Die Europäische Zentralbank (EZB) wird im Kampf gegen die Inflation aus Sicht von Volkswirten die Zinsen dieses Jahr noch mindestens zwei Mal nach oben setzen. Einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters zufolge erwarten alle 57 befragten Ökonomen, dass die EZB, wie ihre Präsidentin Christine Lagarde in Aussicht gestellt hat, den Einlagensatz auf der Zinssitzung am 16. März um 0,50 Prozentpunkte anheben wird. Damit würde der Satz, den Banken erhalten, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder parken, auf 3,0 Prozent steigen. Der Zins gilt an den Finanzmärkten derzeit als richtungsweisend.

Der weitere Zinserhöhungskurs nach März ist aus Sicht der Ökonomen dagegen weniger klar. Nach dem Mittelwert (Median) ihrer Erwartungen wird die EZB im zweiten Quartal den Einlagensatz um weitere 0,25 Prozentpunkte auf 3,25 Prozent anheben. Das ist im Median ihrer Prognosen zugleich auch der Gipfelpunkt beim Einlagensatz. Ein Konsens unter den Ökonomen besteht dazu jedoch nicht.

Von 56 Volkswirten gehen 26 davon aus, dass die Währungshüter den Einlagensatz im zweiten Quartal um 0,25 Prozentpunkte erhöhen werden, 19 rechnen dagegen mit einem stärkeren Schritt um 0,50 Prozentpunkte. Zwei Befragte gehen sogar von einer großen Erhöhung um 0,75 Punkte aus, neun erwarten dagegen gar keine Anhebung im zweiten Quartal.

Auch bei der Frage, wann die EZB im aktuellen Erhöhungszyklus letztmalig die Zinsen anheben wird, gibt es keinen Konsens unter den Experten. Von 56 Volkswirten erwarten zwölf den letzten Straffungsschritt schon im März. 21 rechnen damit im Mai und ebenfalls 21 im Juni. Ein Volkswirt erwartet die letztmalige Anhebung im September, ein weiterer im Dezember.

In der Erhebung gaben 26 von 28 Volkswirten auf eine zusätzliche Frage an, dass aus ihrer Sicht das Risiko besteht, der Zinsgipfel könnte oberhalb ihrer Prognose liegen. Eine Zinssenkung der EZB bereits in diesem Jahr halten die Ökonomen dagegen für unwahrscheinlich. Keiner der 22 Ökonomen, die eine Frage danach beantworteten, rechnet damit. Reuters befragte die Volkswirte vom 10. bis zum 15. Februar zu ihren geldpolitischen Erwartungen.

(Reuters)