Der Swiss Market Index (SMI) hat in den letzten vier Wochen etwa 4 Prozent verloren. Der zu Beginn des Jahres herrschende Optimismus in Bezug auf die Zinssituation hat sich aufgrund der hartnäckig anhaltenden Inflation deutlich verringert. Thomas Urs Fischer, Anlagechef der Berner Kantonalbank BEKB, sagte in einem kürzlichen Interview mit cash.ch, dass sich vielmehr eine geldpolitische Anpassung in den Köpfen der Menschen vollziehe. Gleichzeitig hat die geopolitische Entwicklung im Nahen Osten mit den Auseinandersetzungen zwischen Israel und dem Iran an Brisanz gewonnen.

In dieser Marktsituation bieten Management-Transaktionen Einblicke darüber, wie Verwaltungsräte oder Mitglieder der Geschäftsleitung die Geschäftsentwicklung und die Aussichten für das eigene Unternehmen bewerten. Diese Transaktionen müssen der Börsenaufsicht gemeldet und danach vom Schweizer Börsenbetreiber SIX veröffentlicht werden.

Wenn ein Manager Aktien des eigenen Unternehmens kauft, wird dies in der Regel als positives Zeichen betrachtet. Das Gegenteil gilt theoretisch für einen Verkauf. Dennoch sollten Anleger bei der Interpretation vorsichtig sein, insbesondere bei Verkäufen. Es gibt viele Gründe für einen kurzfristigen Liquiditätsbedarf, wie etwa Steuerzahlungen, eine teure Scheidung oder eine Krankheit. Es kann sich auch um eine Entschädigung für das Management handeln. Bei Käufen sollten Anleger ebenfalls vorsichtig sein, da neue Manager häufig aus Überzeugung und «rosaroter Brille» Aktien des eigenen Unternehmens erwerben, unabhängig von den tatsächlichen Aussichten.

All dies führt dazu, dass endlose Spekulationen darüber angestellt werden können, was die jeweiligen Management-Transaktionen in Bezug auf ihre Konsequenzen bedeuten. Diese können übertriebene Ansichten über eine Aktie und ihre potenzielle Rendite sowohl im positiven als auch im negativen Sinne hervorrufen. Management-Transaktionen allein stellen sicherlich keine umfassende Handelsstrategie dar, sollten jedoch bei einer Gesamtbetrachtung in Betracht gezogen werden.

Vor den Veröffentlichungen der Quartalszahlen für das erste Quartal 2024 - die Bilanzsaison ist in vollem Gange - befinden sich viele Unternehmen oft auch in einer selbst auferlegten «Quiet Period». Während dieser Phase werden normalerweise keine Informationen nach aussen kommuniziert und es gibt oft auch Restriktionen beim Kauf und Verkauf von firmeneigenen Aktien. Seit dem 24. März hat die Teppichetage von Schweizer Firmen dennoch mit Wertschriften im Wert von knapp 107 Millionen Franken gehandelt, wobei der grössere Teil - gut 61 Millionen Franken - auf Verkäufe zurückgeht. cash.ch mit einem Überblick zu denjenigen Schweizer Aktien, bei denen Manager besonders auffällige Zu- und Verkäufe getätigt haben:

Barry Callebaut - Teppichetage signalisiert Optimismus

Barry Callebaut hat im ersten Halbjahr seines Geschäftsjahres (September 2023 bis Februar 2024) mehr Schokolade verkauft, obwohl der Schokoladenmarkt insgesamt einen Rückgang verzeichnete. Nach einem Verkaufsplus von 0,4 Prozent im ersten Quartal stieg die Verkaufsmenge im zweiten Quartal weiter an.

Die positive Geschäftsentwicklung des weltweit führenden B2B-Schokoladenherstellers, der die Lebensmittelindustrie mit Schokolade- und Kakaoprodukten beliefert, hat offenbar auch die Führungskräfte zu Aktienkäufen motiviert. Ein Mitglied des Verwaltungsrats erwarb Aktien im Wert von 4,9 Millionen Franken, ein Mitglied der Geschäftsleitung investierte knapp 1 Million Franken.

