass es nicht die „Jungen“ sind welche die „Alten“ subventionieren, oft ist es umgekehrt.
Die Konkordanzdemokratie der reichen Schweiz ist unfähig, das Sozialsystem auf eine gesunde nachhaltige Basis zu stellen, welche der veränderten Demographie Rechnung trägt. Gefordert ist ein Totalumbau der AHV. Die reiche Schweiz muss sich eine faire Altersrente leisten können, deshalb 13. AHV ja um jegliche Diskriminierung zu vermeiden. Eine Microtransaktionssteuer zusammen mit leicht höheren Lohnbeiträgen und einer dosierten Erhöhung der Mehrwertsteuer würde die AHV langfristig auf gesunde Füsse stellen. Ein Neuanlauf ist angezeigt.
Es ist schon kurzsichtig und auch egoistische Sichtweise wenn man den älteren Menschen, die jetzt und heute im Ruhestand sind die Schuld zu geben. Sowie denen die in 10 Jahren oder weniger an die reihe kommen. Während Politiker die verantwortlich sind für die AHV, am Sozialsystem rumfumeln. Das gilt auch für die Pensionskassen. Wo man sieht wenn der Zinssatz nach unten korrigiert wird. Zu Lasten der unteren und mittleren Schichten. Und es ist richtig, dass gewisse Menschen vor allem die reichen es nicht nötig hätten von der AHV zu gebrauchen. Aber auch Sie haben das Recht weil Sie auch eingezahlt haben. Sonst müssten alle vor allem die reichen Politiker sofort verzichten auf die AHV. Den die bekommen wie auch immer 230000.- CHF lebenslänglich. Während der kleine nichts bekommt ausser eine mickrige AHV.
Sie meinen wohl den Umwandlungssatz...
Wer hat das Recht auf eine 13. Rente? Man hat einbezahlt für 12 Renten und das bekommt man auch.
Ja ich finde es egoistisch, wenn sich eine privilegierte Gruppe der Bevölkerung ein Zustupf zulasten einer anderen Gruppe gönnt. Ich bestreite nicht die Existenz der Altersarmut und hier muss gezielt etwas getan werden. Flächendeckend die Renten erhöhen finde ich nicht angebracht.
Genau richtig!
Die Abstimmung ist vorbei und wir wissen selbst was wir gestimmt haben. Ich finde die 13. AHV richtig. Daran gibt es nichts zu rütteln
Schön wäre es, die „junge Generation“ würde auch mal darüber nachdenken, wer ihnen z.B. den Vaterschaftsurlaub bezahlt! Oder Sabatical! Hatten wir alles nicht! Nach der Geburt meiner drei Kinder bin ich wieder arbeiten gegangen! Als meine Frau nach Hause kam, nahm ich Ferien! Nix bezahlter Urlaub!
Vaterschaftsurlaub wird durch Lohnabzüge (EO) von den Erwerbstätigen bezahlt und kostet 230 Mio pro Jahr. Peanuts, vor allem im Vergleich zu AHV!
Sabatical ist eine Abmachtung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer und der Staat/Sozialeinrichtungen haben nichts damit zu tun.
Von Gesetzes wegen hat sich ggü. Ihrer Erwerbszeit nicht allzuviel geändert!