Die Schlagzeile, Temenos sei in einem Untersuchungsbericht zu Hindenburg-Vorwürfen entlastet, las sich vor Wochenfrist gut und die Aktien sprangen am 15. April innert Tagesfrist um mehr als 20 Prozent in die Höhe. Zehn Handelstage später haben sich die Kursgewinne nicht nur in Luft aufgelöst. Die Aktie steht mittlerweile acht Prozent tiefer als nach der Ankündigung des entlastenden Untersuchungsberichts. 

Mit dem Unterschreiten der Jahrestiefstkurse sind neue «Verleiderverkäufe» ausgelöst worden, schreibt Rahn+Bodmer in ihrem Börsenbarometer. Je tiefer der Aktienkurs, desto mehr dürfte das Vertrauen der Aktionäre, wie auch der Kunden schwinden. Entsprechend wenig optimistisch zeigt sich die Privatbank und meint, Neukäufe seien auch wegen der Bewertung mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von gegen 30 im Moment nicht angesagt. 

Auf den Aktien von Temenos lasten zudem die wenig überzeugenden Quartalszahlen, welche am 24. April publiziert wurden. Auch die gleichzeitige Bekanntgabe des neuen Konzernchefs konnte den jüngsten Abwärtstrend nicht stoppen. Die Entwicklung der Lizenzumsätze bei Temenos war im ersten Quartal durch den forensischen Bericht negativ beeinflusst, weil sich einige Lizenzvergaben verschoben haben. Temenos zeigte sich immerhin zuversichtlich, den Verlust an Lizenzeinnahmen im Rest des Jahres auffangen zu können.

UBS-Analyst Justin Forsythe zeigte sich in einer Kundennotiz relativ skeptisch. Es seien zu viele Fragen offen. Das Unternehmen bekräftigte weiterhin seinen Wachstumspfad für 2024. Der Analyst vermisst allerdings konkrete Angaben, wie das ursprüngliche Wachstumsziel nun erreicht werden soll. 

Vorerst bleibt die Frage offen, ob die Kunden sowie Anlegerinnen und Anleger wieder Vertrauen finden, um sich langfristig an die Bankensoftware-Schmiede zu binden. Denn eins ist mittlerweile klar: Der Stachel des Angriffs von Hindenburg Research sitzt tiefer als gedacht. Dies dürfte auch in den nächsten Wochen dazu führen, dass die Temenos-Valoren hohen Kursschwankungen gegen oben wie gegen unten unterliegen werden. 

Thomas Daniel Marti
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