Belastungsfaktoren gibt es Börsianern zufolge derzeit genug. So haben die Börsen neben der Aussicht auf eine protektionistische Wirtschaftspolitik des designierten US-Präsidenten Donald Trump mit der Angst vor einer möglichen Eskalation im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu kämpfen. Mit der Erlaubnis des scheidenden US-Präsidenten Joe Biden an die Ukraine, weitreichende US-Raketen gegen Ziele in Russland einzusetzen, sei ein weiteres Tabu gefallen, fassten die Strategen der LLBW zusammen. Die geopolitischen Risiken seien dramatisch gestiegen und die Anleger nervöser als zuvor.

Gerade für den deutschen Aktienmarkt könnte es ungemütlich werden. «Hinzu kommen hierzulande der politische Stillstand nach dem Ampel-Aus sowie die Krise in der Automobilbranche», zählt Helaba-Strategin Claudia Windt auf. «Die Verunsicherung unter den Anlegern ist gross.» Konjunktursorgen wurden von enttäuschend ausgefallenen Einkaufsmanagerindizes aus der Euro-Zone zuletzt verstärkt. Auf Wochensicht trat der Dax mit 19'250 Punkten per Freitagnachmittag auf der Stelle.

Die Schweiz ist derzeit weniger exponiert, da im Swiss Market Index (SMI) keine Automobilwerte vertreten sind und die hiesige Politik in ruhigeren Bahnen verläuft. So konnte die Schweizer Börse in der abgelaufenen Börsenwoche leicht zulegen. Seit Jahresbeginn beträgt das Plus 5,26 Prozent. Werden die Dividenden hinzugerechnet, ergibt dies einen Gesamtertrag von neun Prozent. Kann der SMI dieses Niveau bis Ende Jahr halten, so überträfe der SMI den durchschnittlichen Gesamtertrag der letzten fünf Jahre von 5,6 Prozent deutlich.

In der neuen Börsenwoche stehen in der Schweiz nur wenige Unternehmensdaten an. Dottikon und Carlo Gavazzi legen die Ergebnisse zum ersten Halbjahr vor, während Varia US mit einem Update zum dritten Quartal aufwartet. Zudem laden Also und TX Group zum Kapitalmarkttag. Am Freitag publiziert das KOF den Konjunkturbarometer für November und das Seco legt die BIP-Zahlen zum dritten Quartal offen. 

Keine frohen Konjunktur-Botschaften aus Deutschland zu erwarten

In Deutschlands Wirtschaft mangelt es derzeit an Lichtblicken, weswegen Investoren die Konjunkturentwicklung hierzulande fest im Blick behalten werden. Zum Wochenstart wird das Münchner Ifo-Institut seinen Geschäftsklima-Index für November vorlegen. Im Oktober hatte sich die Stimmung in den Chefetagen der Unternehmen nach zuvor vier Rückgängen in Folge erstmals wieder aufgehellt - und das stärker als erwartet. Nun erwarten Analysten eine weitere Eintrübung.

Am Mittwoch prognostizieren die Konsumforscher der GfK auf Basis ihrer aktuellen Umfrage die deutsche Verbraucherstimmung für Dezember. Die Zahlen für November zeigten, dass die Stimmung der deutschen Verbraucher angesichts der abflauenden Inflation auf das höchste Niveau seit über zwei Jahren gestiegen war.

Am Donnerstag dürfte der deutsche Inflationsbericht für November zeigen, ob sich die Teuerungsrate beim Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) stabilisieren kann. Am Freitag folgt die Vorlage der Inflationszahlen für die gesamte Euro-Zone. Im Oktober zogen die Verbraucherpreise in Deutschland und im gesamten Euroraum zwar überraschend kräftig an. Mit 2,0 Prozent wurde allerdings nun exakt die von der Europäischen Zentralbank (EZB) angepeilte Marke erreicht, die den Währungshütern als ideal für den Währungsraum gilt.

Thanksgiving-Woche gespickt mit wichtigen Daten

In der Berichtswoche stehen aus den USA in der Thanksgiving-Woche noch wichtige Veröffentlichungen an. So werden am Dienstag Daten zum Verbrauchervertrauen vorgelegt. Am Abend wird die US-Notenbank die Mitschriften ihrer jüngsten Zinssitzung veröffentlichen. Einen Tag später folgen persönliche Ausgaben und der Chicago-Einkaufsmanagerindex und die Auftragseingänge für langlebige Güter. Erwartet werden auch die Oktober-Zahlen für den Deflator der privaten Konsumausgaben (PCE), das von der US-Notenbank bevorzugte Inflationsmass.

Das bei der Kernrate zu erwartende Plus zum Vormonat dürfte der Notenbank nicht gefallen, heisst es bei der Commerzbank. Die Fed dürfte was die Dringlichkeit weiterer Zinssenkungen angeht, vorsichtiger werden. «Auch wenn die US-Wirtschaft weiterhin sehr solide dasteht – vor allem im Vergleich zu Deutschland – könnte die Inflations- und Zinsunsicherheit wieder zunehmen», sagt auch Helaba-Strategin Windt. Für die Börsen wäre das keine frohe Botschaft. Die US-Anleger nehmen sich am Donnerstag erst einmal beim traditionellen Truthahnessen zu Thanksgiving eine Auszeit, die Wall Street bleibt an diesem Tag geschlossen.

Im Fokus in den USA steht unter anderem der Quartalsbericht von Dell, der am Dienstag veröffentlicht wird. Der anhaltende Boom bei Künstlicher Intelligenz (KI) hat dem PC- und Server-Hersteller voraussichtlich erneut Rückenwind gegeben.

(cash/AWP/Reuters)