Die US-Notenbank Fed um Präsident Jerome Powell setzt den geldpolitischen Schlüsselsatz um 0,25 Prozentpunkte auf die Spanne von 4,5 bis 4,75 Prozent. Der Markt hatte mit diesem Zinsschritt gerechnet.

Es ist die zweite Senkung der Fed im angebrochenen Zinssenkungszyklus. Im September ging die amerikanische Notenbank von 5,25 bis 5,5 Prozent auf 4,75 auf 5,0 Prozent herunter. Dies war die erste Verringerung seit der grossen Inflationswelle gewesen.

Die Inflationsrate war im September auf 2,4 Prozent gesunken. Im Jahr 2022 hatte diese zeitweise noch gut neun Prozent betragen. Die Rate liegt derzeit aber noch über dem von der Fed angestrebten Inflationsziel von zwei Prozent.

Fed will nach US-Wahlen Unsicherheit vermeiden

Zwei Tage nach der US-Präsidentschaftswahl sei der Fed daran gelegen, zusätzliche Unsicherheit zu vermeiden und die Märkte nicht zu überraschen, so der USA-Experten von KfW Research, Stephan Bales, zu dem allseits erwarteten Zinsschritt.

Die Inflation ist deutlich abgeflaut und bietet den Währungshütern um Fed-Chef Jerome Powell damit geldpolitische Beinfreiheit. Zum Jobmarkt erklärte die Fed: Auch wenn die Arbeitslosenquote weiterhin niedrig sei, hätten sich die Arbeitsmarktbedingungen im Allgemeinen entspannt. Zuletzt sorgten Schwächesignale vom Arbeitsmarkt für Aufsehen: Im Oktober kamen lediglich 12'000 neue Jobs ausserhalb der Landwirtschaft hinzu. Experten verweisen darauf, dass die Statistik durch die Folgen des Hurrikans «Milton» und den Streik beim Flugzeughersteller Boeing verzerrt wurde.

Fed-Beobachter Joachim Schallmayer von der DekaBank rechnet damit, dass die US-Notenbank bereits im Dezember eine weitere Senkung von 25 Basispunkten vornimmt: «Die Tür für weitere Zinssenkungen bleibt damit geöffnet. Allerdings wird die Fed diese mit Augenmass und ohne Eile - je nach Marktverfassung und Datenlage vornehmen.» Der überraschend grosse Zinsschritt von 50 Basispunkten, mit dem die Fed die geldpolitische Wende im September einleitete, werde allerdings die Ausnahme bleiben.

Mit dem Wahlsieg Donald Trumps gehen viele Anleger mittlerweile davon aus, dass die Zentralbank die Zinsen letztlich weniger stark senken wird als zunächst erwartet. Der Republikaner hat im Wahlkampf niedrigere Unternehmenssteuern und höhere Zölle angekündigt, was auch Konsequenzen für die Geldpolitik haben dürfte. «Erweisen sich die ersten Massnahmen der Trump-Regierung als inflationstreibend, wird die Fed vorsichtiger voranschreiten oder sogar in Warteposition gehen», meint Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank.

Wie weit sinkt der Leitzins noch?

Investoren stellten sich zuletzt darauf ein, dass die Zinssenkungen bereits Mitte nächsten Jahres enden und der geldpolitische Schlüsselsatz in einer Spanne von 3,75 bis 4,00 Prozent landen dürfte. Dies könnte für Zündstoff sorgen. Während seiner ersten Präsidentschaft von 2017 bis 2021 forderte Trump offen niedrige Zinsen und bezeichnete Powell sogar als «Feind», weil Zinserhöhungen der unabhängigen Notenbank seiner Ansicht nach das Wachstum unnötig bremsten. Trump hatte Powell Anfang 2018 zum Fed-Chef befördert. Der nun scheidende US-Präsident Joe Biden gewährte ihm eine zweite Amtszeit bis Mai 2026, die Powell eigenen Angaben zufolge auch zu Ende führen will.

Trump werde Powell wahrscheinlich für den Rest seiner Amtszeit auf dem Chefsessel belassen, berichtete CNN unter Berufung auf einen nicht näher genannten ranghohen Berater Trumps. Zwar könnte Trump seine Meinung noch ändern. Er und sein Wirtschaftsteam seien jedoch derzeit der Ansicht, dass Powell bis zum Ende seiner Amtszeit an der Spitze der Zentralbank bleiben sollte.

(cash/AWP/Reuters)