Die Konsensuserwartungen der Ökonomen an Wall Street gehen von einem monatlichen Anstieg der US-Teuerungsraten für den Monat Februar um 0,30 Prozent aus. Die Augen richten sich hierbei primär auf die Kerninflation, welche ebenfalls mit 0,30 Prozent erwartet wird. Eine Abweichung vom Konsensus dürfte zu deutlichen Kursbewegungen an den amerikanischen Aktienmärkten führen. Die Marktstrategen von Goldman Sachs prognostizieren im positiven Fall bei einer Kerninflation bei oder unter 0,20 Prozent einen Anstieg des S&P 500 Index um bis zu 1,75 Prozent. Das würde den Leitindex auf ein neues Allzeithoch treiben. 

Steigt die Kerninflation dagegen mit 0,40 Prozent stärker als von den Ökonomen erwartet, so dürfte der S&P 500 Index bis zu 1,75 Prozent verlieren. Ein Wert bei der Kerninflation von 0,30 Prozent dürfte dabei leicht positiv an den Aktienmärkten aufgenommen werden. 

Richtungsweisend für die Währungs- und Zinsentwicklung

Auswirkungen haben die US-Inflationszahlen nicht nur auf die globalen Aktienmärkte. Auch die Geldmarktzinsen, die Renditen der amerikanischen Staatsanleihen sowie der Kurs des US-Dollars stehen im Fokus. Die Ökonomen der ING Bank sind sich dabei einig, dass die Kerninflation bei 0,3 Prozent gegenüber dem Vormonatsvergleich zu liegen kommt und führen dies grösstenteils auf die Immobiliendynamik sowie die steigenden Versicherungs- und medizinischen Kosten zurück. Damit liegt die Kerninflation aber immer noch mindestens 0,1 Prozent über dem Niveau, das der Fed Vertrauen in eine Rückkehr zum Ziel einer Jahresinflationsrate von 2 Prozent geben würde.

Diese Ausgangslage deutet darauf hin, dass eine Zinssenkung vor der Juni-Sitzung bei einem Wert von Plus 0,30 Prozent unwahrscheinlich bleibt. Die Devisenstrategen der ING Bank warnen andererseits, es könne zu einer starken Abwärtsvolatilität beim US-Dollar kommen, wenn ein Kernwert von 0,2 Prozent gegenüber dem Vormonat resultiert. Im Gegensatz zu den US-Arbeitsmarktdaten würde dies den von Fed-Chef Jerome Powell letzte Woche gezeigten Optimismus in Bezug auf die Desinflation bestätigen und die Märkte dazu veranlassen, eine Zinssenkung im Juni vollständig einzupreisen. Ebenso könnte dies Spekulationen nähren, dass die Fed in diesem Falle bereits im Mai eine erste Leitzinssenkung vornehmen könnte. 

Sollte die 0,3-Prozent-Prognose zutreffen, könnte dies definitiv zu einer defensiveren Haltung bei den Devisen - das heisst ein steigendes Interesse am Dollar - vor der nächsten Woche anstehenden Fed-Sitzung führen, ergänzen die ING-Ökonomen. 

Thomas Daniel Marti
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