Auf konjunktureller Seite hat der vielbeachtete Ifo-Stimmungsindex in Deutschland etwas bessere Zahlen gezeigt als erwartet. Allgemein würden die Wirtschaftsindikatoren aber nach wie vor ein düsteres Bild mit nur vereinzelten Lichtblicken zeigen, so ein Kommentar der ZKB. Immerhin lasse sich abschätzen, dass der Monat April wohl den Tiefpunkt der aktuellen Krise markiere und die Konjunkturdaten ab Mai und verstärkt im Juni eine Verbesserung anzeigen sollten. Die Investoren an den Aktienmärkten seien offenbar bereit, über das konjunkturelle Wellental hinwegzusehen und schenkten den schwachen Wirtschaftsdaten nur noch wenig Beachtung. Vielmehr liessen sie sich von den enormen monetären und fiskalischen Impulsen leiten und handelten frei nach dem Motto "Don't Fight the Fed".
Der SMI steht um 11.00 Uhr 0,63 Prozent höher bei 9'749,96 Punkten. Der die 30 wichtigsten Aktien umfassende SLI legt um 0,97 Prozent auf 1'437,58 Punkte zu und der breite SPI um 0,65 Prozent auf 12'162,90 Punkte. Auf 26 Gewinner kommen unter den Blue Chips vier Verlierer.
Vifor Pharma (+4,0%) markieren seit Handelsbeginn die Tabellenspitze im SMI/SLI, gestützt von einem Kommentar mit positivem Unterton in der Wochenendpresse. Dahinter folgen konjunkturabhängige Aktien wie Adecco (+2,5%), Logitech (+2,3%) oder AMS (+2,1%).
Von der freundlichen Stimmung werden auch Finanzwerte wie Julius Bär (+2,5%), Zurich (+2,0%), CS (+1,9%) oder Swiss Life (+1,3%) getragen. Der Verwaltungsratspräsident des Lebensversicherungskonzerns Swiss Life, Rolf Dörig, hat in einem Interview am Wochenende zügige Reformen bei der Altersvorsorge angemahnt.
Richemont (+1,2%) halten sich im breiten Mittelfeld. Während sich der Gesamtmarkt in den letzten Wochen vom Corona-Schock einigermassen erholt hat, können sich die Aktien des Luxusgüterkonzerns nur langsam von den Mitte März gesetzten Jahrestiefstkursen absetzen. Bis die Branche gemessen am Geschäftsvolumen an das Vorkrisenniveau anknüpfen könne, würden Jahre verstreichen, befürchten Analysten und Branchenexperten.
Kühne+Nagel (-0,2%) werden von zurückhaltenden Aussagen des Mehrheitsaktionärs Klaus-Michael Kühne in einem Interview mit der deutschen Presse leicht gebremst. "Wir werden kleiner aus der Krise herauskommen, als wir es vorher waren", sagte Kühne gegenüber der "Welt".
Mit knappen Verlusten von jeweils rund 0,1 Prozent sind auch die defensiven Givaudan, Roche und Swisscom nicht gefragt.
Im breiten Markt fallen Bachem mit einem Plus von 2,4 Prozent leicht auf. Das Unternehmen hatte am Morgen mitgeteilt, die Produktion des Narkosemittels Propofol wegen der allgemein steigenden Nachfrage und wegen des Zusatzbedarfs für die Behandlung von Covid-19-Patienten auszubauen. In Marktkreisen wird die Nachricht wohlwollend kommentiert.
Aryzta (+11%) klettern auf tiefem Niveau wie schon am Freitag markant in die Höhe. Händler sprechen von Käufen vor dem am Dienstag erwarteten Trading-Update des angeschlagenen Backwarenherstellers. Es werde auf eine positive Überraschung gehofft, wie es etwa die langerhoffte Bereinigung im Nordamerika-Geschäft sein könnte oder Veränderungen im strategischen Management an, wie dies der aktivistische Aktionär Veraison fordert. Die Analysten erwarten allerdings für das dritten Quartal einen massiven Umsatzrückgang.
cf/ys
(AWP)