Die Credit-Suisse-Zahlen zum dritten Quartal sind einmal mehr von Sonderkosten belastet: Dieses Mal ist es der "Mosambik"-Fall, der gemäss Vorankündigung der Bank von Ende Oktober mit insgesamt 230 Millionen Dollar auf dem Ergebnis lastet. Die Zahlung soll den - nicht durch Rückstellungen gedeckten - Teil der Strafzahlungen an die Aufsichtsbehörden wie auch einen vereinbarten Schuldenerlass an das Land Mosambik abdecken.

Daneben dürfte das Ergebnis zum dritten Quartal von den Investoren einmal mehr auf Spuren der beiden Debakel um Archegos und Greensill unter die Lupe genommen werden. Insbesondere könnte das Ergebnis der Investment Bank vom Risikoabbau im "Prime Brokerage" gebremst worden sein. Unter Beobachtung steht auch die Entwicklung der verwalteten Vermögen und der Nettoneugeldzuflüsse - im zweiten Quartal waren noch netto Kundengelder abgeflossen. Hauptgrund waren Abflüsse im Raum Asien Pazifik, aber auch im Geschäft mit den reichen Privatkunden in der Schweiz floss mehr Geld ab als zu.

Der Kollaps des Hedgefonds Archegos Capital hat die Bank bereits fünf Milliarden Franken gekostet. Dazu kamen die Notabwicklung von zusammen mit Greensill geführten Fonds, die Beschattung eines früheren Spitzenmanagers sowie ein Bestechungs- und Betrugsfall. Beispiellose vier Untersuchungsverfahren der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma liefen parallel gegen Credit Suisse.

Analysten erwarten gemäss einer Umfrage der Nachrichtenagentur AWP 831 Millionen Franken Vorsteuergewinn. Im zweiten Quartal hatte die CS 813 Millionen Franken verdient. Im Vorjahresquartal waren auf dieser operativen Gewinnebene 803 Millionen Franken zusammengekommen. 

Eine detaillierte Vorschau zum CS-Ergebnis findet sich hier.

Über die neue Konzernstrategie wird bereits seit Wochen spekuliert. Der neue Verwaltungsratspräsident Antonio Horta-Osorio dürfte Insidern zufolge auf dem Investorentag vom morgigen Donnerstag eine neue Organisationsstruktur präsentieren, mit der die Grossbank endlich aus der Krise finden will.

Konkret peile Credit Suisse an, das bisher auf drei Divisionen verteilte Kerngeschäft mit reichen und superreichen Privatkunden in einer Division zusammenzuziehen. Das Institut würde damit die vom damaligen Konzernchef Tidjane Thiam 2015 verordnete Dezentralisierungsstrategie praktisch umkehren.

Zentralisierung der Vermögensverwaltung

Ein Schlüssel-Element dürfte  die Zentralisierung der Vermögensverwaltung sein. Über das Vorhaben hatte die Nachrichtenagentur Reuters bereits im Juni berichtet. Gegenwärtig sind drei Bereiche teilweise oder ganz im Vermögensverwaltungsgeschäft aktiv: Die im Heimmarkt tätige Swiss Universal Bank, das vor allem im restlichen Europa, dem Nahen Osten sowie Lateinamerika aktive International Wealth Management (IWM) sowie das Asien-Pazifik-Geschäft.

Thiam hatte die in der Branche ungewöhnliche Aufteilung verordnet, um mehr Eigenverantwortung und Kundennähe zu erreichen. Die Kehrseite sind Doppelspurigkeiten und damit verbunden höhere Kosten. Damit soll nun Schluss sein. "Der gegenwärtige organisatorische Set-up hat zu den Schwächen im Risiko-Management beigetragen", sagt ein ehemaliger Manager der Bank. "Komplexität ist hinderlich."

Keine drastischen Einschnitte bei der Investmentbank

Anleger, die auf drastische Einschnitte beim Investmentbanking hoffen, dürften enttäuscht werden. Credit Suisse werde ihre Strategie wohl weiter vor allem auf Unternehmer ausrichten, erklärt Vontobel-Analyst Andreas Venditti. Diese Kunden wollten einen direkten und schnellen Zugang zu Investmentbanking-Dienstleistungen wie dem Handel oder Kapitalmarkt-Transaktionen. Venditti hält es aber für möglich, dass das Institut mit einer weiteren Verlagerung von Kapital in die Vermögensverwaltung gewissen Investmentbanking-Geschäften die Grundlage entzieht. Dies wäre mit harten Entscheidungen verbunden, denn Teile des Investmentbankings wie etwa Verbriefungen seien in normalen Zeiten hochprofitabel.

Experten bezweifeln, dass die geplanten Massnahmen ausreichen, um Anleger in grossen Stil zurückzulocken. Denn während die Aktien des zuletzt erfolgsverwöhnten Rivalen UBS im laufenden Jahr über ein Drittel an Wert gewannen, büssten Credit Suisse zwölf Prozent ein. "Für eine substanzielle Neubewertung der Aktien sind mehr als nur geringfügige Änderungen und eine neue Aufstellung der Divisionen erforderlich", erklärt Analyst Venditti. Credit Suisse müsse beweisen, dass sie ihre Kapitalkosten nachhaltig verdienen könne. "In den vergangenen zehn Jahren ist ihr dies weitgehend misslungen."

(Reuters/AWP/cash)