Nach der Gewinnwarnung von letzter Woche ist bei der Swiss Re der Schuss mehr oder weniger draussen. Der Konzern erhöht die Rückstellungen im US-Haftpflichtgeschäft (P&C Re) im dritten Quartal 2024 um 2,4 Milliarden US-Dollar. Insgesamt belaufen sich die Aufstockungen dieses Jahr damit bereits auf 3,1 Milliarden US-Dollar. Dies schlägt auf den Gewinn: Für das dritte Quartal 2024 wird nun noch ein kleiner Gewinn von rund 0,1 Milliarden erwartet, für die ersten neun Monate 2024 werden es damit rund 2,2 Milliarden Dollar sein.

«Abgesehen von der Erhöhung der Rückstellungen für das US-Haftpflichtgeschäft waren im dritten Quartal in allen Geschäftseinheiten der Gruppe gute Ergebnisse im Underwriting und bei den Kapitalanlagen zu verzeichnen», erklärte die Swiss Re vergangene Woche.

Im Zentrum des Interesses steht nun die Belastung durch Naturkatastrophen. Alleine die beiden Hurrikane «Helene» und «Milton» von Ende September beziehungsweise Anfang Oktober dürften nach Schätzungen des Versicherers Aon Schäden zwischen 34 und 54 Milliarden Dollar verursacht haben. Damit dürften die Belastungen für die Swiss Re das Budget für Grossschäden in der Rückversicherung im dritten Quartal wahrscheinlich übertreffen, schätzen Analysten.

Der Versicherer Zürich und der deutsche Rückversicherer Munich Re haben schon Schadenschätzungen für die Hurrikane «Helene» und «Milton» in ihren Bilanzen bekannt gegeben. So erwartet die Zurich insgesamt für die beiden Ereignisse Schadenzahlungen von 360 Millionen US-Dollar. Die Munich Re rechnet alleine für «Helene» eine halbe Milliarde Euro, hat aber noch keine Zahlen für «Milton» genannt.

Ein Thema bei der Swiss Re werden auch die Unwetter in Spanien sein, bei denen vor zwei Wochen mehr als 200 Menschen starben. Ersten Marktschätzungen zufolge dürften die Schäden insgesamt die Milliardengrenze übersteigen. Unklar ist noch, wie teuer die Sommer-Unwetter in der Schweiz werden.

Auf der anderen Seite treiben solche Katastrophen auch die Versicherungspreise hoch. So drängt der weltgrösste Rückversicherer Munich Re Erstversicherer wie Allianz und Axa angesichts immer teurerer Schäden zu weiteren Prämienerhöhungen bei deren Kunden.

Experten sehen kaum Aufwärtspotenzial

Swiss Re hat mit der jüngsten Gewinnwarnung die Jahresziele gesenkt: Neu erwartet der Konzern einen Reingewinn von mehr als 3 Milliarden Dollar (bisher: über 3,6 Mrd). Zudem erwartet der Rückversicherer, dass die Sparte P&C Re den angestrebten Schaden-Kosten-Satz von weniger als 87 Prozent im Jahr 2024 aufgrund der erhöhten Rückstellungen im dritten Quartal nicht erreichen wird. Dagegen seien die anderen beiden Sparten auf Kurs zu den Jahreszielen, hiess es in der Gewinnwarnung. So soll die Erstversicherungssparte Corporate Solutions eine Combined Ratio von weniger als 93 Prozent erreichen. Und die Lebensparte wird voraussichtlich einen Gewinn von rund 1,5 Milliarden Dollar einfahren.

In den kommenden Jahren sieht die Swiss Re im Cyber-Geschäft oder in der Engineering-Rückversicherung für die Baubranche gute Wachstumschancen.

Analysten sind beim Rückversicherer geteilter Meinung. Von 22 Experten empfehlen neun, die Swiss-Re-Titel zu kaufen, während zehn ein Halten und drei zum Verkauf raten. Das durchschnittliche Kursziel der von AWP befragten Analysten liegt bei knapp 121 Franken. Ein Aufwärtspotenzial gibt es kaum, da die aktuellen Notierungen bereits nahe am durchschnittlichen Kursziel sind.

Mit einem Plus von rund 30 Prozent im bisherigen Jahresverlauf gehören die Swiss-Re-Aktien jedoch zu den Favoriten unter den Blue Chips. Der Leitindex SMI hat im selben Zeitraum einen Anstieg um knapp sieben Prozent verzeichnet. Bereits im vergangenen Jahr entwickelten sich die Titel überdurchschnittlich.

(AWP/cash)