Es dauert bekanntlich eine Weile, bis Kosteneinsparungen ihre volle Wirkung entfalten. Im Fall von Barry Callebaut sind die positiven Effekte jedoch deutlich sichtbar. Experten sind auch davon überzeugt, dass der Kakaopreis vorerst seinen Höhepunkt erreicht haben dürfte und dass Barry Callebaut dank frühzeitiger Umsetzung von Massnahmen auch in Zukunft weiter wachsen wird.

Burkhalter und Meier Tobler - Grosse Verkaufspakete ohne Signalwirkung

Burkhalter-Verwaltungsrat Marco Syfrig hat alle seine 38'250 Anteilsscheine an dem Elektroinstallateur und Gebäudetechniker verkauft. Mit dem Deal erzielte er rund 3,7 Millionen Franken. Er verkaufte seine Aktien zu einem Ausübungspreis von 98,0 Franken und damit nahe dem Jahreshoch von 101,0 Franken. Syfrig begründete den Verkauf mit einem «Liquiditätsbedarf für ein alternatives Investment». Der Verkauf habe keinen Zusammenhang mit Burkhalter.

Der Verkauf erfolgte kurz nach der Präsentation der Jahresergebnisse am 8. April. Burkhalter konnte im letzten Jahr dank der Übernahme der Gebäudetechnik-Gruppe Poenina erstmals die Milliardengrenze beim Ertrag überschreiten. Der Elektroinstallateur hat auch deutlich mehr Gewinn erzielt. Gleichzeitig sind die Aktien im bisherigen Jahr um 11 Prozent gestiegen. Anleger sollten jedoch im weiteren Jahresverlauf keinen starken Auftrieb erwarten, da der Titel mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 20 bereits eine beträchtliche Bewertung erreicht hat.

Bei Meier Tobler hat eine einem Verwaltungsratsmitglied nahestehende juristische Person Aktien im Wert von 3,6 Millionen Franken verkauft. Der Klimatechnik-Spezialist blickt auf ein mit Problemen behaftetes Jahr 2023 zurück. Sowohl der Umsatz als auch die Ergebnisse schrumpften. Grund dafür waren vor allem Rückschläge beim Bau und Hochfahren des neuen Dienstleistungscenters in Oberbuchsiten. Terminverzögerungen bei den Bauarbeiten hatten in der zweiten Jahreshälfte im Geschäft von Meier Tobler zu grösseren Lieferstaus geführt.

Verwaltungsratspräsident und Mehrheitsaktionär Silvan Meier dürfte wohl das Rückkaufangebot zum Festpreis bedient haben. Im Rahmen des Rückkaufangebots wurden seitens der Aktionäre 182'497 Namenaktien angedient. Diese Anzahl lag über der maximalen Anzahl Namenaktien, weshalb die Annahmeerklärungen der Aktionäre anteilsmässig (pro rata) auf 92,60 Prozent gekürzt wurden, wie der Haustechnik-Spezialistin am 26. März mitteilte.

Givaudan - Gewinnmitnahmen?

Beim Duftstoffkonzern Givaudan aus Vernier, Genf, haben vor gut einer Woche ein oder zwei Mitglieder der Geschäftsleitung durch den Verkauf von Aktien einen Erlös von knapp 2,7 Millionen Franken erzielt. Zwei Tage zuvor hatte bereits ein Verwaltungsratsmitglied Aktien im Wert von knapp einer Million Franken abgestossen. Der Zeitpunkt dieses Verkaufs ist interessant, da der Aktienkurs Ende März den höchsten Stand seit Januar 2022 erreicht hatte.

