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Im November veröffentlichte die Credit Suisse erstmals eine Strategiestudie über die bevorzugten Aktien europäischer Nebenwertefonds. Heute nun legt die Schweizer Grossbank mit einer Folgestudie nach.

Den Verfassern zufolge hat die Titelselektivität der 50 durchleuchteten Nebenwertefonds seit dem letzten November weiter zugenommen. Diese Aussage unterlegen die Experten auch gleich mit Zahlenmaterial: So finden sich unter den zehn grössten Aktienpositionen der Fonds mittlerweile nicht weniger als 285 verschiedene Unternehmen. Ausserdem hält der grösste Fonds Aktien von 186 verschiedenen Firmen, was ebenfalls einer deutlichen Zunahme gegenüber der Erhebung vom November entspricht.

In Bezug auf ihre grössten Aktienpositionen sind sich die Fondsmanager allerdings ziemlich einig, fallen doch häufig die Namen derselben 25 mittelständischen Firmen. Aus Schweizer Sicht ist die von der Credit Suisse ermittelte Liste allerdings ziemlich ernüchternd, schaffen es doch mit dem Spezialitätenchemiekonzern Clariant und dem Halbleiterhersteller AMS nur gerade zwei prominente Vertreter aus unserem Land auf die Liste. Ansonsten setzen die Nebenwertefonds lieber auf Aareal Bank, Ashtead Group, Wirecard, Barratt Developments, Delta Lloyd, St. James’s Palace, Pandora, Aalberts Industries, Duerr, Norma Group, Teleperformance, Smurfit Kappa, Yoox, Croda International, Dialog Semiconductor, Howden Joinery, International Personal Finance, MTU Aero Engines, Nutreco, Compag Plas Om, Storebrand, TKH Group und Unit4.

Ich bin überrascht, dass die Schweizer Nebenwerte nicht höher in der Gunst der Fondsmanager stehen. Immerhin bietet die Schweiz eine riesige Auswahl an Aktien mittelständischer Unternehmen verschiedenster Couleur. Dennoch werden hiesige Nebenwerte im europäischen Vergleich ziemlich deutlich untergewichtet. Gefallen finden Fondsmanager derzeit vor allem an Aktien aus Deutschland, Italien und den Niederlanden. Auf Sektorebene setzen sie ihre Akzente auf Aktien aus den Bereichen Technologie, Telekommunikation und Gesundheit. Unternehmen aus den Bereichen Finanzen, Grundstoffe und Energie werden im Gegenzug gemieden.

Allerdings frage ich mich, ob die Erhebungen der Credit Suisse nicht sogar eine ins Gegenteil gehende Signalwirkung haben: Denn europäische Nebenwertefonds sind ja bereits in ihren Lieblingsaktien investiert und kaufen kaum noch weitere dazu. Gleichzeitig droht den Aktien Ungemach wenn sie bei den Fondsmanagern aus was für Gründen auch immer in Ungnade fallen.

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Einmal im Monat führt Merrill Lynch eine Umfrage bei Fondsmanagern und Vermögensverwaltern durch. Für gewöhnlich liefert die Erhebung keine allzu brisanten Erkenntnisse.

Nicht so die zwischen dem 7. und dem 13. dieses Monats bei 175 Fondsmanagern und Vermögensverwaltern weltweit mit verwalteten Vermögen im Gegenwert von 456 Milliarden Dollar durchgeführte Umfrage. Denn diese Erhebung liefert für einmal extreme Resultate und damit interessante Einblicke.

Eigenen Angaben zufolge beträgt die Barmittelquote bei den Befragten durchschnittlich 4,8 Prozent der verwalteten Vermögen. Gegenüber den 4,5 Prozent im Monat zuvor entspricht dies einem deutlichen Anstieg und dem höchsten Umfragewert seit Juli vor zwei Jahren. Asiatische Fondsmanager und Vermögensverwalter halten sogar 5,3 Prozent der Vermögen in bar. Nur im Frühjahr 2003 waren die Barmittelbestände noch höher.

Bei dieser Erhebung handelt es sich um einen guten Gegenindikator. Das heisst: Je höher die Barmittelbestände, desto vorsichtiger die Haltung der Befragten. Merrill Lynch selber schreibt, dass ein Barmittelanteil von 4,5 Prozent oder mehr ganz klar für risikobehaftete Anlagen spreche.

Ein weiterer Extremwert liefert die Umfrage in Bezug auf die Schwellenländeraktien. Die Befragten gaben mit einem Überschuss von netto 29 Prozent an, die Aktien dieser Länder in ihren Portfolios zu untergewichten. Gemäss Merrill Lynch liegt dieser Umfragewert knapp drei Standardabweichungen unter dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre, was sehr viel ist.

Im Gegenzug scheinen Fondsmanager und Vermögensverwalter einen Narren an den Bankaktien gefressen zu haben. Die Umfrageteilnehmer gaben mit einem Überschuss von netto 28 Prozent an, Bankaktien in ihren Portfolios zu übergewichten. Das liegt mehr als 2 Standardabweichungen über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre und damit einem Rekordwert.

Auch diese beiden Umfrageergebnisse signalisieren grundsätzlich eine Trendumkehr. Für die Schwellenländeraktien sind sie positiv, für die Bankaktien hingegen negativ zu werten.

An dieser Stelle möchte ich auf Erhebungen der jüngsten Umfrage eingehen, die vielleicht etwas weniger extrem, nicht aber weniger interessant sind. So rechnen beispielsweise nur noch 56 Prozent der Befragten mit einer stärkeren Weltwirtschaft über die kommenden 12 Monate. Im vergangenen Monat lag dieser Anteil noch bei hohen 75 Prozent. Gerade was die chinesische Wirtschaft anbetrifft, hat sich die Erwartungshaltung spürbar eingetrübt. Dennoch wähnt gerademal ein Prozent der Umfrageteilnehmer die Weltwirtschaft in einer Rezession. Eine Mehrheit glaubt, dass wir uns inmitten eines Aufschwungs befinden.

Aktien werden in den Portfolios nur noch von 45 Prozent der Befragten übergewichtet, nach 55 Prozent im Vormonat. Im Gegenzug werden Anleihen nur noch von 55 Prozent untergewichtet. Im vorangegangenen Monat waren es noch deren 62 Prozent. Stark übergewichtet werden amerikanische Aktien, obschon die Erwartungskomponente weiter abgenommen hat. Im Gegensatz zu europäischen Aktien, welche nur noch von 37 Prozent übergewichtet werden, jedoch weit oben auf dem zukünftigen Einkaufszettel der Fondsmanager und Vermögensverwalter stehen.

Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass ich übertriebene Ergebnisse der von Merrill Lynch einmal monatlich durchgeführten Umfrage vor allem als Gegenindikator nutze. Insbesondere was die Bankaktien anbetrifft, läuten diesen Monat die Alarmglocken. Anders bei den Schwellenländeraktien, wo sich immer mehr eine Übertreibung abzeichnet.