Europäische Bankaktien gehören in diesem Jahr zu den Top-Performern. Allerdings braucht es nun gemäss Analysten mehr als nur Zinserhöhungen, damit die Kursrallye weiter befeuert wird. Der Stoxx 600 Banks Index ist im Jahr 2023 um fast 19 Prozent gestiegen, etwa doppelt so viel wie der breitere Benchmark. 

In Europa haben italienische und spanische Kreditgeber sich am besten darauf ausgerichtet, vom Zinserhöhungspfad der Europäischen Zentralbank zu profitieren. Besser als erwartete Gewinne und Ankündigungen zu erhöhten Aktienrückkäufen von eigenen Aktien haben die Kurse in die Höhe getrieben. Unicredit sind in diesem Jahr bisher um 46 Prozent und die spanische Banco Sabadell um 38 Prozent gestiegen. Dazu nimmt sich der Anstieg der UBS-Valoren seit Jahresbeginn mit einem Plus von 18,6 Prozent geradezu bescheiden aus. Nebst überzeugenden Abschlüssen hat sich der Anstieg der Gewinnprognosen im Februar weiter beschleunigt und trotzt einem breiteren Markttrend von reduzierten Gewinnausblicken in anderen Sektoren.

UBS weiter Top-Titel

Für JP Morgan-Analyst Kian Abouhossein spiegelt sich das Aufwärtspotenzial in den aktuellen Kursen nun weitgehend wieder. "Wir glauben, dass die neue Nettozinsertragsprognose der europäischen Banken mit ihren Ergebnissen für das vierte Quartal ein begrenztes Aufwärtspotenzial gegenüber den Konsenserwartungen zulässt", schreibt er in einer Notiz. Damit sei das Spiel mit der "einfachen" Zinsneubewertung nun vorbei und die Anleger müssten wieder auf die Aktienauswahl zurückgreifen, um ein günstiges Risiko-Rendite-Profil zu erreichen. Zu seinen Top-Präferenzen gehören UBS wegen ihres Engagements in Asien, die Deutsche Bank wegen ihres festverzinslichen Geschäfts und UniCredit wegen ihrer Aussichten auf Kapitalrenditen. 

Die Notwendigkeit, zu einem Einzelaktienansatz überzugehen, hat sich in dieser Berichtssaison bestätigt, da Investoren einige Kreditgeber für weniger als hervorragende Ergebnisse bestrafen. ING fiel um mehr als 5 Prozent, nachdem keine neuen Aktienrückkaufpläne die Analysten enttäuscht hatte. Die Aktien von Barclays brachen aufgrund enttäuschender Zahlen für das vierte Quartal um fast 8 Prozent ein. Ebenso sind die Aktien der Credit Suisse nach einem Mini-Kursfeuerwerk zu Jahresbeginn wieder auf dem Rückmarsch und notieren noch 1,27 Prozent über den Jahresendkursen.

Es gibt weitere Anzeichen dafür, dass in den aktuellen Preisen bereits viel Potenzial eingepreist ist. Dies zeigt sich daran, dass die Gewinnüberraschungen im Bankensektor von insgesamt 19 Prozent nach oben keine Impulse mehr setzen konnten und die durchschnittlichen Tagesgewinne bei den Aktien nur noch einen Anstieg durchschnittlich 0,3 Prozent verzeichneten .

Die Händler haben sich in den letzten Wochen auf eine noch restriktivere Geldpolitik eingestellt, was die Kurse gegen unten absichern dürfte. Der Sektor findet "nachhaltige Unterstützung durch höhere Zinsen“, während die Bedenken hinsichtlich der Vermögensqualität angesichts besserer makroökonomischer Daten deutlich nachgelassen haben, schreiben die Berenberg-Analysten unter der Leitung von Peter Richardson. Die Analysten sagen, dass ihre Interaktionen mit Investoren darauf hindeuten, dass es ein "wachsendes Interesse“ in der breiten Anlegerschaft gibt. Diese haben in den letzten Jahren einen grossen Bogen um Bankaktien gemacht. Nun scheinen diese bereit, ihre Beteiligungen in diesem Sektor zu erhöhen. "Europäische Banken liegen im Trend“, heisst es bei Berenberg.

(Bloomberg)