Die Aktie des amerikanischen Biotechunternehmens Moderna hat innerhalb einer Woche einen Kursgewinn von 23 Prozent gesehen. Kein Wunder: Nachdem Biontech und Pfizer vor einer Woche wichtige Daten für eine Coronavirus-Impfung vorgelegt haben, erwartet man allgemein die nächste grosse Ankündigung von Moderna.

Wer derzeit nicht wie Biontech, Pfizer, Moderna, Curevac oder AstraZeneca an Impfstoffen forscht, steht nicht  so ganz im Zentrum der Diskussionen, wenn es sich um Pharmathemen dreht. Aber gerade in der Schweiz halten viele Aktionärinnen und Aktionäre Papiere von Roche oder Novartis. Warum dies kein Nachteil ist, beantwortet sich mithilfe der folgenden Punkte:

Was sagen die Aktienkurse?

Der Genussschein von Roche ist etwa so viel wert wie Anfang Jahr, bei Novartis steht ein Minus von 15 Prozent zu Buche. Roche erreichte nach dem Corona-Knick im April ein Kurs-Zwischenhoch bei 357 Franken, das etwas höher lag als der Vorkrisen-Stand im Februar. Jetzt kostet der Genussschein nur noch 314 Franken

Novartis fiel durch die Krise von hohen 96 Franken herunter und hat den Verlust nicht mehr aufgeholt. Aktuell kostet die Aktie 79,30 Franken, nachdem der Kurs über den Sommer und Herbst insgesamt zurückgegangen ist.

Die Kurse von Roche (rot) und Novartis (grün) in den vergangenen zwölf Monaten (Grafik: cash.ch).

Ist die «Impfstoff-Abwesenheit» ein Problem?

Novartis verfügt über keine wichtigen Forschungszweige für Impfstoffe und ist auch sonst nicht zentral im Kampf gegen die Corona-Pandemie tätig. Gebremst an der Börse wird Novartis aber wohl vor allem deswegen, weil im Moment bei Forschung, Produkten und Pipeline die Treiber fehlen. Diese Woche allerdings performte die Novartis-Aktie besser als das Branchenbarometer SXDP, also der Stoxx Europe 600 Health Care Index.

Roche ist wegen seiner Covid-19 Schnelltests stark in der Corona-Thematik involviert. Dies hat der Sparte Diagnostik enorm Schub gegeben. Aber auch bei Roche gibt es gewisse Fragezeichen wegen der übrigen Produkte in der Pharmasparte, die das Hauptgeschäft ausmachen.

Allerdings laufen auch längst nicht alle "Impfstoff-Aktien" gut. Der Pfizer-Aktie ist nach der Euphorie vergangene Woche die Luft schon wieder etwas ausgegangen. Der Kurs liegt etwa 4 Prozent unter dem Wert vom Jahresanfang. AstraZeneca liegt in der Year-to-date-Betrachtung um etwa 14 Prozent im Plus, bewegt sich aber schon seit längerem seitwärts. 

Wie steht es um die Geschäfte der beiden Konzerne?

Die grössten Umsatztreiber bei Novartis waren in den letzten Zwischenberichten des Konzerns das Mittel Entresto zur Behandlung von Herzschwäche, das "teuerste Medikament der Welt" Zolgensma gegen eine bestimmte Art von Muskelschwund und das Entzündungsmittel Cosentyx. Novartis spürt aber, dass sich seit Corona Menschen mit anderen Beschwerden seltener zum Arzt begeben.

Bei Roche lief das Pharma-Geschäft, also die andere Division neben Diagnostik, in den vergangenen Monaten ebenfalls unterdurchschnittlich. Roches Krebs-Medikamente Rituxan, Avastin und Herceptin sind Konkurrenzdruck ausgesetzt. 

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Somit gibt es sowohl bei Roche als auch bei Novarits gute Gründe für die Kursschwäche der vergangenen Monate. Dafür hat sich ein grosses Unsicherheitsthema für die Schweizer Pharmagrössen jüngst relativiert: Das doch eher knappe Ergebnis der US-Präsidentenwahl und die Tatsache, dass die Republikaner voraussichtlich die Senatsmehrheit behalten, lassen keine radikale Änderung der amerikanischen Gesundheitspolitik erwarten. Roche und Novartis sind stark im US-Markt verankert.

Was sagen die Analysten?

Die Beurteilungen von Pharmaexperten im Anlagegeschäft sind überwiegend sehr positiv. Bei Roche empfehlen 23 von Bloomberg erfasste Analysten den Genussschein zu Kauf. Sechs raten zum halten, einer hält den Verkauf für geboten. Das gemittelte 12-Monats-Kurssziel liegt bei 379 Franken. Würde der Kurs dorthin gehen, wäre das ein Plus von 20 Prozent.

Bei Novartis ein ähnliches Bild: 21 "Buy", sechs "Hold", zwei "Sell". Auch die Novartis-Aktie hat bei einem Kursziel von 94 Franken ein Kurspotential von rund 20 Prozent.

Kaufen, verkaufen, halten oder aufstocken?

Bei den beiden grossen Schweizer Pharma-Aktien darf man sich ruhig auf das Urteil verlassen, das die meisten Analysten fällen. Jetzt den Roche-Bon oder die Novartis-Aktie zu verkaufen, wäre falsch.

Zwar dürften beide Unternehmen respektive deren Börsentitel nicht sofort aus ihrer Schwächephase herauskommen. Trotzdem dürften die beiden Aktien wieder stärker im Kurs wachsen. Bei den aktuellen Kursen sind Roche und Novartis sogar relativ günstig zu haben.

Wie oft bei defensiven Titel verlangen Roche und Novartis wohl nach etwas Geduld. Aber beide Unternehmen sind in ihren Bereichen führend. Sie verfügen auch über genug Mittel für neue Forschungsprojekte und Zukäufe. Und auch wenn Corona das Weltgeschehen dominiert, andere Gesundheitsthemen sind letztlich und für die nähere Zukunft viel wichtiger. 

 

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