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Ziemlich genau zwei Monate ist es nun schon her, dass Sandoz von Novartis abgespaltet und an die Börse gebracht wurde. Doch die Freiheit vom Mutterhaus in Basel bekommt der einstigen Tochter eher mittelprächtig.

Denn obschon eine überwiegende Mehrheit der Banken und ihrer Analysten die Aktien des Herstellers von Nachahmermedikamenten teils mit exorbitanten Kurszielen zum Kauf anpreist, notieren diese mit knapp 26 Franken nur unwesentlich über dem Stand ihres Börsendebüts. Das wiederum liegt weit unter dem höchsten Kursziel von 40 Franken aus der Feder von Stifel-Analystin Louise Boyer Graebeldinger.

Zur Erinnerung: Als ein Börsengang von Sandoz noch nicht spruchreif war und Novartis nach strategischen Alternativen für die Tochter suchte, hiess es, die Biontech-Grossaktionäre Andreas und Thomas Strüngmann würden gemeinsam mit dem schwedischen Finanzinvestor EQT an einer Übernahmeofferte basteln.

War damals von 20 bis 25 Milliarden Dollar die Rede, bringt Sandoz momentan gerade einmal einen Börsenwert von etwas mehr als der Hälfte davon auf die Waage. Da werden bei mir Erinnerungen an Aussagen des für J.P. Morgan tätigen Richard Vosser wach, der die Abspaltung von Novartis einst als "Nullsummenspiel" belächelte.

Kursausschläge der letzten Tage bei den Sandoz-Aktien (Quelle: www.cash.ch)

Seit wenigen Tagen vollziehen die Aktien von Sandoz wilde Bocksprünge, wobei aus den Handelsräumen hiesiger Banken erstmals von Verleiderverkäufen zu hören ist. Da liegt die Vermutung nahe, dass sich einige grosse Marktakteure in den Wochen nach dem Börsengang in Erwartung noch höherer Kurse beim Hersteller von Nachahmermedikamenten eingekauft haben und nun kalte Füsse bekommen.

Auffällig scheint mir auch, dass alleine am letzten Donnerstag bei stark rückläufigen Kursen mehr als sechs Millionen Titel die Hand wechselten – gefolgt von einer Gegenbewegung bei dünnen Umsätzen nach einem grosszügigen Übernahmeangebot von AbbVie für Immunogen tags darauf. Am Donnerstag wurden mehr als eineinhalb Prozent aller ausstehenden Aktien umgesetzt. Das ist eine ganze Menge.

Ich für meinen Teil wäre nicht überrascht, wenn da am Donnerstag Novartis involviert gewesen wäre. Im Rahmen des Aktienrückkaufprogramms hält das ehemalige Mutterhaus ja eigene Aktien im Umfang von mehr als 4 Prozent im Eigenbestand – und aus der Abspaltung zuzüglich zu diesen eben auch noch solche von Sandoz in ähnlichem Umfang.

Man braucht kein Börsenprofi zu sein, um erahnen zu können, dass sich Novartis nicht auf Dauer in der Rolle der Grossaktionärin sieht und sich früher oder später vom Aktienpaket verabschieden wird. Spätestens wenn der meldepflichtige Schwellenwert von 3 Prozent unterschritten wird, werden sich die Basler als Verkäufer von Aktien zu erkennen geben müssen.

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Für Geberit trifft zu Wochenbeginn eine Verkaufsempfehlung aus Frankreich ein. In einer Unternehmensstudie aus der Feder des für BNP Paribas tätigen George Speak stuft der Analyst die Valoren des Sanitärtechnikunternehmens von "Outperform" auf "Underperform" herunter. Und um diesem Schritt etwas Nachdruck zu verleihen, streicht er das Kursziel auf 375 (zuvor 518) Franken zusammen.

Kursentwicklung der Aktien von Geberit seit Januar (Quelle: www.cash.ch)

Der Analyst räumt zwar ein, dass es sich bei Geberit um ein Vorzeigeunternehmen mit den branchenweit höchsten Margen, einem starken Leistungsausweis sowie einer einzigartigen Preisgestaltungsmacht handelt. Nach dem Kursfeuerwerk, losgetreten durch aggressive Deckungskäufe aus dem Lager ausländischer Leerverkäufer, hält er die Aktien mittlerweile jedoch für überteuert. Hinzu kommt, dass der Analyst im wichtigen Absatzmarkt Deutschland auch weiterhin mit einer Nachfrageflaute rechnet.

Neugierig wie ich bin, habe ich mich ein bisschen schlau gemacht: Es war Ende Januar derselbe Analyst, welcher die Valoren von Geberit mit einem Kursziel von 588 (zuvor 396) Franken von "Underperform" auf "Outperform" heraufgestuft hatte. Damals wurden Kurse von um die 520 Franken bezahlt. Jetzt, bei Kursen unter 500 Franken soll also plötzlich alles ganz anders sein...

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