Im ersten Quartal verzeichnete der Aromen- und Duftstoffhersteller ein starkes organisches Wachstum, wie Mitte April bekannt gegeben wurde. Der Branchenprimus profitierte von einer Erholung des Verkaufsvolumens, jedoch wurden die Umsätze in Schweizer Franken weiterhin durch ungünstige Wechselkurse belastet. Givaudan erwirtschaftet nun fast die Hälfte seines Gesamtumsatzes in Schwellenländern und kann somit von den strukturellen Wachstumstreibern und dem wachsenden Pro-Kopf-Wohlstand in diesen Ländern profitieren. Die Bilanz und der Cashflow des Unternehmens bleiben solide, jedoch gestalten sich grössere Übernahmen aufgrund der dominierenden Marktstellung schwierig.

Einige Analysten betrachten die Aktie bereits als überbewertet, was angesichts des Kurs-Gewinn-Verhältnisses von 41 nicht besonders überraschend ist. Möglicherweise haben auch die Führungskräfte dies bedacht, da bereits im Januar und Februar Aktien im Wert von 0,7 Millionen Franken verkauft wurden.

Kühne+Nagel - Klaus-Michael Kühne mit grosser Wahrscheinlichkeit 

Beim Logistiker Kühne+Nagel gab es weitere bedeutende Management-Transaktionen. Am Mittwoch wurden insgesamt Aktienkäufe im Wert von über 13 Millionen Franken gemeldet. Diese wurden durch ein nicht-exekutives Mitglied des Verwaltungsrats in drei Transaktionen getätigt, mit einem Wert von etwa 9,7 Millionen, 2,4 Millionen und 1 Million Franken. Am Donnerstag erfolgten im gleichen Stil Käufe im Umfang von 12 Millionen Franken.

Im März wurden bereits Management-Käufe im Gesamtwert von über 40 Millionen Franken gemeldet. Die Aktien von Kühne+Nagel hatten Anfang März nach der Veröffentlichung der Jahresergebnisse 2023 einen Rückgang von rund 15 Prozent verzeichnet. Am Donnerstag wurden sie zu einem Kurs von 238,50 Franken geschlossen. Im früheren Mehrjahreshoch zu Beginn des Jahres lagen sie noch bei über 300 Franken pro Aktie.

Der grösste Einzelaktionär des Unternehmens ist der Ehrenpräsident des Verwaltungsrats, Klaus-Michael Kühne - insbesondere da die Transaktionen von einer "juristischen Person" ausgeführt wurden. Laut dem Geschäftsbericht 2023 besitzt er rund 65,4 Millionen Aktien, was etwas mehr als die Hälfte der Unternehmensanteile ausmacht.

Lindt & Sprüngli - Optionsprogramm oder Tanner?

Ein oder mehrere Mitglieder der Geschäftsleitung haben diese Woche in zwei Transaktionen 950 Partizipationsscheine verkauft. Der erlöste Betrag lag bei 9,9 Millionen Franken. Auch Verwaltungsräte traten als Verkäufer in Erscheinung - in zwei Transaktionen 0,6 Millionen Franken. Die Partizipationsscheine haben dieses Jahr zwar 3 Prozent gewonnen, befinden sich aber seit Monaten in einem übergeordneten Seitwärtstrend.

Wer genau verkauft hat, geben die Meldungen nicht preis. Die mit Abstand grössten Bestände an Namenaktien und Partizipationsscheinen hat über die Jahre Ernst Tanner angehäuft. Der 77-Jährige war von 1994 bis 2016 sowohl CEO als auch Verwaltungsratspräsident. Im September 2016 hat er sein CEO-Mandat niedergelegt und ist seither Exekutiver Verwaltungsratspräsident des erfolgreichen Schokoladekonzerns mit Sitz in Kilchberg am Zürichsee.

Die Transaktionen bei Lindt & Sprüngli stehen oftmals im Zusammenhang mit dem Optionsprogramm für Mitarbeitende und sind Teil des Vergütungsmodells. Nach einer fixierten Sperrfrist gewährt die Option das Recht zum Bezug von jeweils einem Partizipationsschein pro Option zu einem nach Marktkriterien festgelegten Ausübungspreis. Die vergebenen Optionsrechte weisen eine Sperrfrist von 3 bis 5 Jahren auf und verfallen nach 7 Jahren, wenn sie nicht ausgeübt werden. 

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