Die Aktien von Komax haben eine äusserst enttäuschende Performance hingelegt. Im Februar 2023 waren sie noch über 300 Franken wert, doch mittlerweile liegt der Kurs bei 169 Franken. Allein seit Jahresbeginn verzeichneten sie einen Rückgang von 16 Prozent.

Im Januar veröffentlichte das Unternehmen aus Dierikon (LU) eine Gewinnwarnung, deren Hauptgrund ein starker Nachfragerückgang bei Komax in den letzten beiden Monaten war.

Die veröffentlichten Jahreszahlen Mitte März waren nicht gerade erfreulich. Laut dem Kabelmaschinenhersteller stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 24 Prozent auf 752,0 Millionen Franken. Dies war unter anderem auf die vollständige Konsolidierung der Übernahme von Schleuniger über das gesamte Jahr zurückzuführen. Der EBIT des auf Automatisierungslösungen spezialisierten Unternehmens sank um 5,5 Prozent auf 67,8 Millionen Franken und die damit verbundene Marge um 2,8 Prozentpunkte auf 9,0 Prozent.

Komax stark vom Investitionszyklus abhängig

«Die Gewinnwarnung zeigt deutlich, welchen Einfluss der operative Leverage von Komax haben kann. Ein Rückgang von 20 Millionen Franken im Umsatz bedeutet einen Rückgang von 12 Millionen Franken im EBIT. Das ist ein ziemlich grosser Hebel. Fraglich ist, ob sich die Situation in diesem Geschäftsjahr stark verbessern wird», urteilt Stefanie Scholtysik, Analystin bei Mirabaud, auf Anfrage von cash.ch.

Komax ist stark abhängig vom Investitionszyklus. Eine Besonderheit von Komax ist, dass ihre Kunden (Tier 1)  einen beträchtlichen Teil ihrer Produktion in der Ukraine haben. Daher haben sie bereits zusätzliche Kapazitäten an anderen Standorten geschaffen. Diese duale Strategie der Kunden hat also bereits einige Investitionen vorweggenommen.

Der Kauf der Schleuniger Gruppe war für Scholtysik eine sinnvolle Erweiterung, insbesondere wenn es darum geht, sich von den chinesischen Wettbewerbern abzuheben. Es wäre jedoch wünschenswert, wenn die beiden Geschäfte vollständig integriert werden könnten. «Ich glaube, dass dadurch tatsächlich Mehrwert geschaffen werden könnte», so die Analystin.

Das Management bleibt optimistisch, seine Ziele für 2028 zu erreichen, und erwartet einen Umsatz von 1,0 bis 1,2 Milliarden Franken mit einer Wachstumsrate von 6 bis 9 Prozent von 2023 bis 2028. Dieses Wachstum soll zu einem Drittel durch die Steigerung der Automobilproduktion und zu zwei Dritteln durch die Verlagerung von manuellen zu automatisierten Prozessen erreicht werden. Die Ziele für FY 2028 sind aus Sicht von Mirabaud jedoch sehr ambitioniert.

Darüber hinaus erwartet Komax für das Geschäftsjahr 2023 Bestellungen in Höhe von 687 Millionen Franken, was das Book-to-Bill-Verhältnis unter 1 senkt. Daher gehen wir davon aus, dass der organische Umsatz 2024 um 3 Prozent zurückgeht und sich die Situation nicht verbessert. Die Automobilproduktionszahlen in Europa gehen zurück, weshalb keine grösseren Investitionen getätigt werden. Bei einem negativen Umsatzverlauf tritt der operative Hebel in Kraft, was eine geringere EBIT-Marge bedeutet.

Viel Raum für Automatisierungen

«Wir gehen davon aus, dass sich der europäische Automobilmarkt weiter abschwächen wird, verstärkt durch die Konkurrenz aus China. Dies und die getätigten Investitionen der europäischen Hersteller (Tier 1) in Nordafrika (Stichwort Überkapazitäten) könnte weiter auf die Nachfrage für Komaxmaschinen drücken», sagt Scholtysik von Mirabaud.

Es gibt jedoch auch positive Aspekte: 80 Prozent der Kabelbäume werden immer noch manuell hergestellt. Die Lohninflation bei den Kunden treibt strukturell die Nachfrage nach Komax-Produkten an. Wirtschaftliche Unsicherheiten und die Möglichkeit, manuelle Kapazitäten flexibel auf- und abzubauen im Vergleich zur Investition in «statische» und feste automatisierte Anlagen haben jedoch zu einer Zurückhaltung bei den Bestellungen geführt.

Die Chance für ein Investment bei Komax besteht darin, den zyklischen Wendepunkt richtig vorherzusagen: Wenn das Wachstum wieder anzieht, wird sich das auch schnell im Gewinn zeigen. Aktuell ist aber noch zuwarten angesagt.

ManuelBoeck
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