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Seit Freitag weisen die Aktienkurse auch bei uns in der Schweiz wieder positive Vorzeichen auf. Es scheint sich die Erkenntnis durchzusetzen, dass man den Konflikt im Nahen Osten nicht weiter eskalieren lässt. Ist das Börsen-Gewitter damit bereits wieder vorbeigezogen?

Zumindest die geopolitische Lage liesse das vermuten – wäre da nicht der jüngste Zinsanstieg. Mit 4,65 Prozent liegt die Rendite zehnjähriger amerikanischer Staatsanleihen mittlerweile wieder über der Gewinnrendite der 500 grössten amerikanischen Unternehmen von 4,2 Prozent. Mit anderen Worten: Es gibt durchaus eine Alternative zu Aktien.

Noch bis vor wenigen Wochen gingen Ökonomen für die Zeit bis Ende Dezember von drei, wenn nicht sogar von vier Leitzinsreduktionen um jeweils 25 Basispunkte durch die amerikanische Notenbank aus. Doch das war einmal. Mit der Société Générale rechnet erstmals eine Bank mit keinen Zinsschritten im laufenden Jahr mehr. Ob sich diese Meinung durchsetzt, wird sich zeigen müssen.

Auch beim SMI zeigt die Entwicklung seit wenigen Tagen wieder nach oben (Quelle: www.cash.ch)

Am Freitag schrieb ich wie folgt: Die Kursverluste der letzten Tage dürften denn auch eher eine Folge revidierter Zinserwartungen sein. Spätestens seit der Veröffentlichung der Konsumentenpreise für März dürfte wohl dem Hintersten und Letzten klar sein, dass die Wahrscheinlichkeit einer ersten Leitzinsreduktion durch die amerikanische Notenbank im Juni gegen null tendiert. Ein erster Zinsschritt im September erscheint hingegen noch immer möglich – sofern denn ein sogenannter Zweitrunden-Effekt bei der Teuerung ausbleibt. Und genau dieser Effekt könnte die Währungshüter weiterhin zögern lassen.

So sehr ich es mir auch wünschen würde, dass die Börsenkorrektur bereits ausgestanden ist – so sehr fehlt mir der Glaube daran. Gerade in New York haben sich die Aktienkurse noch immer zu stark von der Zinsentwicklung abgekoppelt. Entweder es stellt sich bei den Zinsen rasch eine Beruhigung ein, oder aber die Börsenkorrektur setzt sich ungebremst fort. Bleibt zu hoffen, dass der zurückgebliebene Schweizer Aktienmarkt – falls ja – etwas weniger in Mitleidenschaft gezogen wird. Ich bin jedenfalls noch etwas skeptisch, dass es das mit dem reinigenden Börsengewitter schon gewesen sein soll.

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Noch scheinen die Aktien von Meyer Burger die jüngste Kapitalrunde zwar nicht ganz verdaut zu haben, wurden in den letzten Tagen zeitweise doch Kurse von weniger als einem Rappen bezahlt. Nach und nach legt sich der Staub allerdings.

Wer auf die Bezugsrechtsemission hin in der Hoffnung auf das schnelle Geld eingestiegen ist, hat sich mittlerweile vermutlich wieder verabschiedet. Darauf lassen auch die zahlreichen Beteiligungsmeldungen an die SIX Swiss Exchange schliessen. Illustre Namen kamen – und gingen wieder.

Geblieben ist Petr Kondrashev. Der in Wien lebende Ankeraktionär hat seine über Sentis Capital PCC (Cell 3) gehaltene Beteiligung sogar weiter ausgebaut. Neu kontrolliert die Beteiligungsgesellschaft etwas mehr als 15 Prozent der Stimmen. So viel hielt sie noch nie am Solarunternehmen. Die Offenlegungsmeldung lässt vermuten, dass Sentis in den Tagen nach der Kapitalerhöhung weitere Aktien über den offenen Markt zugekauft hat.

Kursentwicklung bei den Aktien von Meyer Burger seit Januar (Quelle: www.cash.ch)

Zudem geht heute Dienstag eine Kaufempfehlung ein. Ein Analyst stuft die Aktien von Meyer Burger von "Reduce" auf "Buy" herauf. Doch anders als in den hiesigen Finanzmedien zu lesen ist, lautet das überarbeitete Kursziel nicht 20 (zuvor 18) Rappen, sondern lediglich 2 Rappen. Wo gehobelt wird, da fallen bekanntlich Späne. Selbst Kurse von 2 Rappen entsprächen aus heutiger Sicht aber noch immer knapp einer Verdoppelung.

Der besagte Analyst räumt übrigens ein, dass eine Bewertung des Solarunternehmens angesichts der vielen Variablen einem Blick in die Kristallkugel gleichkomme. Nicht zuletzt auch deshalb will er verstanden wissen, dass es sich um eine höchst risikobehaftete Kaufempfehlung handelt. Überzeugung sieht für mich anders aus.

Meyer-Burger-Chef Gunter Erfurt und seinen Verlagerungsplänen dürfte zugutekommen, dass die Regierung in Washington gestern Montag rund 7 Milliarden Dollar für ein landesweites Solarpaket gesprochen hat. Im Zuge dieses Pakets soll über sämtliche Bundesstaaten hinweg fast eine Million Privathaushalte mit Solarlösungen ausgestattet werden. Davon könnte auch für Meyer Burger der eine oder andere Dollar abfallen...

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