"Wir rechnen natürlich damit, dass es Auflagen geben wird", sagten Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach am Samstag in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters. Das sei bei solchen Verfahren üblich. "Wir hoffen, dass die Auflagen nicht allzu drastisch sind." Uniper erwarte eine Entscheidung dazu in den nächsten Tagen. Am Montag sollten die Aktionäre auf einer ausserordentlichen Hauptversammlung eigentlich über die Pläne abstimmen.

Maubach zufolge wird die Entscheidung der Brüsseler Wettbewerbshüter bis dahin nicht unbedingt vorliegen. Dies sei auch kein Muss. "Das wäre sicherlich besser gewesen, wir hätten es auch gerne viel früher gehabt. Aber es lässt sich so nicht anders machen." Am Freitag hatten die Kartellwächter der EU grünes Licht für die Pläne gegeben, wonach der Bund den durch den russischen Gaslieferstopp in Schieflage geratenen Konzern fast komplett übernehmen will. Der Bund hatte dazu mit Uniper und dessen finnischen Mehrheitsaktionär Fortum eine Vereinbarung getroffen. Die EU-Kommission muss den Plänen noch nach dem Beihilferecht zustimmen, wobei Auflagen fällig sein dürften.

Spekuliert wird unter anderem über eine Abgabe der Beteiligung Unipers an mehreren Kernkraftwerken in Schweden. Maubach machte deutlich, dass er diese gerne behalten wolle. "Das ist Teil des Portfolios, übrigens ein sehr erfolgreicher Teil unseres Portfolios." Anders sehe der Fall in Russland aus, wo die Beteiligung Unipro unter anderem mehrere Kohlekraftwerke betreibt. Es sei bekannt, dass Uniper seine russische Beteiligung verkaufen wolle, erklärte der Manager. "Wir haben unlängst bekannt gegeben, dass wir im Grunde alle Geschäftsbeziehungen zu diesem russischen Unternehmen gekappt haben. (...) Wir sind nur noch Anteilseigner." Uniper hoffe, den angestoßenen Verkauf bald zu Ende bringen zu können.

Maubach kündigte an, schon bald erklären zu wollen, wohin die Reise des bislang größten deutschen Gaskonzerns gehen soll. "Ich glaube, wir werden mit dem Bund und dem Aufsichtsrat als Vorstand sehr schnell besprechen müssen, wie unsere Strategie aussieht." Uniper habe eine Reihe von spannenden Wachstums-Plattformen aufgebaut, die man ausweiten könne. Dazu gehörten die Erneuerbaren Energien, Wasserstoff, Ammoniak oder Bio-Methanol, aber auch im Bereich des notwendigen Ausbaus von konventionellen Kraftwerken. "Wir werden Gas-Kraftwerke brauchen, wenn wir aus der Kohle und der Kernenergie ausgestiegen sind. Das können wir alles." Dies gehe aber nicht alles auf einmal, da die eigenen Mittel begrenzt seien. "Es braucht eine Diskussion mit unserem Anteilseigner über die Frage: Was wollen wir als Prioritäten setzen?"

(Reuters)