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Die gute Nachricht vorweg: Telefonieren wird in Zukunft günstiger, auch für die Aktionäre der Swisscom. Der äussere Anlass dürfte Letzteren allerdings so gar nicht in den Kram passen. Denn in der Europäischen Union nimmt sich die Politik den noch immer exzessiv hohen Roaming-Gebühren an.
Einem Kommentar der Berenberg Bank entnehme ich, dass diese Gebühren in den vergangenen fünf Jahren von ursprünglich 0,46 auf 0,29 Euro die Minute geschmolzen sind. Ab diesem Juli ist eine Reduktion auf 0,24 Euro und auf einen Zeithorizont von einem Jahr eine weitere Anpassung auf 0,19 Euro die Minute vorgesehen.
Auf politischer Ebene gibt es nun allerdings Anstrengungen, die schrittweise vorgesehenen Anpassungen zu beschleunigen. Schon in wenigen Wochen soll ein entsprechendes Gesetz verabschiedet werden und voraussichtlich ab dem kommenden Frühjahr seine Gültigkeit erhalten. Auf längere Sicht sollen die auf Mobilfunkgesprächen aus dem Ausland erhobenen Roaming-Gebühren sogar ganz wegfallen, so lautet die Forderung aus der Politik.
Dass die Roaming-Gebühren in der Kritik stehen, ist nicht neu. Allerdings beschränkt sich diese nicht mehr länger nur auf Mobilfunkgespräche. Mittlerweile kritisieren Politiker auch die hohen Gebühren für Textnachrichten und den mobilen Datenverkehr.
Der Berenberg Bank zufolge sind Roaming-Gebühren bei den europäischen Telekommunikationsunternehmen für durchschnittlich 5 bis 6 Prozent der Mobilfunkerträge verantwortlich. Aufgrund ihres hochmargigen Charakters tragen sie sogar 9 bis 10 Prozent zum EBITDA bei.
Ähnlich verhält es sich möglicherweise auch bei Swisscom. Erst vor Monatsfrist veröffentlichte der in Bern beheimatete Telekommunikationskonzern ein enttäuschendes Quartalsergebnis. Nicht nur beim Umsatz, auch auf den Stufen EBITDA, EBIT und Reingewinn wurden die Konsensschätzungen ziemlich deutlich verfehlt.
Neben der im Jahresvergleich geringeren Anzahl Werktage und höher als befürchteten Vorabinvestitionen für das neue Mobilfunkangebot Infinity hatte das ehemalige Monopolunternehmen in den ersten drei Monaten mit rückläufigen Roaming-Gebühren zu kämpfen.
Sollte sich dieser Trend im laufenden Quartal bestätigen, wären die anlässlich der Ergebnisveröffentlichung von Anfang Mai bekräftigten firmeneigenen Jahresprognosen eines EBITDA von mindestens 4,25 Milliarden Franken bei einem Umsatz von 11,3 Milliarden Franken in Frage zu stellen.
Spuren werden die rückläufigen Roaming-Gebühren spätestens ab dem kommenden Jahr in der Ergebnisentwicklung von Swisscom hinterlassen. Unabhängig davon, ob der politische Vorstoss in der Europäischen Union erfolgreich ist oder nicht, werden die Auswirkungen rückläufiger Roaming-Gebühren in Analystenkreisen noch immer völlig verkannt.
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In den Namenaktien von Swiss Re ist ein erbitterter Kampf zwischen Haussiers und Baissiers entbrannt. Noch ist unklar, welches Lager als Sieger aus diesem Kampf hervorgeht.
In den vergangenen Tagen liessen allerdings die Baissiers ihre Muskeln spielen. Dies nicht ohne Grund, könnten sich die Überschwemmungen in Österreich und in weiten Teilen Deutschlands doch als kostspielig erweisen.
Einem Kommentar aus dem Hause Kepler Cheuvreux entnehme ich, dass einige Experten sogar mit höheren Schäden als beim Jahrhundertunwetter im Jahr 2002 rechnen. Damals verursachten Überschwemmungen Schäden im Umfang von 15 Milliarden Euro, wovon schätzungsweise 20 Prozent versichert waren. Dem Kommentar entnehme ich, dass Munich Re damals mit Kosten im Umfang von 217 Millionen Euro und Allianz mit solchen von 149 Millionen Euro vor Steuern zu kämpfen hatten.
Für Wasser auf die Mühlen der Baissiers sorgt auch ein Artikel in der amerikanischen Finanzpresse. Dem Artikel zufolge könnten die Prämien für Rückversicherungspolicen gegen Naturkatastrophen in den USA im Jahresvergleich um bis zu 15 Prozent fallen. Dies aufgrund branchenweiter Überkapazitäten und der vergleichsweise schadenarmen vergangenen Jahre.
In meinen Augen bleiben die Aktien von Swiss Re eine Wette auf ein weiteres von grösseren Naturkatastrophen verschontes 2013. Mittlerweile häufen sich allerdings die Anhaltspunkte dafür, dass die fetten Jahre für den Rückversicherungskonzern vermutlich der Vergangenheit angehören.