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Ob und wann die US-Notenbank ihr Rückkaufprogramm für amerikanische Staatsanleihen und verbriefte Hypotheken drosseln wird, steht in den Sternen. Die Verantwortlichen lassen sich denn auch weiterhin nicht so recht in die Karten schauen. Dementsprechend widersprüchlich fallen ihre Aussagen aus.
An der Wall Street scheint man sich dennoch eine feste Meinung gemacht zu haben. Denn nur so lässt sich erklären, wieso die Zinsen in Übersee schon seit Wochen kontinuierlich nach oben klettern.
In einer mir aus dem Berufshandel zugetragenen Strategiestudie äussert sich mit Merrill Lynch nun erstmals ein prominentes amerikanisches Bankinstitut zu Wort. Die Botschaft an die eigene Anlagekundschaft ist unmissverständlich: Die Anleihen-Blase steht kurz vor dem Platzen.
Der Immobilienmarkt habe in vielen Teilen des Landes die Talsohle durchschritten, was grundlegende Veränderungen für die Finanzmärkte genauso wie für die Realwirtschaft mit sich bringe. Auch bei der eigenen Anlagekundschaft sei wieder eine grössere Risikobereitschaft zu verspüren, so die Studienverfasser. Für höhere Zinsen spreche auch der höhere Aktienmarkt. In der Vergangenheit habe sich Letzterer als ziemlich zuverlässiger Indikator für bevorstehende Veränderungen am Anleihenmarkt erwiesen. Das Risiko eines Einbruchs am Anleihenmarkt sei daher gross.
Widersprüchliches liefern hingegen die für Merrill Lynch tätigen Wirtschaftsstrategen. Die Experten rechnen frühestens im kommenden April mit einer Reduktion der Anleihenkäufe durch die US-Notenbank. Ein Ende prognostizieren sie sogar erst für den Oktober nächsten Jahres. Die quantitativen geldpolitischen Lockerungsmassnahmen würden erst dann eingestellt, wenn ausserhalb der Landwirtschaft über mehrere Monate hinweg monatlich mindestens 200'000 neue Stellen geschaffen würden.
Für gewöhnlich nimmt der Aktienmarkt zukünftige Ereignisse um 6 bis 9 Monate vorweg, manchmal sogar noch früher. Noch sind die jüngsten Entwicklungen in Übersee hierzulande kein Thema. Das könnte sich allerdings schlagartig ändern, spricht bei uns doch auch der nachlassende Status des Frankens als sicherer Hafen für höhere Zinsen. Zum einen weil die Schweizerische Nationalbank zunehmend wieder höhere Zinsen zulassen kann, zum anderen weil sich ein Abfluss von ausländischem Kapital im hiesigen Zinsniveau niederschlägt.
Interessant ist auch, dass ausländische Emittenten in den letzten Wochen noch einmal im grossen Stil Franken-Anleihen aufgelegt haben. Aufgrund des auf Wochen wenn nicht gar Monate hinaus schwächeren Frankens und der höheren Zinsen kann man dies den Emittenten in keinster Weise verübeln. In meinen Augen geht von den Aktivitäten durchaus Signalwirkung für die Märkte aus.
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Beim Genfer Warenprüfunternehmen SGS kommt Bewegung ins Aktionariat: Der grösste Einzelaktionär Exor verkauft seine 15-Prozent-Beteiligung für umgerechnet 2 Milliarden Euro an die Groupe Bruxelles Lambert.
Hinter Exor steht die italienische Industriellen-Familie Agnelli. Dies ist für die Aktionäre von SGS deshalb von Bedeutung, weil der Beteiligungsverkauf auch den Verbleib von Sergio Marchionne als Verwaltungsratspräsident in Frage stellt. Der als äusserst fähig geltende Marchionne ist CEO von Fiat, der grössten Firmenbeteiligung der Familie Agnelli.
Es ist weniger der unter dem Schlussstand vom Freitag liegende Verkaufspreis von 2128 Franken als vielmehr die Angst vor einem Rücktritt von Sergio Marchionne von seinem Amt als Verwaltungsratspräsident, die den Aktien von SGS zusetzen könnte. Denn ein solcher Rücktritt wäre ein herber Verlust für das Genfer Warenprüfunternehmen.
Kommt dazu, dass die Aktien den seit dem Spätsommer 2011 entstandenen Aufwärtstrend gebrochen haben.
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Die Namenaktien von Sonova stehen am Montag über weite Strecken unter Abgabedruck. Darf man Berichten aus dem Berufshandel Glauben schenken, dann treten vermehrt ausländische Grossinvestoren als Verkäufer in Erscheinung.
Die Papiere des in Stäfa beheimateten Hörgeräteherstellers werden vom Markt für eine Gewinnwarnung von Cochlear in Sippenhaft genommen. Aufgrund eines schwächer als erwarteten Absatzes und einer überraschenden Wachstumsverlangsamung in Nordamerika befürchtet der australische Mitbewerber auf das Gesamtjahr betrachtet einen Gewinnrückgang um 18 Prozent.
Bis zu einem gewissen Grad sind die Probleme von Cochlear auf hausgemachte Faktoren zurückzuführen. So steht bei den Australiern der Markteintritt des Hörimplantats "Nucleus 6" an, weshalb potenzielle Kunden zuwarten. Dass Cochlear von Sättigungserscheinungen in Nordamerika berichtet, sollte den Firmenverantwortlichen von Sonova am Hauptsitz in Stäfa allerdings zu denken geben. Denn diese stellen den in den letzten Jahren vollzogenen Eintritt in den Markt für Hörimplantate und damit die vom Unternehmen verfolgte Strategie in Frage.