Bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg hat es keinen Durchbruch gegeben. Die radikal-islamische Hamas und die israelische Regierung beharrten auf teils gegensätzlichen Positionen und warfen sich gegenseitig eine Behinderung der Gespräche vor. Die Hamas erklärte am Sonntagabend, die jüngste Verhandlungsrunde sei beendet. Man werde nun mit der Hamas-Führung über das weitere Vorgehen beraten.

Überschattet wurden die internationalen Bemühungen von neuen Kämpfen. Israel schloss nach Beschuss durch die Hamas einen Grenzübergang, über den dringend benötigte Hilfsgüter in den Gazastreifen geliefert werden. Aus dem seit sieben Monaten umkämpften Palästinenser-Gebiet meldeten Bewohner und Behörden in der Nacht anhaltende israelische Luft- und Panzerangriffe, bei denen es erneut Tote und Verletzte gegeben habe.

Am Sonntag hatten in Kairo ägyptische und katarische Unterhändler den zweiten Tag in Folge Gespräche mit einer Hamas-Delegation geführt. Sie wollten eine Einigung über eine Feuerpause und eine daran geknüpfte Freilassung weiterer Geiseln aus der Gewalt der Hamas erreichen. Diese hielt aber an zentralen Forderungen fest, etwa dass eine Feuerpause in ein vollständiges Kriegsende münden müsse. Das lehnt Israel, das bei den Gesprächen in Kairo nicht vertreten war, kategorisch ab.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bekräftigte dies. Der Militäreinsatz werde beendet, wenn die Hamas entmachtet sei, liess er mitteilen. Sein Land sei willens, die Kämpfe im Gegenzug für die Freilassung von Geiseln pausieren zu lassen. Die Hamas- Forderungen nach einem Ende des Kriegs und einem Abzug israelischer Truppen seien aber ebenso inakzeptabel wie ein Verbleib der Hamas an der Macht.

Kurz darauf liess Hamas-Chef Ismail Hanijeh eine Erklärung verbreiten. Darin hiess es, die Hamas sei nach wie vor daran interessiert, eine umfassende Waffenruhe zu erreichen. Diese müsse zu einem Ende der israelischen «Aggression» führen, Israels Abzug aus dem Gazastreifen garantieren und ein ernsthaftes Abkommen zum Austausch von Geiseln gegen palästinensische Gefangenen erreichen. Hanijeh warf Netanjahu vor, die Aggression fortzusetzen, den Konflikt auszuweiten und die Bemühungen der Vermittler zu sabotieren.

Israel droht mit Angriff auf Rafah

Israels Verteidigungsminister Joaw Gallant entgegnete, die Hamas lasse erkennen, dass es ihr nicht ernsthaft darum gehe, eine Waffenruhe zu erreichen. Sollte das wirklich so sein, werde Israel in sehr naher Zukunft unter anderem in Rafah militärisch vorgehen. Israel hat mit einer Bodenoffensive auf die Stadt im Süden des Gazastreifens gedroht. Dort hat etwa die Hälfte der Bevölkerung des Küstengebiets vor den Dauerbombardements Zuflucht gesucht. Etwa eine Million Vertriebene harren seit Monaten unter immer prekäreren Bedingungen auf engstem Raum aus.

Hamas-Kämpfer hatten am 7. Oktober bei einem Angriff im Süden Israels nach Angaben der dortigen Behörden 1200 Menschen getötet und mehr als 250 Geiseln genommen. Israel startete daraufhin eine Militäroffensive, bei der nach palästinensischen Angaben bislang mehr als 34.600 Menschen getötet und Teile des Küstenstreifens schwer verwüstet wurden. Eine kurze Feuerpause gab es bislang nur Ende November. Dabei wurden mehrere Geiseln im Austausch gegen palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen freigelassen. Allerdings befinden sich geschätzt immer noch etwa 130 Geiseln in der Gewalt der Hamas. Wie viele von ihnen noch am Leben sind, ist unklar.

(Reuters)