Am Donnerstagnachmittag spielten sich am Schweizer Aktienmarkt teilweise dramatische Szenen ab. Im Wissen um eine schwache Eröffnung an der Leitbörse in New York gerieten die Kurse noch einmal kräftig ins Rutschen. Letztendlich ging der Swiss Market Index (SMI) um 3,1 Prozent tiefer auf dem Tagestief bei 8660 Punkten aus dem Handel.

Was auffällt: Erstmals seit Monaten gerieten auch die als defensiv geltenden Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis unter Verkaufsdruck. Sie büssten zwischen 2,3 Prozent (Nestlé) und 3,5 Prozent (Novartis) ein.

Das überrascht, erwiesen sich während den Börsenturbulenzen vom Oktober doch gerade die drei Schwergewichte als wichtige Stütze für den SMI. Dass auch die Valoren von Nestlé, Roche und Novartis nicht länger vor Rückschlägen gefeit sind, führt unweigerlich zur Frage, wie angeschlagen der SMI nach den schmerzhaften Verlusten der letzten Tage eigentlich ist.

Noch kein «Kreuz des Todes»

Eine Antwort auf diese Frage wissen die Markttechnikexperten. Noch sei nicht verloren, so lautet ihr Tenor. Wie es heisst, pendelt der SMI seit nunmehr fast fünf Monaten um den gleitenden 200-Tage-Durchschnitt. Dieser verläuft aktuell bei rund 8860 Punkten. Den Experten zufolge bleibt der kurz- bis mittelfristige Trend seitwärtsgerichtet, solange das Börsenbarometer nicht unter das Zwischentief von Mitte Oktober bei 8587 Zählern fällt. Ansonsten könnte ein Test des bisherigen Jahrestiefs von Ende Juni bei 8373 Punkten drohen.

Eine wichtige Bedeutung wird in Expertenkreisen auch dem Zusammenspiel zwischen dem gleitenden 200-Tage-Durchschnitt und dem 50-Tage-Durchschnitt nachgesagt. Noch macht der 50-Tage-Durchschnitt zwar keine Anstalten, jenen auf 200 Tage von oben nach unten zu durchschreiten. Im Fachjargon spräche man dann von einem "Kreuz des Todes". Sollte das allerdings geschehen, rechnen Markttechnikexperten noch einmal mit einem deutlich tieferen SMI.

Der SMI über die letzten 12 Monate mit dem 50-Tage-Durchschnitt (Linie) und dem 200-Tage-Durchschnitt (gepunktete Linie)

Die beiden Autoren der wöchentlich erscheinenden "Technical Investment Strategy" von Julius Bär wähnen den SMI in einer sogenannten Dreiecksformation. Ihres Erachtens braucht das Börsenbarometer mehr Zeit, um aus der Formation nach oben auszubrechen. Die beiden Markttechnikexperten beurteilen die Ausgangslage des SMI optimistischer als die anderer europäischer Aktienindizes.

Pessimistische Credit Suisse

Auch für den früher für die Credit Suisse tätigen Autor des "Global Chart Outlook" befindet sich der SMI in einer Seitwärtsbewegung, solange die starken Widerstände zwischen 9250 und 9450 Punkten nicht nach oben durchbrochen werden können. Bis dahin hält er mittelfristig am "Flat" lautenden Anlageurteil fest.

Um einiges pessimistischer geben sich die Nachfolger des Autors bei der Credit Suisse. Die beiden Markttechnikexperten äussern sich zwar nicht konkret zum SMI, sehen die europäischen Aktienindizes jedoch als Ganzes in einer negativen Dreiecksformation. Sie schliessen nicht aus, dass die europäischen Aktienmärkte auf die Tiefs von 2016 zurückfallen. Damals notierte der SMI zeitweise bei 7425 Punkten. Noch teilen die Markttechnikexperten bei anderen Banken diese Meinung allerdings nicht.